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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Das Treppenhaus grenzte an keine der Wohnungen. Es lag zwischen der Außenwand des Gebäudes und dem Aufzugschacht. Im Haus war es nachts sowieso immer ruhig. Die meisten Bewohner hatten entweder kleine Kinder oder es waren ältere Leute. Selbst samstags hatte man den Eindruck, dass um zehn alle im Bett waren.
    Lizzie hielt die Jacken an die Brust gepresst. »Ich … kann … sie … nehmen«, brachte sie heraus.
    Gregor und sein Vater fassten sich an den Unterarmen und setzten die Großmutter darauf. Auf diese Weise hatten sie sie auch in der Wohnung schon herumgetragen, wenn ihre Arthritis besonders schlimm war.
    »Bleib dicht bei uns, Schatz«, sagte Gregors Vater zu Lizzie. »Halt dich an meinem Arm fest, damit ich weiß, dass du da bist.«
    So ineinander verknäuelt gingen sie zusammen die Treppe hinunter. Sie waren zwei Stockwerke tiefer, als die Ratten wieder zu hören waren. Erst nur ganz leise. Aber mit jeder Stufe, die sie hinabstiegen, wurde es lauter, bis sie schließlich rufen mussten, um sich zu verständigen.
    »Beeilt euch!«, sagte seine Mutter. »Es ist nicht mehr weit!«
    Schließlich sahen sie die Tür zum Hausflur. Seine Mutter ging rückwärts in den Flur und hielt die Tür auf, während Gregor und sein Vater hinterherstolperten. »Draußen gehen wir sofort zur Avenue. Wir nehmen ein Taxi zur Bushaltestelle. Komm, Lizzie! Komm schon, Schatz!«, sagte Gregors Mutter.
    Tränen liefen Lizzie über die Wangen. Sie war am Fuß der Treppe stehen geblieben und keuchte so heftig, dass sie nicht sprechen konnte. Gregors Mutter setzte sich Boots auf die Hüfte und legte Lizzie einen Arm schützend um die Schulter. Zusammen flohen sie zum Ausgang.
    Hier war der Lärm der Ratten schlimmer denn je. Ihr Quieken war in fürchterliches Kreischen übergegangen. Sie kratzten jetzt zielgerichtet in der Wand und versuchten durch den Putz zu dringen.
    Gregor und sein Vater waren als Erste am Ausgang. Es war eine Flügeltür aus dickem, gewölbtem Glas. Sie stellten die Großmutter hin und Gregors Vater fasste die Klinke. Er hatte die Tür schon einen Spalt geöffnet, als Gregor etwas sah. Er ließ die Großmutter los und warf sich mit derSchulter gegen das Glas, sodass die Tür wieder ins Schloss fiel.
    Sein Vater fing die Großmutter auf und sackte dabei auf die Knie. Gregor sah, dass seine Mutter ihn anschrie, doch über den Lärm der Ratten hinweg konnte er sie nicht verstehen. Da er wusste, dass die anderen ihn auch nicht hören konnten, schlug er auf Kniehöhe mit der Faust gegen die Glasscheibe der Tür. Die anderen schauten dorthin.
    Hunderte von Ratten pressten sich von außen gegen die Tür und besabberten das Glas, während sie versuchten, es durchzunagen.

5. Kapitel
    A lle bis auf Gregor taumelten zurück und drängten sich in der Mitte des Flurs zusammen. Lizzie kauerte sich auf den Boden, sie keuchte und ihre Handflächen waren schweißnass. Gregors Mutter kniete daneben, einen Arm fest um Lizzie geschlungen, den anderen um Boots, die gerade aufwachte. Boots rieb das verschlafene Gesicht an der Schulter ihrer Mutter und blinzelte ins Neonlicht. Gregors Vater hatte sich wieder aufgerappelt und stützte die Großmutter. Die hatte die Augen zugekniffen und hielt sich die Ohren zu.
    Gregor wagte nicht die Tür loszulassen und zu den anderen zu gehen. Er befürchtete, das Schloss würde dem Druck der Ratten nicht standhalten. Er presste sich mit dem Rücken gegen die Tür und schaute hilflos zu den anderen. Sie konnten hier nicht raus. Was sollten sie tun?
    Da bemerkte seine Mutter offenbar etwas, und es schien,als würde sie aufhören zu atmen. Gregor folgte ihrem Blick zu der Wand rechts von ihm. Zuerst sah er nichts. Dann kam knapp über der Fußleiste eine Staubwolke heraus und eine Rattenschnauze bohrte sich durch den Putz.
    »Na gut!«, schrie Gregors Mutter. »Na gut, sie können gehen!«
    Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Augenblicklich verstummte der Lärm der Ratten. Gregor hörte nur noch Lizzies unregelmäßiges Keuchen, das Surren der Neonlampen und das ferne Rauschen des Verkehrs auf der Straße. Er schaute hinunter zur Glastür. Keine Ratte in Sicht. Doch er wusste, dass sie da waren und lauerten, in den Wänden und im Gebüsch.
    »Wir können gehen?«, sagte Gregor.
    »Ihr könnt gehen«, sagte seine Mutter heiser. »Aber diesmal komme ich mit.«
    »Los, wir gehen nach oben und besprechen alles«, sagte Gregors Vater.
    Gregor ging zu Lizzie und half ihr auf. »Alles klar,

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