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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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gern, dass Samstag und Sonntag ihre freien Tage seien, weil sie dann nur bis vier arbeitete. Sie verlor kein Wort darüber, dass sie auch am Wochenende um sechs Uhr früh anfangen musste. Nein, seine Mutter klagte nie.Wahrscheinlich, weil sie so dankbar war, dass alle nach Hause zurückgekehrt waren. Und jetzt sollte er ihr sagen, dass sie wieder ins Unterland mussten.
    »Wie war’s im Kino?«, fragte sie lächelnd, als sie hereinkamen.
    »Wir waren nicht im Kino, Mom«, sagte Gregor.
    Seine Mutter zog fragend die Augenbrauen hoch, doch bevor Gregor weiterreden konnte, ging die Küchentür auf und Mrs Cormaci steckte den Kopf zu ihnen herein. »Ihr seid wieder da, das ist gut. In drei Minuten gibt’s Essen«, sagte sie und verschwand wieder in der Küche.
    »Was macht die denn noch hier?«, platzte Gregor heraus.
    »Ich hab sie zum Abendessen eingeladen. Sie hat ja schließlich den Eintopf gekocht. Und dann haben sie und die Mädchen nicht einmal erlaubt, dass ich helfe«, sagte seine Mutter. »Was hast du denn plötzlich? Ich dachte, du magst Mrs Cormaci.«
    »Tu ich auch«, sagte Gregor. »Klar.«
    »Dann wasch dir die Hände und arbeite mal ein bisschen an deinem Benehmen«, sagte seine Mutter.
    Wieder ging die Küchentür auf. Diesmal steckten Lizzie und Boots die Köpfe heraus. »Noch zwei Minuten«, sagte Lizzie wichtig.
    »Zwei!«, echote Boots.
    »Los, Gregor, Hände waschen«, sagte sein Vater. »Wir können deiner Mutter später von heute Nachmittag erzählen.«
    Gregor hatte verstanden. Sie konnten erst vom Unterland erzählen, wenn Mrs Cormaci weg war. Aber wer wusste, wann das sein würde? So viele Stunden waren es nicht mehr bis Mitternacht.
    Das ganze Abendessen über war er zappelig und wartete darauf, dass Mrs Cormaci endlich nach Hause ging. Er hatte ein schlechtes Gewissen, denn sie fühlte sich offensichtlich pudelwohl. Alle waren da, seine Schwestern, seine Mutter, selbst die Großmutter war aufgestanden und aß mit ihnen am Tisch statt von ihrem Tablett im Bett. Es gab Eintopf und warmes Brot, und Mrs Cormaci hatte mit Gregors Schwestern einen Überraschungskuchen gebacken. Es war ein richtiges Fest. Aber Gregor konnte es nicht genießen, er dachte die ganze Zeit daran, dass er ins Unterland musste, um Ares zu helfen.
    Das Essen zog sich endlos hin. Dann setzten sich alle ins Wohnzimmer, um noch eine Weile zu plaudern. Gregor gähnte übertrieben, in der Hoffnung, Mrs Cormaci würde den Wink verstehen, aber sie schien es gar nicht zu merken. Gegen halb zehn stand sie endlich auf, reckte sich und sagte, sie müsste jetzt langsam nach Hause und ins Bett.
    Alle waren so aufgekratzt, dass es eine weitere Stunde dauerte, bis die Großmutter, Lizzie und Boots im Bett lagen. Als Gregors Mutter allen einen Gutenachtkuss gegeben hatte, nahm Gregor sie bei der Hand und führte sie wortlos in die Küche. Sein Vater folgte ihnen auf dem Fuß.
    »Was ist los? Was habt ihr zwei?«
    »Ich hab heute Nachricht vom Unterland gekriegt. Wir haben unterm Central Park mit Ripred gesprochen, und weißt du was, Mom, Ares liegt im Sterben und Boots und ich müssen runter und ihm helfen! Heute! Um Mitternacht!« Ehe er sich’s versah, waren die Worte, die er auf dem Herzen gehabt hatte, auch schon heraus. Sofort bereute er seinen spontanen Ausbruch. Das entsetzte Gesicht seiner Mutter verriet ihm, dass er ihr die Nachricht schonender hätte beibringen sollen.
    »Ihr geht nicht da runter! Auf gar keinen Fall! Nie wieder geht ihr da hin!«, sagte sie.
    »Mom, du verstehst das nicht«, sagte Gregor.
    »Ich verstehe ganz gut! Erst war dein Vater da unten jahrelang eingesperrt. Dann bist du mit Boots von einem Moment auf den anderen verschwunden. Mein kleines Mädchen von Riesenkakerlaken entführt! Da gibt es nichts zu verstehen und nichts zu bereden! Ihr geht da nie wieder runter. Das kommt überhaupt nicht infrage!« Seine Mutter hielt die Lehne eines Stuhls so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Jetzt mischte Gregors Vater sich ein. Er setzte sie an den Tisch und versuchte die Lage in ruhigem, vernünftigem Ton zu erklären. Je länger er sprach, desto größer wurden ihre Augen vor Staunen.
    »Was hast du der Ratte gesagt? Dass Gregor und Boots kommen? Hast du Gregor gesagt, er kann da runter?«, fragte sie.
    »Natürlich nicht! Aber so einfach ist es auch nicht, eine ganze Bevölkerung sterben zu lassen! Da unten gibt es auch viele gute Menschen und Tiere, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben,

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