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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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beunruhigt. »Oder?«
    Mit seinem angedeuteten Lächeln sagte Hamnet: »Frag die Skelette.«

14. Kapitel
    W ährend Gregor überlegte, ob er die Nerven hatte, durch einen Dschungel voller lebensgefährlicher Pflanzen zu gehen, kümmerte sich Hamnet um die praktischen Probleme der Reise. Das Allerwichtigste war Licht. Statt der üblichen Fackeln hatten die Regalianer Glaslampen mit Griffen besorgt. Sie hatten einen Docht und waren zur Hälfte mit einem blassen, süßlich riechenden Öl gefüllt. Wenn das Glas nicht zerbrach, konnte die Flamme den Pflanzen nichts anhaben.
    Genau in dem Moment, als Gregor seine Öllampe anzünden wollte, gaben die Batterien seiner Taschenlampe den Geist auf. Zu seiner großen Überraschung konnte er trotzdem noch sehen. Nicht besonders gut, nicht wie bei Tageslicht, doch genug, um die Umrisse der Pflanzen zu erkennen. Das Lagerfeuer war gelöscht, seine Taschenlampe war aus, sie hatten die Lampen noch nicht angezündet, unddoch konnte man im ganzen Dschungel sehen. Er stellte die Lampen auf den Boden, um der Sache auf den Grund zu gehen. Woher kam das Licht? Es schien vom Boden selbst auszugehen. Weiter oben wurde es schwächer, und in etwa vier Metern Höhe löste es sich in Finsternis auf.
    Er ging zu einer Stelle, an der das Licht am stärksten war, und entdeckte dort einen schmalen, aber tiefen Fluss. Im Flussbett blitzten Lichtstrahlen auf. So etwas Ähnliches hatte er einmal im Land der Krabbler gesehen – einen Fluss, auf dessen Grund kleine Vulkanausbrüche zu sehen waren –, doch waren die Ausbrüche dort nicht so groß und heftig gewesen wie hier. Gregor tauchte eine Hand in den Fluss und spürte, wie das warme Wasser um seine Finger strömte.
    »Hunderte solcher Flüsse fließen kreuz und quer durch den Dschungel«, hörte Gregor Ripred hinter sich sagen. »Geh nicht hinein, trink nicht daraus und benutz deine Finger nicht als Köder.«
    Schnell zog Gregor die Hand aus dem Wasser. Gleich darauf schnappten zwei Reihen spitzer Zähne genau dort zu, wo eben noch seine Finger gewesen waren. »Was war das?«, fragte er und trat ein paar Schritte zurück.
    »Irgendetwas, das dich lecker findet«, sagte Ripred.
    »Können wir deshalb nicht aus den Flüssen trinken? Weil es zu gefährlich ist, Wasser zu schöpfen?«, fragte Gregor.
    »Nein, das Wasser ist vergiftet. Wenn du es trinkst, stirbst du«, sagte Ripred.
    Gregor ging sofort zu Temp und erklärte ihm, wie gefährlich die Flüsse waren, damit er Boots davon fernhielt. »Fluss schlecht«, sagte Temp.
    Doch als Gregor Boots erklärte, sie dürfe nicht zum Wasser gehen, schaute sie sich begeistert um, lief zum Fluss und schrie: »Wasser? Wir schwimmen gehen?«
    Er rannte hinter ihr her und hielt sie am Arm fest. »Nein! Nicht schwimmen! Schlechtes Wasser, Boots! Du-fasst-das-Wasser-nicht-an!« Er sagte es so scharf, dass ihre Mundwinkel sich nach unten verzogen und ihre Augen sich mit Tränen füllten. »He, ist ja schon gut. Nicht weinen.« Er nahm sie in die Arme. »Geh einfach nicht zum Wasser, ja? Es ist … es ist zu heiß«, sagte er. »Wie im Bad, weißt du?«
    Das schien sie eher zu begreifen. Wenn die Ölheizung in ihrem Haus lief, kam manchmal brühend heißes Wasser aus dem Wasserhahn.
    »Aua?«, fragte sie.
    »Genau. Aua.« Er hob sie hoch und trug sie zu den anderen. »Reitest du auf Temp?«, fragte Gregor.
    »Jaaa!«, rief Boots. Sie wand sich aus Gregors Armen und kletterte auf den Rücken des Kakerlaks. »Und nicht das Wasser anfassen, Temp!«
    Das beruhigte Gregor ein wenig. »Und auch keine Pflanzen!«, fügte er hinzu.
    »Auch keine Pflanzen!«, sagte Boots streng zu Temp.
    Vikus, Solovet und die anderen hatten ihnen mehrere Rucksäcke dagelassen. In einem, den Gregor tragen sollte, befanden sich Erste-Hilfe-Utensilien und Brennöl. Dreigrößere Rucksäcke mit Proviant übernahmen die Ratten. Die Rucksäcke hatten Riemen für die Vorderfüße der Ratten und einen Gurt, den sie unterm Bauch festschnallen konnten. Nike transportierte mehrere schwere Wasserbeutel aus Leder.
    Zweifelnd schaute Gregor in das dichte Gestrüpp. »Wie willst du hier vorwärtskommen, Nike?« Sie würde nicht viel fliegen können, und Fußmärsche waren für Fledermäuse sehr beschwerlich.
    »Weiter oben gibt es Stellen, die nicht so dicht bewachsen sind«, sagte Nike. »Ich werde über die Lianen hinwegfliegen, wenn es nötig ist, und mit euch marschieren, soweit möglich. Willst du mit deiner Schwester auf mir fliegen?«
    Gregor

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