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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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hatte sie vorher auf den Hinterbeinen gestanden. Aber selbst auf allen vieren war sie ein beeindruckendes Tier. Sechs Meter von der Nase bis zum Schwanz und überall mit dieser blaugrün schillernden Haut bedeckt. Der Kamm hatte noch verschiedene andere Farben, aber jetzt, da er eingeklappt war, konnte man das nicht erkennen. Frills Füße waren wunderschön, mit fünf langen Zehen, die alles Mögliche umfassen konnten.
    »Du hast eine schöne Eidechse«, sagte Gregor zu Hazard. Der Junge sah ihn überrascht an.
    »Daaaaankeeeee«, sagte Frill mit einem langen heiseren Zischen.
    Das hätte Gregor sich denken können. Er hatte denselben Fehler gemacht wie bei seinem ersten Besuch im Unterland mit den Fledermäusen. Frill war genauso wenig ein Haustier wie Ares. Sie verstand alles, was die Menschen sagten. Schließlich hatte sie den Ball wieder ausgespuckt, als Hamnet sie darum gebeten hatte.
    »Tut mir leid«, sagte Gregor. »Ich wusste nicht, dass du …«
    »Deeeenken kannnnst?«, zischte Frill.
    Hazard wandte sich zu Frill und stieß mehrere merkwürdige Zischlaute aus. Frill zischte etwas Unverständliches zurück, und die beiden lachten. Gregor hatte es noch nie erlebt, dass ein Mensch im Unterland eine andere Sprache sprach.
    Frill senkte den Kopf und Hazard hängte ihr einen großen Rucksack aus Reptilienhaut um den Hals. Sie zischten weiter miteinander, während Hazard den Rucksack unter Frills Kamm befestigte.
    »Was macht der da?«, fragte Ripred Hamnet mit gerunzelter Stirn. »Kann er mit dem Zischer reden?«
    »Hazard kann mit jedem reden. Na, jedenfalls versucht er es, wenn es sich ergibt«, sagte Hamnet mit leisem Stolz. »Los, quiek ihn mal an.«
    »Was?«, fragte Ripred.
    »Grüße ihn auf Rättisch«, sagte Hamnet.
    Ripred beäugte den kleinen Jungen und stieß ein hohesQuieken aus. Fast augenblicklich produzierte Hazard einen Laut, der von Ripreds nicht zu unterscheiden war.
    »Was heißt das? Heißt das ›hallo‹? Ich habe mich ein paarmal mit Mäusen unterhalten, aber bei denen klingt ›hallo‹ so …« Jetzt stieß Hazard ein ganz hohes Piepsen aus. Die drei Ratten verzogen das Gesicht.
    »Na, das wurde ja auch Zeit, dass sich mal einer von euch die Mühe macht, sich in einer anderen Sprache zu verständigen«, sagte Ripred. »Auf die Dauer ist es etwas mühsam, dass wir alle Menschisch lernen müssen, wenn wir uns mit euch unterhalten wollen. Kannst du das auch?«
    »Ich kann mich mit Zischisch durchschlagen«, sagte Hamnet. »Hier und da einen Brocken in anderen Tiersprachen. Aber ich habe nicht Hazards Ohr.«
    »Du hast zu spät damit angefangen. Wenn die Kleine hier jetzt mit Krabblisch anfangen würde, könnte sie es am Ende der Reise fließend sprechen«, sagte Ripred und stupste Boots mit der Schwanzspitze an. »Selbst der Krieger … nein, vergiss den Krieger. Der versucht jetzt schon seit Monaten, die Grundlagen der Ultraschallortung zu erlernen, aber ohne Erfolg. Krieg das endlich mal in deinen Schädel, okay, Gregor? Und pass auf, dass du dein gewaltiges Hirn nicht mit zu vielen Aufgaben auf einmal belastest.«
    Gregor sagte nichts, nahm sich jedoch vor, die Shrimps in den Fluss zu kippen, bevor Ripred einen Bissen davon bekam. Dämliche Ratte.
    »Also, gehen wir?«, sagte Ripred.
    »Ja, wir haben uns hier schon zu lange aufgehalten«, sagte Hamnet. »Frill geht voran und ich bilde das Schlusslicht. Wir nehmen den Weg, der am Tantalusbogen beginnt. Später wird er vom Dschungel überwuchert. Denkt daran, vorsichtig aufzutreten und nichts zu zerstören. Und passt gut auf eure Vorräte auf. Die Flieger hatten ihre Gründe, diesen Ort Tantalusbogen zu nennen.«
    »Was ist Tantalus?«, fragte Gregor Nike, als er die Wasserbeutel auf ihrem Rücken zurechtrückte.
    »Das war ein Mensch. Ein Überländer, der vor langer Zeit gelebt hat. Er hatte ein schweres Verbrechen begangen. Zur Strafe musste er in einem Teich unter einem Baum mit köstlichen Früchten stehen. Er hatte großen Hunger und Durst. Doch wenn er sich hinunterbeugte, um zu trinken, wich das Wasser zurück. Wenn er eine Frucht pflücken wollte, entzog sich der Ast seinem Griff.«
    »Ist er so gestorben?«, fragte Gregor.
    »Er war bereits tot«, sagte Nike. »Es war eine Strafe für die Ewigkeit.«
    Gregor versuchte die Geschichte zu begreifen und zu verstehen, was sie genau mit dem Dschungel zu tun hatte, als einer nach dem anderen aus der Gruppe durch den Bogen hindurchging. Als Erstes ging Frill, Hazard auf dem Rücken.

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