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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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fand, dass er sie nicht bitten konnte, zusätzlich zu den Wasserbeuteln auch noch ihn und Boots zu tragen. Außerdem wollte Temp ganz bestimmt nicht ohne sie laufen. »Wir gehen zu Fuß«, sagte er.
    Er zündete eine Lampe an und bereitete sich auf den Abmarsch vor. Als Reserve hängte er sich eine Taschenlampe an eine Gürtelschlaufe. Den großen Rucksack mit den Erste-Hilfe-Utensilien und dem Öl setzte er auf den Rücken. Den kleineren Rucksack, in den Mareth die Taschenlampen gepackt hatte, trug er vor der Brust. Darin waren auch einige Sachen, die Dulcet ihm für Boots mitgegeben hatte – Ersatzwäsche, eine Decke, Spielzeug, ein paar Kekse und eine Bürste. Gregor nahm den Spiegel von Nerissa aus der Hosentasche und packte ihn dazu. Zwar hatte er keine Kopie der Prophezeiung dabei, aber Boots spielte gern mit Spiegeln, und es war bestimmt gut, wenn er sie hin und wieder ablenken konnte. Den Weinschlauch mit Shrimps in Sahnesoße legte er sich um den Hals. Eigentlich waren die Shrimps als Leckerei für Ripred gedacht. Gregor hatte immer noch vor, sie Ripred zu geben, aber er fand es gut, sie als Pfand in der Hinterhand zu haben. Es wäre doch lustig, Ripreds Lieblingsessen ins Spiel zu bringen, wenn er im Dschungel einen Gefallen von ihm brauchte.
    Gregor dachte, er hätte alles, als Temp ihn anstupste. Er drehte sich um. Im Maul trug der Kakerlak ein Schwert, das in einer Scheide steckte. »Nicht vergessen das, nicht vergessen«, sagte Temp.
    Woher kam das Schwert auf einmal? Gregor hatte es bis jetzt noch gar nicht gesehen. Solovet musste es ihm dagelassen haben. Unbeholfen schnallte er den weiten Ledergürtel enger und versuchte das Schwert so hineinzustecken, dass er gut drankam. Jetzt lag es auf seiner rechten Hüfte, die Spitze zeigte nach vorn. So war es nicht richtig. Schließlich drehte er es so, dass es auf der linken Hüfte lag und die Spitze nach hinten zeigte. Jetzt konnte er mit der rechten Hand mühelos den Griff fassen und das Schwert herausziehen.
    »Na, haben wir’s geschafft, Krieger?«
    Gregor schaute auf und sah, dass Hamnet ihn beobachtete. Er trug kein Schwert, nur ein kleines Messer in einem Futteral am Bein.
    »Das werd ich wohl merken, wenn ich es brauche«, sagte Gregor und schnallte den Gürtel fest wie ein alter Hase. Das Schwert schlug ihm störend ans Bein.
    »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte Hamnet.
    Gregor überlegte, ob er dreizehn oder vierzehn sagen sollte. Er war zwar dünn, aber ziemlich groß für sein Alter. Wenn er älter wäre, hätte Hamnet vielleicht mehr Respekt vor ihm. Nein, wahrscheinlich nicht.
    »Elf«, sagte Gregor.
    »Elf«, wiederholte Hamnet, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er sah fast traurig aus.
    »Aber ich werde bald zwölf«, sagte Gregor. Er sagte das, als wäre es von Bedeutung, aber was hieß das schon? Ihm fiel dazu nur ein, dass er im Kino dann den vollen Eintrittspreis bezahlen musste. Und das war kein Gedanke, der zu einem Krieger passte. »Wieso?«
    »Ich dachte mir nur gerade, dass meine Mutter nicht lange gebraucht hat, um dich in ihre Klauen zu bekommen«, sagte Hamnet.
    Gregor merkte schon wieder, wie die Wut in ihm hochkochte. »Hör mal, ich weiß nicht, was für Probleme du mit Solovet hast. Aber ich bin nicht wegen deiner Mutter hier. Ich bin wegen meiner Mutter hier. Sie hat die Pest.« Es regte ihn auf, seine Mutter zu erwähnen. Zu seiner Überraschung traten ihm Tränen in die Augen. Er blinzelte sie weg, schaute nach unten und machte sich wieder an seinem Gürtel zu schaffen. Er wollte nicht, dass Hamnet ihn weinen sah. »Also, vielleicht könntest du dich einfach zurückhalten, okay?«, sagte er schroff.
    Eine Weile sagten sie beide nichts. »Ich halte mich zurück, wenn du das Schwert in deinem Gürtel lässt«, sagte Hamnet dann. »Einverstanden?«
    Gregor nickte. Er brauchte noch einen Moment, bis er sich wieder gefasst hatte. Als er aufschaute, war Hamnet zu Ripred gegangen, um einen Riemen an seiner Schulter richtig einzustellen. Gregor ging es jetzt ein wenig besser. Er wollte nicht im Streit mit Hamnet in den Dschungel aufbrechen. Es genügte schon, von drei Ratten gepiesackt zu werden. Außerdem hatte er sowieso nicht vor, das Schwert zu ziehen.
    Erst als alle bepackt waren, kam Frill aus ihrem Versteck im Gestrüpp gekrochen und gesellte sich zu ihnen auf die Lichtung. Sie war gar nicht fünf Meter groß, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Gregor befand sich mit ihr etwa auf Augenhöhe. Offenbar

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