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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Dann kamen Mange und Lapblood. Gregor ging neben Temp und Boots her. Und Ripred ging mit Hamnet am Ende der Reihe. Nike flog hoch und verschwand in den Lianen.
    Nachdem sie durch den Tantalusbogen hindurch waren, änderte sich alles – als wären sie durch ein Tor in eine andere Dimension eingetreten. Der steinige Boden unter ihren Füßen verwandelte sich in Moos. Der beißende Geruch fauliger Pflanzen lag in der dicken Luft. Auch ohne Thermometer hätte Gregor geschworen, dass es zehn Grad wärmer war als vorher. Und die Geräusche des Dschungels, die bisher in angenehmer Entfernung zu hören waren, dröhnten ihm jetzt in den Ohren.
    Schon nach wenigen Minuten war er schweißgebadet und er überlegte, ob er die Beine seiner langen Hose abschneiden sollte. Die Riemen des Rucksacks schnitten ihm in die Schultern. Von der warmen, feuchten Luft fing seine Nase an zu laufen. Er hatte im Unterland noch nie geschwitzt, und gefroren hatte er nur, wenn er nass geworden war. Normalerweise war es angenehm, wenn man im kurzärmeligen T-Shirt herumlief.
    Der weiche Moosteppich ging in tückisches Wurzelgeflecht über. Die Wurzeln waren unterschiedlich hoch, und im flackernden Licht der Flüsse konnte man kaum erkennen, wie hoch man die Füße heben musste. Hinzu kam, dass Gregor für seine elf Jahre ziemlich große Füße hatte. Seine Eltern lachten immer darüber und sagten, er würde schon noch hineinwachsen. Doch er kam sich in den Wanderstiefeln, die Mrs Cormaci ihm geschenkt hatte, unheimlich schwerfällig vor. Die Stiefel waren ihm von einem ihrer erwachsenen Söhne vererbt worden und sie waren eineNummer zu groß – Gregor hatte vorn Toilettenpapier hineingestopft, damit sie passten –, er musste also noch mit einem weiteren Zentimeter fertig werden. Alle anderen gingen leichten Schrittes – Frill, die Ratten und Temp mit seinen feinen Kakerlakbeinen. Gregor schaute über die Schulter, um zu sehen, wie Hamnet ging, und da stolperte er über eine Wurzel und stieß gegen Mange.
    »Warum nimmst du nicht diese albernen Dinger von den Füßen?«, fuhr Mange ihn an.
    Doch das wagte Gregor nicht. Wer wusste schon, was für Viecher am Boden lauerten? Er dachte an Zähne, Stacheln und Scheren und behielt die Schuhe an.
    Boots, die bequem auf Temps Rücken saß, vergnügte sich damit, dem Kakerlak das Abc-Lied beizubringen. Der Kakerlak hielt sich tapfer bis zum Buchstaben K, aber bei L-M-N-O-P kam er immer wieder durcheinander. Dieser Teil des Lieds war auch tatsächlich ziemlich schnell und kompliziert. »Elemenopee!«, sang Boots, als wäre es ein einziger langer Buchstabe.
    »Elenenemopeeo«, sang Temp, schief wie immer.
    Eine Weile ritt Hazard auf Frill dahin und drehte sich immer wieder zu Boots und Temp um. Schließlich rutschte er von Frills Rücken und kam zu ihnen gelaufen. »Was singt ihr da?«
    »Ich singe A-B-C«, sagte Boots. »Wer bist du?«
    »Ich bin Hazard«, sagte der Junge und stolperte leicht über eine Wurzel. »Bringst du mir das Lied bei?«
    Was für eine Frage! Boots brachte für ihr Leben gern jemandem etwas bei. Schon bald arbeiteten sich drei Stimmen durch das Lied. Gregor dachte, es würde die Ratten in den Wahnsinn treiben, aber Mange und Lapblood flüsterten intensiv miteinander, und Ripred brachte Hamnet über die Ereignisse während dessen zehnjähriger Abwesenheit auf den neuesten Stand. Nein, der Einzige, der fast wahnsinnig wurde, war Gregor, während die drei Grüppchen das Ihre zu den Dschungelgeräuschen beitrugen, die Gregor sowieso schon in den Ohren wehtaten. Er sehnte sich nach einem ruhigen Moment zum Nachdenken, um seinen Geist dorthin zu bringen, wo sich sein Körper befand, und die Prophezeiung des Bluts im Lichte der letzten Ereignisse zu betrachten, aber auf diesen ruhigen Moment würde er noch lange warten müssen.
    Als Hamnet vorschlug, eine Pause zu machen, war Gregor völlig durchgeschwitzt. Die Socken in seinen Stiefeln fühlten sich matschig an. Zwischen den Schulterblättern quälte ihn vom Rucksacktragen ein stechender Schmerz. Er hätte das Gletscherwasser mit drei großen Schlucken austrinken können, doch er beschloss, die edle Flasche, die Mareth ihm eingepackt hatte, für später aufzuheben. Er wollte etwas Wasser bei sich haben für den Fall, dass Boots es brauchte oder er von der Gruppe getrennt wurde.
    Als Rastplatz hatte Hamnet eine kleine Lichtung ausgesucht, die auf einer Seite von einer Reihe bemooster Felsen begrenzt wurde. Gregor hörte Wasser gluckern,

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