Gregor und der Spiegel der Wahrheit
trinken gegeben haben«, sagte Hamnet.
Gregor drückte seine Nase an Boots. Sie schlug die Augen auf und lächelte ein wenig. »Hallo, du«, flüsterte er.
Boots bewegte die Lippen, doch es kam kein Laut heraus. Aber sie lebte.
»Ich kann ihnen Wasser geben«, sagte Gregor. »Trink du lieber was.«
»Ich habe aus dem Beutel getrunken. Und mir geht es gut«, sagte Hamnet. Er sah erschöpft aus, aber immer noch besser als die anderen. Die Jahre im Dschungel hatten ihn abgehärtet, und auch seine gute Kondition trug dazu bei, dass er den Strapazen einer solchen Reise besser gewachsen war als sie. »Gregor, du musst den Sand abwaschen, ehe er hart wird.«
»Er hat recht«, sagte Ripred. »Das Zeug wird bald wie Zement sein.« Mit diesen Worten tauchte er in den Tümpel und wälzte sich darin herum. Sand wirbelte aus seinem Fell ins klare Wasser.
»Kommt her, die ihr noch durstig seid, und trinkt aus dem Beutel, bis der Sand sich gesetzt hat«, sagte Hamnet.
Als Ripred sich aus dem Wasser zog und sein Fell putzte, stellte Gregor sich auf die wackligen Beine und ging mühsam zum Tümpel. Er überlegte, ob er sich ausziehen sollte, aber seine Kleider waren so versandet, dass er nicht mal sicher war, ob er die Verschlüsse finden würde. Also sprang er einfach hinein.
Ahhh! Die kühle Flüssigkeit, in die sein Körper eintauchte, war das Beste, was er je gefühlt hatte. Das Wasser reichte ihm etwa bis zur Brust, war also tief genug zum Schwimmen. Er tauchte unter und schwamm einmal hin und her, bevor er wieder Luft holte. Nach ein paar Bahnen hatte sich der Sand zum größten Teil von seinen Kleidern gelöst. Er setzte sich ans Ufer und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Die Reptilienschuhe auszuziehen war eine besondere Herausforderung, denn seine Zehen waren walnussgroß und sandverkrustet. Er musste die Füße eine Weile einweichen, ehe er die Verbände abnehmen konnte. Dabei zog er große Hautfetzen mit ab. Doch darunter begann schon zarte neue Haut zu wachsen.
Gregor schwamm zur Quelle hinüber, stellte sich auf den Felsvorsprung und ließ das Wasser über seinen Körper fließen. Er stand so lange unter dem Wasserfall, bis er sicher sein konnte, dass kein Sandkorn, kein Schweißtropfen und kein Fetzen abgestorbene Haut mehr an seinem Körperhaftete. Dann spülte er die Kleider aus und kletterte auf den Felsvorsprung, um sie zum Trocknen auszubreiten.
Luxa kam mit einigen großen Fischen an, die sie am Schwanz schwenkte, außerdem trug sie etwas in der Schürze ihres Hemdes. Als sie den Saum losließ, fielen runde gelbliche Früchte auf den Boden. Sie warf die Fische daneben und suchte den größten aus. »Diesen hier werde ich für Boots grillen. Sie isst keinen rohen Fisch«, sagte sie zu niemand Bestimmtem.
Es war schwer, zu warten, bis Hamnet das Essen verteilte, und sich nicht schon sofort daraufzustürzen. Gregor bekam vier gelbe Früchte. Er grub die Zähne in die erste Frucht und ein köstlicher Pflaumengeschmack breitete sich in seinem Mund aus. Er entschied, dass die Frucht essbar war, und verschlang sie mit drei Bissen.
Er nahm Boots auf den Schoß und versuchte, sie zum Essen zu bewegen. Zuerst schien sie nicht interessiert. Doch als er ihr ein wenig von dem süßen Saft in den Mund träufelte, hellte sich ihre Miene auf. Sie grabschte seine Hand, zog die Frucht zu sich hin und aß sie gierig auf. »P wie Plaume«, sagte sie und schleckte sich den Saft von den Fingern. »Mehr Plaume?« Und Gregor war froh, ihr eine ganze Handvoll geben zu können.
Auch der Fisch war gut. Auf der letzten Reise hatte es Gregor anfangs Überwindung gekostet, den kalten, rohen Fisch zu essen. Diesmal verschlang er ihn, ohne nachzudenken. Luxa brachte Boots ein paar Stücke Fisch, die sie aufihrem Schwert über der Öllampe gegrillt hatte. Sie hatte eine der goldenen Früchte über dem Fisch ausgedrückt, um ihn appetitlicher zu machen.
»Möchtest du ein wenig Fisch kosten, Boots?«, fragte sie, ohne Gregor auch nur anzuschauen.
»Jaaa!«, sagte Boots und steckte sich ein Stück in den Mund. »Wo ist Ratte?«, fragte sie Luxa und hielt sich die Hand an die Nase. »Au!«
»Meinst du Twitchtip?«, fragte Luxa, und Boots nickte. Gregor erinnerte sich, dass Luxa und Boots sich zuletzt im Irrgarten der Ratten gesehen hatten. Damals war Twitchtip bei ihnen gewesen, und sie hatte eine schlimme Verletzung an der Nase gehabt. »Ich weiß es nicht.«
»O ja, meine spezielle Freundin Twitchtip. Wo habt Ihr sie
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