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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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Fell putzen, und wenn ich es ihr büschelweise ausreißen muss, um sie zu überzeugen!« Er öffnete das Maul, um ihr mit den Zähnen ein Büschel Fell herauszuziehen. Da nahm Gregor eine Frucht, die Temp für Boots beiseitegelegt hatte, und pfefferte sie Ripred zwischen die Augen.
    Ripred schaute ihn fassungslos an. Es hatte bestimmt nicht wehgetan, Gregor hatte nicht sehr hart geworfen. Aber da es so selten vorkam, dass sich jemand Ripred in den Weg stellte, war er jetzt völlig verdattert. »Was war das denn?«
    »Ich kümmere mich um ihr Fell«, sagte Gregor.
    »Was?«, sagte Ripred.
    »Ich putze sie«, sagte Gregor. Er nahm die Bürste, die Dulcet für Boots eingepackt hatte, und ging zu Lapblood.
    »Du? Du willst sie putzen?«, fragte Ripred und lachte.
    »Warum nicht?«, sagte Gregor. Er hatte auch schon Hunden das Fell gebürstet. So viel anders konnte es nicht sein.
    »Das will ich sehen«, sagte Ripred und machte es sich bequem, um sich das Spektakel anzuschauen.
    Das Wasser triefte Lapblood immer noch aus dem Fell. Sie hatte sich noch nicht mal geschüttelt, als sie aus dem Tümpel gekommen war. Die dicken Sandbrocken waren zwar weggespült worden, aber ihr Fell fühlte sich doch noch sandig an. Gregor wusste nicht genau, wie er anfangen sollte. Erstens war sie viel größer als alle Hunde, die er je gebürstet hatte. Und zweitens war sie nass. Aber er musste es versuchen.
    Gregor nahm sein T-Shirt, das fast getrocknet war, und tupfte ihr damit den Rücken ab. So war sie wenigstens nicht mehr klatschnass. Dann nahm er die Bürste und bearbeitete das Fell ganz vorsichtig. Ripred hatte recht. Es war teilweise verfilzt und an einigen Stellen hatten die Sandkörner die Haut schon wund gescheuert. Es dauerte eine ganze Weile, bis er eine Fläche von der Größe seiner Hand ausgebürstet hatte.
    Meine Güte, das dauert ja ewig, dachte er. Aber da Ripred ihm zusah, gab er nicht auf. Und Ripred war nicht der einzige Zuschauer. Alle seine Reisegefährten, die nach und nach aufwachten, waren offenbar fasziniert zu sehen, wie Gregor Lapblood das Fell bürstete. Ein Dutzend Paar glänzender Mäuseaugen lugten aus dem Gestrüpp hervor.Und obwohl er Luxa nicht sehen konnte, war er davon überzeugt, dass auch sie irgendwo aus dem Dschungel zuschaute. Zweifellos missbilligend.
    Als das Fell getrocknet war, ging es leichter. Die Arme taten ihm weh, aber das seidige Fell fühlte sich herrlich unter seinen Fingern an. Wer hätte gedacht, dass Ratten so weiches Fell hatten? Das Ganze hatte etwas Beruhigendes.
    Als er mit ihrem Rücken fertig war, ging Gregor auf die andere Seite. Jetzt konnte sie ihn zum ersten Mal sehen. Sein Anblick schien sie zu verunsichern. Sie sah verwirrt aus.
    »Jetzt bürste ich dir den Bauch. Du musst dich auf die Seite legen«, sagte Gregor.
    Wie in Trance rollte Lapblood sich auf die Seite. Doch sie ließ Gregor nicht aus den Augen. Er fragte sich, ob sie womöglich gleich zu sich kommen und ihm den Kopf abbeißen würde. Aber das tat sie nicht. Sie war zu benommen und zu schwach. Und auch ein bisschen verwirrt, denn warum hätte sie Gregor sonst die folgende Frage stellen sollen: »Glaubst du, sie sind noch am Leben?«, flüsterte sie. »Flyfur und Sixclaw?«
    Es war fast dieselbe Frage, die sie Mange gestellt hatte.
    »Ja, bestimmt«, sagte Gregor. Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, was Mange ihr gesagt hatte. »Jetzt haben sie bestimmt schon das gelbe Pulver. Und …« Wie hieß die andere Ratte noch mal? »Und Mincemeat füttert sie.« Der Name stimmte nicht ganz, aber offenbar war er einigermaßen ähnlich.
    »Ja, sie füttert sie«, sagte Lapblood. »Meine Jungen.«
    »Versuch jetzt am besten ein bisschen zu schlafen, Lapblood«, sagte Gregor. »Okay?«
    Sie blinzelte ihn einige Male an und schlief dann zu seiner Überraschung tatsächlich ein.
    Gregors Gedanken wanderten zu seiner Mutter. Inzwischen war sie bestimmt schon sehr krank. Und Howard und Andromeda auch. Ares? Gregor versuchte der Wahrheit ins Gesicht zu sehen – Ares musste tot sein. Einige Augenblicke war er vor Schmerz wie gelähmt. Dann versuchte er das Gefühl beiseitezuschieben. Er konnte sich jetzt nicht der Trauer hingeben. Ebenso wie Lapblood hatte er noch andere, die er retten musste.
    Er bürstete ihr das Fell, bis es überall samtweich war. Es war schon merkwürdig – er und Lapblood waren zwei Seiten einer Medaille. Eine Mutter, die um das Leben ihrer Kinder kämpft. Und ein Kind, das um das Leben seiner

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