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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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»Mutiger als alle, die ich in meinem ganzen Leben kennengelernt habe. Und das klingt jetzt vielleicht verrückt … nach der Sache mit dem Treibsand und so … aber ich vertraue ihr blind.«
    »Das klingt wirklich verrückt«, sagte Hamnet, doch er lächelte.
    Als sie wieder am Lager angekommen waren, verabreichte Hamnet Nike das Schmerzmittel. Es wirkte fast unmittelbar. »Ah. Ich spüre mein Bein kaum noch. Na, mit klarem Kopf konnte ich die Prophezeiung des Bluts nicht entschlüsseln. Vielleicht gelingt es mir jetzt, da alles unwirklich erscheint«, murmelte sie.
    »Ja, die Prophezeiung des Bluts«, sagte Hamnet. »Es istviele Jahre her, dass ich sie in Sandwichs Zimmer studierte. Wie ging noch mal die Strophe, die sich immer wiederholt?«
    In Gregors Gedächtnis war sie noch so frisch, dass er automatisch antwortete.
    Dreht euch um und um und um
    ihr seht das Was, nicht Wann, Warum.
    Wenn Heilung und Böses sich verweben
    formt sich eine aus zwei Reben.
    Gregor musste die Strophe noch ein paarmal aufsagen, bis Hamnet sie auswendig konnte. Als er sie zum vierten Mal aufsagte, merkte Gregor plötzlich, dass Boots neben ihm einen kleinen Tanz zu den Worten vollführte. »Dreht euch um und um und um«, sagte sie. Bei jedem »um« drehte sie sich einmal um hundertachtzig Grad. »Dreht euch um und um und um. Dreht euch um und um und um.« Sie machte es so lange, bis ihr schwindlig wurde und sie kichernd hinfiel.
    »Also, es heißt, wir sehen das Was«, sagte Gregor. »Was ist das Was?«
    »Vermutlich die Pest«, sagte Ripred.
    »Wir sehen die Pest, aber wir sehen nicht das Wann und das Warum«, sagte Gregor. »Was ist dann das Wann und das Warum?«
    »Das könnte vieles bedeuten. Wann das Heilmittel gefunden wird. Warum die Pest ausbrach. Wann der letzte Warmblüter stirbt«, sagte Nike verträumt.
    »Wenn Heilung und Böses sich verweben, formt sich eine aus zwei Reben«, sagte Hamnet. »Ich nehme an, das bezieht sich auf die Heilpflanze. Wie hieß sie doch gleich?«
    »Sternschatten«, sagte Gregor. »So sieht sie aus.« Er nahm ein Stück verkohlter Liane vom Rand des Feuers und zeichnete die Pflanze auf den Stein, wie er sie aus Neveeves Buch in Erinnerung hatte.
    »›Wenn Heilung und Böses sich verweben …‹ Wenn die Heilung der Sternschatten ist, was ist dann das Böse?«, fragte Ripred.
    Doch niemand wusste auch nur eine Vermutung anzustellen.
    Stattdessen aßen sie und machten sich bettfertig. Hamnet und Luxa gingen gemeinsam zu Aurora und holten sie zum Lager. Die beiden verletzten Fledermäuse begrüßten sich herzlich und schmiegten sich zum Schlafen aneinander.
    »Es wird Aurora ein großer Trost sein, einen anderen Flieger zu haben, der bei ihr schläft«, sagte Luxa. Doch Gregor fragte sich, ob das der einzige Grund dafür war, dass sie zu ihrem Lager übergesiedelt waren. Wahrscheinlich konnte auch Luxa ein wenig Gesellschaft brauchen.
    »Kommst du mit uns zum Weingarten?«, fragte Gregor sie.
    »Meine Hilfe könnte euch nützlich sein«, sagte Luxa.
    Er überlegte, ob er erwähnen sollte, wie gefährlich es war, aber er wusste, dass das für sie keine Rolle spielte.
    Hamnet ließ sie volle acht Stunden schlafen. Dann frühstückten sie und bereiteten sich darauf vor, den letzten Abschnitt der Reise zum Weingarten der Augen zurückzulegen. Die beiden Fledermäuse wurden auf Frill festgeschnallt, Boots sollte ihren Stammplatz auf Temps Rücken einnehmen und alle anderen gingen zu Fuß.
    »Dann also auf zum Weingarten der Augen«, sagte Hamnet, und Frill führte sie in den Dschungel.
    Gregor versuchte Boots auf Temps Rücken zu heben, aber die war immer noch ganz in ihren Tanz vertieft. Mehrmals lief sie ein paar Schritte in den Dschungel und sagte dann: »Dreht euch um und um und um«, und lief in die entgegengesetzte Richtung.
    »Nein, Boots, da geht’s nach Regalia«, sagte Gregor. Zurück nach Regalia, wo alle auf sie zählten. Er hob Boots hoch und pflanzte sie auf Temps Rücken. »Na los«, sagte er. »Hier lang geht’s zum Heilmittel.«

21. Kapitel
    E s gab einen kleinen Weg, vermutlich von den Mäusen angelegt, die dort entlang von ihren Verstecken zur Quelle wanderten, doch schon bald wurde er überwuchert und sie mussten sich wieder durch den Dschungel kämpfen. Hier kamen sie schwieriger voran. Die Lianen wuchsen so dicht, dass man sie stellenweise mit den Händen auseinanderbiegen musste, um hindurchzukommen. Anschließend schnellten sie hinter ihnen wieder zusammen. Zeitweise konnte

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