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Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Gregor und der Spiegel der Wahrheit

Titel: Gregor und der Spiegel der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Collins
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aus dem Irrgarten herauszufinden und in ein Netz von Tunneln zu gelangen, das in den Dschungel führte. Dort hatte Aurora sich schon sehr bald beim Kampf mit einer riesigen Baumschlange den Flügelausgerenkt. Hätten die Mäuse ihnen keinen Unterschlupf gewährt, wären sie nicht mehr am Leben.
    »Hast du eine Ahnung, was aus Twitchtip geworden ist?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht, Gregor. Sie war so geschwächt durch ihre Wunden … Ich weiß es nicht«, sagte Luxa.
    Plötzlich endete das dichte Laub und sie kamen am Felsrand eines Tals heraus. Was dort unter ihnen lag, ließ Gregor den Atem stocken. Auch im Dschungel wuchsen lauter Lianen, doch diese waren feiner und edler, fast wie Weinreben. Jetzt begriff Gregor, woher der Weingarten seinen Namen hatte. Alle Pflanzen hatten zarte Blüten in den verschiedensten Farben. Ein schwacher süßer Duft erfüllte die Luft, die erstmals seit dem Aufbruch am Tantalusbogen wieder etwas kühler war. Das unaufhörliche Geschnatter des Dschungels lag jetzt hinter ihnen, über dem Tal war es still.
    »Hier liegt der Weingarten der Augen«, zischte Frill.
    Gregor fragte sich, warum er von allen so gefürchtet wurde. Mit den bunten Blumen und dem wunderbaren Duft war er wie ein paradiesischer Garten … Dann dachte er an die Pflanze, die Mange verschlungen hatte. Vielleicht war hier im Dschungel Schönheit gleichbedeutend mit Gefahr.
    Ein glatter, breiter Steinweg führte ins Tal. Die Lianen wuchsen in einem hohen Bogen darüber, als wären sie von einem Gärtner angepflanzt und beschnitten worden.
    »Wer hat den Weg angelegt?«, fragte Gregor.
    »Der Weingarten selbst hat ihn angelegt. Um müde Wanderer anzulocken«, sagte Ripred.
    Was? Der Weingarten hatte den Weg selbst geschaffen? War das hier eine Riesenversion der Pflanze, die Mange aufgefressen hatte? Plötzlich bekam die Schönheit etwas Finsteres, und Gregor wäre am liebsten gar nicht in den Weingarten gegangen.
    »Nur Mut«, sagte Ripred, der zweifellos die Angst in Gregors Schweiß roch. »Wenn deine Doktor Neveeve einen Bericht darüber in ihrem Buch gefunden hat, muss ja schon mal jemand hier gewesen sein und es überlebt haben. Es ist also zu schaffen. Und wenn es zu schaffen ist, dann schaffen wir es auch. Hamnet, was schlägst du vor?«
    »Bleibt ganz dicht zusammen. Geht mindestens zu zweit, wenn möglich zu dritt. Berührt möglichst keine Pflanzen. Und verlasst unter keinen Umständen den Weg«, sagte Hamnet.
    »Boots«, sagte Gregor schwach, dann räusperte er sich und versuchte es noch einmal. »Boots, du musst auf dem Weg bleiben. Wie … wie … weißt du noch, wie Rotkäppchen auf dem Weg bleiben musste?«
    »Wegen Woff?«, fragte Boots und ihre Augen begannen zu leuchten.
    »Genau, die Pflanzen hier sind böse wie der Wolf, also bleibst du immer schön auf dem Weg, ja?«, sagte Gregor.
    »Bleib schön auf dem Weg, Temp!«, sagte Boots, aberdann schaute sie neugierig in das Lianengestrüpp, offenbar in der Hoffnung, einen »Woff« zu erspähen. Gregor musste aufpassen, dass sie immer an seiner Seite blieb.
    Frill und Hamnet führten die Gruppe an, Hazard ging zwischen ihnen. Aurora und Nike, die immer noch auf Frills Rücken angeschnallt waren, brauchten besonderen Schutz. Luxa gab ihnen auf der rechten Seite Deckung und Lapblood auf der linken. Dahinter ging Gregor; er hielt Boots, die auf Temp ritt, an der Hand. Ripred ging ganz allein am Ende der Reihe.
    Still, so still war es. Gregor spitzte die Ohren, als die allerletzten Laute des Dschungels erstarben. Jetzt nahm er zum ersten Mal die Geräusche der Mitreisenden wahr, ihre Schritte, ihr Schniefen und Seufzen. Nike hustete, Frill zischte überrascht, als Ripred ihr auf den Schwanz trat, Gregors Magen knurrte. Doch der Weingarten der Augen verschluckte ihre Geräusche und gab ihnen nichts zurück. Es war gruselig.
    Sie waren etwa fünf Minuten gegangen, als Gregor sie sah. Die Augen. Zuerst dachte er, es seien Blumen oder verlockende Früchte, die an den Reben hingen. Doch Blumen blinzelten nicht und Früchte verdrehten sich nicht, um jemandem mit Blicken zu folgen. Waren es Insekten? Hatten die Pflanzen selbst Augen? Konnte das sein? Gregor wusste es nicht und er fragte auch nicht. Er hielt einfach mit einer Hand Boots fest, legte die andere an den Griff seines Schwerts und tat so, als bemerkte er die Augen gar nicht.
    Sie kamen gut voran. Der Weg blieb eben, er verlief geradeaus und war leicht abschüssig. Obwohl er gut begehbar war, hatte

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