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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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zweifelnd den Kopf zur Seite. Sogar Bertaud war erstaunt. Er hatte jedoch das Gefühl, dass Kes' Worte stimmten, kaum dass sie ausgesprochen waren.
    »Sie möchten keine Rache, wisst Ihr?«, erläuterte Kes und blickte vom einen König zum anderen. »Sie ... sie denken nicht in solchen Bahnen. Auch sie töten Lebewesen, wisst Ihr? Sie werfen dem König von Casmantium nicht vor, dass er grimmig handelte. Grimm ist etwas, was sie verstehen. Rache ist nicht das, was sie wollen.«
    Iaor blickte sie fragend an. Er wollte aber die Frage nicht laut stellen, was sie denn wünschten, und so eingestehen, dass er von Kes' Worten so überrascht worden war wie alle anderen.
    Kes blickte kurz zu den Greifen. Weder Kairaithin noch Tastairiane Apailika meldeten sich zu Wort, sondern betrachteten Kes nur aus den grimmigen Adleraugen. Beide saßen ganz reglos da. Sie wirkten wuchtig und stark und selbst durch und durch grimmig, auch wenn keiner von ihnen einen Mucks von sich gab. Kes richtete den Blick erneut auf den König Farabiands und dann den Arobarn. »Sie möchten Melentser.«
    »Sie möchten was?«, fragte der Arobarn in erschrockenem Ton.
    »Sie möchten Melentser«, wiederholte Kes.
    Melentser war nicht einfach irgendeine Stadt. Es war eine kleine Metropole unweit der Grenze Casmantiums zur Wüste.
    »Melentser gehört uns«, sagte der Arobarn ausdruckslos. »Die Mutter meiner Mutter stammt von dort. Es gehört seit mehr als hundert Jahren zu Casmantium.«
    »Na ja, davor gehörte es zur Wüste«, entgegnete Kes. Sie streichelte das Gefieder an Opailikiitas Schulter, und die schmale Greifin drehte den Kopf und strich mit dem Schnabel über Kes' Gesicht. Das Mädchen lächelte und fuhr dann fort: »Die Wüste wird es sich zurückholen, König von Casmantium. So lautet der Wunsch des Volkes von Feuer und Luft.«
    »Ich werde dem nicht zustimmen, Festaranenteir. Mein Bruder wird dem nicht zustimmen. Die Entschädigung, die du forderst, ist zu hoch.«
    »König von Casmantium«, sagte Kes, »die hiesige Wüste ist neu, und sie zu schaffen hat viele Greifen das Leben gekostet. Die große Wüste im Norden auszudehnen und Melentser wieder in Besitz zu nehmen, das wird weniger kosten, denn niemand dort wird gegen die Wüste ankämpfen, wenn sie kommt. Niemand wird gegen sie kämpfen. Ihr werdet die Stadt hergeben, oder der Herr von Feuer und Luft wird den König von Farabiand auffordern, alle Eure Leute der Wüste zu überlassen, sowohl die hier als auch die in den Bergen. Und der König von Farabiand wird es tun.«
    Kes hielt inne und richtete einen bedächtigen, prüfenden Blick auf den Arobarn. Dann setzte sie wohlüberlegt hinzu: »Tastairiane Apailika möchte Euch alle umbringen. Er sagt, er könnte das selbst tun, solange ich anwesend bin und dafür sorge, dass er heil und ganz bleibt. Ich täte es, wenn es sein müsste. Und dann wird die Wüste trotzdem nach Melentser greifen, und Euer Bruder wird feststellen, dass es nicht klug ist, gegen Sand und Gestein zu kämpfen. Schließlich kann ich das Volk von Feuer und Luft vor allem schützen, was er tut. Außerdem wird er Farabiand hier an seiner Flanke haben, und Casmantium wird durch den Verlust all dieser Männer geschwächt sein.«
    Der Arobarn blickte sie mit offensichtlichem Erstaunen an. Er holte Luft zu einer Entgegnung.
    »Oder Ihr opfert einfach Melentser als eine angemessene Entschädigung«, kam ihm Iaor lässig zuvor, sein Ton ganz sachlich, als wüsste er schon die ganze Zeit, was das Mädchen sagen würde. Es klang ganz glatt. »Casmantium kann sich das leisten.«
    Der Arobarn wandte sich erneut Iaor zu.
    »Melentser an die Wüste, eine angemessene Entschädigung für Farabiand - und dann können wir alle unser Leben fortsetzen«, fuhr Iaor fort. »Natürlich mit einer Absicherung, sodass Ihr Euch nicht erneut überlegt, aus meinem Land neue casmantische Provinzen zu formen. Ich glaube, Ihr habt einen Sohn, nicht wahr, Brekan Glansent Arobarn? Zwölf Jahre alt, nicht wahr?«
    »Ihr möchtet meinen Sohn als Geisel?« Der Arobarn zögerte; man sah jetzt deutlich, dass er aus dem inneren Gleichgewicht geraten war. Er fuhr sich mit einer Hand durch die schwarzen Haare, eine frustrierte Geste, bei der er unvermittelt jünger und viel weniger arrogant wirkte. »Nein. Ich gebe vielleicht Melentser her, aber nicht meinen Sohn. Was wünscht Ihr Euch statt seiner?«
    »Ich verhandle nicht.« Iaor beugte sich vor. »Ich erkläre Euch nur, was ich verlange. Melentser an die

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