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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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zwischen den eng stehenden Felsnadeln hindurchpasste. Mit der Eleganz eines Löwen schritt er herein. Er drehte den Kopf und blickte Kairaithin an, und als ihm dann seine Begleiter unter das Dach folgten, richtete er seinen grimmigen goldenen Blick auf Kes.
    Dieser Blick war, stellte sie fest, noch weniger deutbar als der eines Adlers oder Löwen. Sie empfand das Bedürfnis, sich vor diesem stolzen und unverständlichen Blick wie ein Kaninchen zusammenzukauern. Opailikiita stupste sie jedoch sachte in den Rücken und sagte leise, sodass ihre Stimme feinfühlig um die äußersten Ränder von Kes' Bewusstsein schlich: Vergiss nicht, dass du Kairaithins Kiinukaile und meine Iskarianere bist, und vergiss nicht deinen Stolz!
    Kes wusste nicht, was »Iskarianere«, bedeutete - nur, dass sie es in gewisser Weise ahnte. Obgleich Opailikiita ihr dieses Wort soeben nicht erklärt, sondern es nur ausgesprochen hatte, war ihr dabei etwas von seinem Sinn offenbart worden - er hatte sich entwickelt wie ein Funke, der zu einer Flamme aufloderte. Kes streckte fast blind die Hand aus, vergrub die Finger im zarten Gefieder von Opailikiitas Hals und flüsterte: »Schwester.« Und wenngleich das in vertrauten Begriffen der Menschen womöglich nicht ganz zutraf, wenngleich sie nicht wirklich verstand, was die Greifin mit dem Wort meinte oder was es alles zum Ausdruck brachte, fühlte sich Kes getröstet und entdeckte den nötigen Mut in sich, um sich kerzengerade aufzurichten.
    Menschenfrau, sagte der Herr von Feuer und Luft. Die Stimme des Königs schlug wie ein Hammer auf Kes' Verstand ein, sodass sie zu taumeln begann und sich an Opailikiitas Schulter festhalten musste. Diese Stimme verletzte sie nicht wirklich - wahrhaftig nicht wirklich -, ging jedoch auf sie nieder wie die bedrückende Macht der Wüstensonne. Unerbittlich fuhr der König fort: Menschenmagierin. Wirst du eine Magierin des Feuers werden?
    Kes hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte.
    Sie scheint eine kleine Kreatur zu sein, meinte der König, an Kairaithin gewandt.
    »Esterire Airaikeliu, sie wird wachsen«, entgegnete Kairaithin in einem Ton, in dem trockener Humor mitschwang.
    Der König bewegte unruhig die Schwingen. Vielleicht ... Aber auch schnell genug?
    Sie hat dich geheilt, erinnerte Eskainiane Escaile Sehaikiu den König. Sie fand deinen Namen im Licht und stellte sich beharrlich vor, du wärst geheilt. So klein ist sie gar nicht.
    Die Stimme des kupfernen Greifen klang ganz anders als die des Königs: Sie umhüllte Kes' Bewusstsein, als wäre ein metallener Gong geschlagen worden, und sang dabei vor lebendiger Freude. Wie Kes sogleich begriff, hatte Escaile Sehaikiu mit dem Tod des Königs gerechnet und freute sich nun leidenschaftlich über dessen Rettung durch sie. Kes dachte sich allerdings auch, dass der golden-kupferne Greif darüber hinaus von Natur aus ein sehr heiter-beschwingtes Wesen hatte.
    Sie wird niemals gegen die Kaltmagier bestehen, wenn sie kommen, wandte die rot-goldene Greifin ein.
    Ihr Ton war hektisch und hitzig und voll von bitterem Zorn, sodass Kes instinktiv einen Schritt zurückweichen wollte. Nur mit großer Anstrengung vermochte sie diesen Impuls zu unterdrücken.
    »Ich werde den casmantischen Magiern gegenüberstehen«, erklärte Kairaithin kategorisch. Seine schwarzen Augen glitten ohne eine Spur von Mitgefühl oder Furcht über die rote Greifin hinweg und begegneten dem Blick des Königs. »Diese meine junge Kiinukaile braucht nur die Namen unseres Volkes in ihrem Geist und Herzen aufzurufen und sich vorzustellen, dass sie heil und unverletzt sind. Das wird sie tun, so, wie sie es bereits getan hat.«
    Du wirst das tun, sagte der König zu Kes.
    Es war keine Frage, dennoch gab sie ihm eine Antwort. »Ja«, erwiderte Kes leise; die Gewissheit, die sie dabei empfand, überraschte sie. »Ja, Herr. Falls die Kaltmagier mit ihren Pfeilen kommen ... Ich möchte nicht ... Ich würde ihnen nicht gestatten, Euer Volk zu verletzen. Kairaithin sagt, er hätte nicht die Macht zu heilen. Ich allerdings würde Eure Leute heilen.«
    Wahrhaftig, gar nicht so klein, meinte der König und beugte sich vor, um scharf Kes' Gesicht zu betrachten.
    Kes wäre so gern zurückgewichen, aber stattdessen drückte sie die Hand fest an Opailikiitas Schulter und blieb genau dort, wo sie war. Sie erwiderte den Blick dieser feurigen goldenen Augen.
    Dein Name lautet Kes?, fragte der König. Nennt man dich so unter den Menschen? Das ist ein zu

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