Greifenmagier 1 - Herr der Winde
kleiner Name.
»Kereskiita«, warf Kairaithin ein, und es klang amüsiert.
Als ihr vertrauter Name? Das wird genügen.
Eskainiane Escaile Sehaikiu sagte mit wildem Lachen im Ton: Kereskiita Keskainiane Raikaisipiike.
Das ist unpassend!, entgegnete die rot-goldene Greifin, deren Stimme nicht die geringste Spur eines Lachen enthielt. Sie funkelte Kes so wild an, dass es beinahe schien, als könnte dieser Blick die Luft selbst versengen.
Der König erwiderte darauf im Grunde nichts, aber ein heftiger, wenngleich lautloser Schlag schien die gesamte Felswand zu erschüttern - vielleicht sogar die ganze Wüste. Die Greifin kauerte sich zu Boden und klappte den messerscharfen Schnabel mit einem tödlichen Klang zu. Sie sagte jedoch nichts weiter.
Das wird gehen, sprach der König und setzte, an Kes gewandt, hinzu: Keskainiane Raikaisipiike. Er schwang sich nach hinten und vom Plateau der Felswand aus in die Luft; die mächtigen Schwingen breiteten sich aus, um den Wüstenwind einzufangen. Kleine Flammen regneten von ihnen herab: Funken, die glitzernd als zierliche Goldsplitter zum Sand weit unter ihnen hinabfielen. Die beiden anderen Greifen, die mit ihm hergekommen waren, folgten ihm - Eskainiane Escaile Sehaikiu lodernd in prachtvoller Sorglosigkeit und das rote Weibchen wütend still.
»Sie hasst mich«, erklärte Kes zitternd und lehnte sich dankbar an die heiße Festigkeit von Opailikiitas Schulter. Sie legte den Arm, so weit sie konnte, um den schlanken Hals der Greifin und drückte ihr Gesicht in die weichen Federn. »Warum ist er unpassend? Der Name, den mir Escaile Sehaikiu gegeben hat?«
»Er stützt sich auf den Namen Eskainiane und auf einen meiner Namen. Nehaistiane Esterikiu Anahaikuuanse hat gegen beides Einwände, besonders gegen die Ableitung von Eskainiane«, antwortete Kairaithin. Er klang abgelenkt; auch sah er nicht Kes an, sondern folgte mit seinem Blick den davonfliegenden Greifen, hinaus in die roten Weiten der Wüste. »Sie ist die Gefährtin des Herrn von Feuer und Luft und ebenso die von Escaile Sehaikius.«
»Beider?«
»Beider«, bestätigte Kairaithin und zog erheitert und ungeduldig eine Braue hoch, als er Kes' Überraschung bemerkte. »Sie war einst weise, hat jedoch bei dem casmantischen Angriff drei Iskarianere verloren und ist daher nicht in der Stimmung, Geduld mit Menschen aufzubringen.«
»Oh ...« Kes löste sich von Opailikiita und folgte Kairaithins Blick. »Es tut mir leid ...«
Das war eine Nacht der Trauer, sagte Opailikiita und setzte dann heftig hinzu: Aber in der Nacht, die kommen wird, meine Schwester, brennst du die Kälte zurück!
Kes fragte sich, ob sie das tatsächlich tun würde.
Sogleich wandte Kairaithin seine Aufmerksamkeit mit all ihrer Kraft und Härte wieder Kes zu. Flammen liefen an seinem Schatten entlang, in dessen Augen eine feurige Dunkelheit wie der nächtliche Wüstenhimmel loderte. Mit großer Entschiedenheit erklärte der Greifenmagier: »Du musst die Wege des Feuers lernen. Dir werden Tage dafür zur Verfügung stehen. Es dauert auch Tage. Verstehst du das? Deshalb halte ich dich auch hier im Lande des Feuers fest.«
»Wenn ich das für dich tue«, sagte Kes langsam und erwiderte seinen Blick, »wirst du dann mein Freund sein?«
»Ganz gewiss nicht dein Feind«, antwortete Kairaithin belustigt.
Dennoch hatte Kes den Eindruck, dass er es ernst meinte. »Du wirst meinem Volk nicht schaden. Oder deinem Volk erlauben, ihm zu schaden?«
»Solange du meine Kiinukaile bist, sorge ich dafür, dass weder deine Schwester noch irgendeiner der Menschen in eurer kleinen Stadt durch Feuer zu Schaden kommt.«
»Dann bleibe ich«, erklärte Kes und stellte fest, dass sie einerseits froh war, eine unerschütterliche Ausrede dafür zu haben, dass sie keine weiteren Einwände erhob, und andererseits Schuldgefühle hatte wegen genau dieser Freude. Sie wusste, dass sie sich nichts sehnlicher hätte wünschen sollen, als der Wüste und der gefährlichen Aufmerksamkeit der Greifen zu entrinnen. Sie wusste auch, dass sie sich hätte wünschen sollen, nach Hause zurückzukehren ... Sie wusste, dass Tesme gewiss verzweifelt auf sie wartete, dass sich alle schreckliche Sorgen machten und diese Sorgen nur schlimmer würden, wenn Kes auf Tage hinaus in der Wüste blieb. Dann aber erinnerte sie sich an die seltsam behagliche Flamme, die auf ihrer Handfläche getanzt hatte, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als in der Wüste zu bleiben und die Wege des Feuers
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