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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Pfeilspitzen aus Stahl sind für Greifen vielleicht schwer abzuwehren - sollten es eigentlich sein. Allerdings sind Greifen eben keine Bergkatzen oder Stiere. Jemand sollte zu ihnen gehen, bevor Jasands Männer gegen sie zu Felde ziehen, und sie bitten, sich zurückzuziehen.«
    »Sie bitten?«, fragte Bertaud erstaunt.
    Die Magierin richtete ihren machtvollen Blick auf ihn. Ihre Augen waren von der dunklen Färbung frisch umgegrabener Lehmerde. Ihre Kraft lag in der Erde und ermöglichte ihr, all das, was wachsen kann, hervorzurufen und so dem Land reiche Ernten zu entlocken. Sie war alt - für gewöhnlich die Älteste im Kreis der Ratgeber des Königs, wenn auch nicht ganz die Älteste unter den Magiern Tihannads. Iaor war der dritte König, den sie beriet. Sie hatte ihm die Liebe zu Blumen beigebracht und betrachtete Bertaud zuzeiten mit Missfallen, weil er sich nie besonders für ihre Gärten interessiert hatte. Als Junge hatte Bertaud ihren scharfen Ton und ihre strenge Miene gefürchtet. Er hatte Jahre gebraucht, bis er den hinter beidem verborgenen Humor entdeckte.
    Jetzt sagte sie: »Greifen sind den Menschen vom Wesen her fremd, aber sie verfügen über ihre eigene Weisheit, und sie sind stark. Ja, jemand sollte sie aufsuchen, ehe hundert junge Männer mit Bögen und Speeren den Fuß in ihre Wüste setzen.«
    Der König verschränkte die Hände auf dem Tisch und betrachtete die Magierin forschend. »Gewiss kann sie jemand aufsuchen. Mit hundert jungen Männern und ihren Bögen und Speeren im Rücken, um diesen Kreaturen von Feuer und Luft Respekt einzuflößen. Ich bitte Euch zu gehen, hochverehrte Daiane.«
    »Mich?« Die Magierin verschränkte ebenfalls die Hände auf dem Tisch, senkte den Blick und dachte sorgfältig über dieses Ersuchen nach. Eine kurze Weile später schaute sie wieder auf. »Menschen sind nicht dafür bestimmt, in das Land des Feuers einzudringen, Iaor. Es heißt jedoch, dass Erdmagier die Wüste besonders feindselig finden werden.«
    Der König trommelte mit den Fingern unruhig auf den Tisch. Schließlich erwiderte er: »Daiane, ich gestehe, dass ich erwartet hatte, Ihr würdet Euch mit Eurer Weisheit und Eurem Wissen dieser Angelegenheit annehmen. Möchtet Ihr nicht gehen? Oder findet Ihr es nicht ratsam zu gehen?«
    »Ganz im Gegenteil.« Daiane lächelte leise. »Ich bin sehr daran interessiert, die Wüste und die sie begleitenden Erscheinungen zu erkunden. Ich bin zuversichtlich, dass ich die Wüste ertragen kann, wie feindselig sie sich auch zeigen mag. Ich bin sicher, dass ein Besuch im Land des Feuers zumindest eine faszinierende Erfahrung sein wird. Ich fühle mich jedoch verpflichtet, Eure Majestät, mahnend auf die bekannten oder angeblichen Schwierigkeiten hinzuweisen, die dabei auftreten könnten.«
    Iaor wedelte abschätzig mit der Hand. »Wenn Ihr bereit seid, den Weg dorthin anzutreten, hochverehrte Daiane, dann möchte ich, dass Ihr es tut. Man kann sich denken, dass Ausbildung und Macht eines Magiers in solchen Dingen von besonderem Nutzen sind. Oder haltet Ihr für wahrscheinlich, dass Ihr von dieser Aufgabe körperlichen Schaden zurückbehaltet? Wäre womöglich jemand, der ... äh ... kraftvoller ist als Ihr, von den genannten Schwierigkeiten weniger betroffen?«
    Daiane legte nachdenklich den Kopf auf die Seite. Bertaud wusste, dass sie in Gedanken die jüngeren Magier in Tihannad durchging und überlegte, wer von ihnen für eine solche Aufgabe geeignet war - und dass sie dabei erfolglos bleiben würde: Obwohl viele Menschen auf die eine oder andere Art begabt waren, brachten nur wenige das Potenzial für echte Zauberkunst auf, und noch weniger wollten Jahre ihres Lebens darauf verwenden, ein tiefes Verständnis der Magie zu entwickeln, die dieser Kunst zugrunde lag - und die Magiergelehrten von Hoch-Tieranan akzeptierten nicht mal alle von diesen für die Ausbildung. »Eine magische Begabung reicht nicht aus«, hatte Daiane einst Bertaud erklärt. »Begabungen sind schmale Dinge, wenn ich es mal so ausdrücken darf. Gleichwohl kann man die richtige Begabung unter den richtigen Umständen und mit ausreichendem Bemühen vielleicht, hmm, dehnen. Aber blindes Verlangen reicht ebenso wenig aus wie Einsatz, obwohl dieser wichtig ist. Zauberkunst erfordert eine höchst ungewöhnliche Breite der Macht.«
    Bertaud hatte nicht genau verstanden, was Daiane damit meinte. In praktischer Hinsicht lief es jedoch darauf hinaus, dass es einfach an Magiern fehlte, die der König

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