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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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doch, dass es eine sichere Entfernung sein wird. Eigentlich sollte ich sogar notfalls jemanden schicken, der dafür sorgt.«
    »Ich hoffe, dass wir reichlich Männer dabeihaben, die wir für kleinere Aufgaben abkommandieren können«, versetzte Jasand trocken. Aber er warf auch einem seiner Männer einen Blick zu, und der Soldat löste sich aus der Kolonne und ging zurück, um mit den Dörflern zu sprechen.
    Der Rand der Wüste zeichnete sich als bemerkenswert deutliche Linie ab. Auf einer Seite lag das sanfte Grün der üblichen Landschaft Farabiands, auf der anderen die leere Wüste. Sie hielten direkt vor der Grenzlinie an. General Jasand warf der Form halber einen Blick auf Bertaud, um sich dessen Zustimmung zu vergewissern. Anschließend teilte er seine Truppe in zwei Hälften auf und stellte jeweils eine von ihnen an der rechten und linken Seite des Anmarschweges auf, den er für eine Schlacht am vorteilhaftesten hielt. Zunächst aber entschieden sich Daiane und Bertaud, einen ersten hoffnungsvollen Versuch zu wagen und einfach direkt den Berg hinaufzusteigen - sie wollten sehen, wer oder was dort oben anzutreffen war. Bertaud reichte der Magierin den Arm, und sie stützte sich dankbar darauf.
    »Ich bin eigentlich viel zu alt für solchen Unfug«, murrte sie.
    Als die beiden in die Hitze und Trockenheit der Wüste eindrangen, schauderte die Magierin und knurrte vor Bestürzung und Unbehagen. Bertaud fand die drückende Hitze lästig, aber die plötzlich mühsamen Schritte von Daiane und ihr schwerer Atem verrieten ihm, dass die alte Frau unter mehr als nur körperlichem Unbehagen litt. Ein Wind, der von den Bergen herabwehte, blies ihnen direkt ins Gesicht. Es war ein seltsamer heißer Wind, der den Geruch von Gestein und Staub und heißem Metall mitbrachte - nichts, was einem Menschen vertraut gewesen wäre, der in einer Region am Meer aufgewachsen war. Auch ein fremder Geschmack hing in der Luft. Der Geschmack von Feuer, dachte Bertaud.
    Sand knirschte unter ihren Füßen, und das auf Hängen, wo nie zuvor Sand gelegen hatte. Rotes Gestein ragte in Form schmaler, verbogener Spitzen und seltsamer Säulen mit flachen Oberseiten aus dem Sand auf - es sah völlig anders aus als der glatte graue Fels, der für diese Berge typisch war. Bertaud warf kurz einen Blick über die Schulter auf die wartenden Soldaten, die ordentlich aufgereiht auf der grünen Weide am Wüstenrand standen, und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Eine Gestalt bewegte sich plötzlich vor Daiane und ihm. Kein Greif, wie Bertaud feststellte, nachdem der erste Schreck und das damit verbundene abrupte Ziehen im Unterleib vorbei waren. Es war ein Mann, der auf einem niedrigen roten Felsen saß und die Finger um sein angezogenes Knie verschränkt hatte. Er saß dort, als wäre dieser Felsen ein Thron, und blickte ihnen ohne irgendein Anzeichen von Überraschung oder Beunruhigung entgegen. Seine Gesichtszüge waren herb, geprägt von einer kräftigen Nase und hohen Wangenknochen. Eine harte, strenge Geduld lag in seinem Blick, aber auch ein Humor, der nichts mit Freundlichkeit zu tun hatte. Der Mann wirkte weder alt noch jung. Alles an ihm erschien Bertaud auf merkwürdige Weise unvertraut.
    »Das«, stellte Daiane fest, »ist sicherlich der Fremde, von dem der Mann aus dem Dorf gesprochen hat. Und ganz eindeutig ein Magier.« Ihr Ton war flach und ablehnend. Sie schirmte die Augen mit der Hand ab, wie um sich vor Licht zu schützen.
    Bertaud sagte nichts. Er trat einen Schritt vor und dann noch einen, und er spürte, wie ihm Hitze ins Gesicht schlug, als näherte er sich einem Feuer. Dieses Empfinden war so eindringlich, dass es ihn ein wenig überraschte, nicht das Tosen springender Flammen vor sich zu vernehmen. Er blickte Daiane an, aber ihre Miene wirkte gefasst und ruhig. Er konnte nicht erkennen, was sie dachte oder fühlte.
    Der Mann stand auf, als sie näher kamen, und neigte den Kopf. »Ihr sucht nach mir, glaube ich«, sagte er. Sein Ton, der so erbarmungslos wie die Wüste war, verriet gleichwohl denselben fremdartigen, grimmigen Humor, den Bertaud auch in seinem Blick las. »Kes sagte mir, ich sollte auf diesem Weg nach vornehmen Herren aus Farabiand Ausschau halten. Eure Soldaten habe ich bereits gesehen.«
    Bertaud versuchte, sich zu konzentrieren, aber ein heißer Wind fegte durch seine Gedankenwelt und wirbelte jede Überlegung, die er festzuhalten versuchte, sogleich durcheinander. Der Wind schien Worte zu flüstern, schien eine

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