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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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fürs Heilen hatte, obwohl er ein Fremder in dieser Gegend war. Unmöglich zu sagen, wer er wirklich war.«
    »Ein Magier, so heißt es«, warf Jos grimmig ein und bedachte Daiane mit einem skeptischen Blick. »Ich habe ihn aber nicht gesehen.« Nach seinem Ton zu urteilen, gab er sich die Schuld dafür, dass er nicht dabei gewesen war. Oder vielleicht allen anderen dafür, dass sie das Mädchen hatten ziehen lassen.
    »Ein Magier?«, wiederholte Daiane erschrocken. Der Gastwirt hatte das nicht erwähnt.
    »Ja, hochverehrte Magierin - eindeutig«, bekräftigte Nehoen. Sein nachdrücklicher Tonfall machte deutlich, dass seine Worte Jos galten; offenkundig setzte er mit seiner letzten Äußerung eine schon länger andauernde Auseinandersetzung mit dem Hofknecht fort. »Ich habe ihn gesehen und mit ihm gesprochen, und er war gewiss ein Magier. Von einem seltsamen und gefährlichen Schlag, vermute ich. Na ja, eindeutig, denn sonst vermissten wir nicht ein Mädchen, nicht wahr? Er war mittleren Alters. Harte Züge, schmaler Mund. Schwarze Augen. Hartherzig, würde ich sagen ... Wenn ich mal eine Vermutung wagen darf ...« Der Grundbesitzer unterbrach sich und rang erkennbar mit sich selbst. Er rechnete damit, wie Bertaud klar wurde, dass man ihn verurteilen würde, weil er es diesem Fremden erlaubt hatte, mit einer vagen Ausrede eines der Mädchen aus Minasfurt wegzubringen. Nehoen, der sich mit seinen nächsten Worten ebenso an Jos wie an die anderen wandte, erklärte schließlich: »Er hat sie an der Hand genommen, und dann waren sie einfach verschwunden.« Er schnippte mit den Fingern. »Ich schwöre Euch, es ging viel zu schnell, als dass irgendjemand von uns hätte daran denken können, es zu unterbinden! Sie waren einfach weg, als hätten sie sich in Luft aufgelöst.«
    Jos biss die Zähne zusammen und machte ein grimmiges Gesicht. Es schien, als hinderte ihn nur die Anwesenheit der Diener des Königs an einer scharfen Erwiderung.
    »Keiner von Euch hätte es verhindern können, wenn der Mann wirklich ein Magier war«, stellte Daiane entschieden fest. Ein angespannter Zug lag um ihre Lippen. »Denkt Ihr, dass dieser Mann, dieser Magier, das Mädchen in die Wüste gebracht hat? Zu den Greifen?«
    »Nun, hochverehrte Magierin«, antwortete Nehoen, »es wäre schon ein verblüffendes Zusammentreffen verschiedener Ereignisse, wenn es sich nicht so verhielte, oder?« Dieses Argument war nicht von der Hand zu weisen.
    Daiane neigte den Kopf. »Ich muss gestehen, dass mir dieser Mann unbekannt ist - jedenfalls, wenn ich von Eurer Beschreibung ausgehe. Und ein Magier, der eine Heilerin zu den Greifen bringt? Das ist ein Rätsel.«
    »Das will ich meinen«, bekräftigte Jasand. »Die Greifen brauchten eine menschliche Heilerin? Und dieser Magier kam hierher und holte eine für sie?«, fragte er skeptisch. Bertaud konnte nicht feststellen, ob Jasand die angedeutete Verbindung bezweifelte oder die ganze Geschichte. Der General betrachtete die Dorfbewohner stirnrunzelnd. »Also habt Ihr Euch auf die Suche nach diesem Mädchen gemacht?«
    »Ja, ungefähr ein Dutzend Menschen aus dieser Gegend, hochverehrter Herr«, antwortete Nehoen. »Wir fanden ... wir fanden die Wüste. Sie ist seither größer worden.« Er sprach in einfachen Worten, die Bertaud sehr überzeugend fand.
    Jasands Miene blieb finster. »Und Ihr habt diese Greifen gesehen? Ihr persönlich?«
    Der Mann antwortete mit einem Nicken. »Ja, Herr. Mehr als nur einen oder zwei. Ich schätze ihre Zahl auf fünfzig oder mehr. Jos ist jedoch weiter hinaufgestiegen als ich.« Er blickte den anderen Mann an.
    »Dort oben findet man sicher Dutzende dieser Kreaturen«, berichtete der Hofknecht mit nach wie vor grimmigem Ton. »Fünfzig dürfte es recht gut treffen. Nicht viel mehr, schätze ich. Ich bin ihnen so nahe gekommen wie jetzt Euch, und sie schienen nicht mal zu bemerken, dass ich dort war. Man dürfte ihnen gar nicht erlauben, sich auf unserem Land niederzulassen.«
    »Sie liegen wie Katzen in der Sonne«, warf Nehoen ein. Er sprach in gleichmäßigem Ton, aber seine Augen waren weit aufgerissen und blickten ins Reich seiner Erinnerungen. »Sie lassen sich wie Adler von der stillen Luft tragen. Ihre Augen sind erfüllt von der Sonne. Ihre Schatten bestehen aus Licht. Sie sind schöner als ... Ich finde gar keine Worte, die ihnen gerecht werden.«
    Jos' Stimme klang noch rauer als zuvor, als er anmerkte: »Schön sind sie vielleicht, diese Kreaturen, aber sie haben

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