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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Erdmagie dem Feuer feindselig ist? Alle Magier erleben diese Abneigung - und je stärker der Magier, desto größer die Abneigung. Man kann sie teilweise ablegen«, setzte er in einem Ton hinzu, in dem Verachtung mitschwang, »aber eure Magierin scheint nicht geneigt zu sein, das auch nur zu versuchen.«
    Daiane hob zu einer Erwiderung an; offensichtlich wollte sie ihm scharf widersprechen. Doch Bertaud drehte sich zu ihr und hob so heftig die Hand, dass sie davon Abstand nahm. Er schüttelte den Kopf, versuchte wieder etwas Klarheit zu gewinnen und wandte sich erneut dem Greifen zu. Wie hieß er noch einmal? Kairaithin. »Wenn Casmantium euch aus eurer Wüste vertrieben hat, was macht euch dann so zuversichtlich, dass wir das nicht auch vermögen?«
    Erneut tauchte diese seltsame, raue Erheiterung in den schwarzen Augen auf. »Ihr habt keine Kaltmagier in euren Reihen. Eure Erdmagier sind nicht bemüht, kalt zu werden. Und selbst wenn ihr über die Kunst der Kaltmagie verfügen würdet, so schlafen wir doch nicht mehr, ohne auf die Aggression der Menschen gefasst zu sein.«
    Nun, das stimmte ganz gewiss. Bertaud atmete tief die Luft ein und ließ sie wieder heraus. »Dann zieht euch zumindest in die Berge zurück. Lasst die Weiden in Frieden. Und wenn ihr euch darauf beschränktet, Rotwild zu jagen, und vom Vieh Abstand nähmt, würde ich dies als eine Geste des guten Willens betrachten.«
    »Und euer König?«
    »Wird eine Gegenleistung für seine Großzügigkeit verlangen, euch den Aufenthalt in seinem Land zu erlauben. Ansonsten wird er sich von meiner Einschätzung der Situation leiten lassen.«
    »Wird er das? Und ist deine Einschätzung auch richtig, Mensch? Wir haben keine Menschen gejagt. Das könnt ihr als ein Zeichen für unseren guten Willen nehmen.«
    »Ja«, pflichtete Bertaud ihm bei. Und er sagte das nicht bloß, sondern glaubte es wirklich. Er starrte in das herbe Gesicht und erklärte: »Ich brauche aber mehr, was ich meinem König vorlegen kann.«
    »Brauchst du das? Dann komm!« Der Greif trat einen Schritt vor und hob ein zweites Mal die Hand. Diesmal war es keine Geste des Befehls. Aber auch nicht die eines Bittstellers. Diese Geste drückte eine Einladung aus. Oder vielleicht eine Herausforderung ...
    »Nein!«, rief Daiane.
    Bertaud schloss die Augen, öffnete sie wieder und sagte geduldig: »Hochverehrte Daiane ...«
    »Nein!«, blaffte die Magierin. »Junger Narr! Ihr könnt dieser Kreatur nicht trauen! Unterwerft Euch ihrer Macht, und Ihr stellt womöglich fest, dass Ihr sie nicht wieder abschütteln könnt. Narr! Und du!« Sie wandte sich an den Greifenmagier. »Mach deine Absichten klar, Kreatur! Du sagst, ich solle dir trauen? Was für ein Unfug! Erkläre, was du planst und was du tun wirst, wenn du unser Vertrauen erlangen möchtest!«
    Der Greif stand da, ein Abbild der Geduld, und wartete mit nach wie vor ausgestreckter Hand. Er hatte nicht mal einen Blick für Daiane übrig. Seine Aufmerksamkeit, die heiß wie ein Glutofen zu sein schien, galt allein Bertaud.
    Daiane funkelte den Magier an, wandte den grimmigen Blick Bertaud zu und richtete sich dann zu ihrer vollen, wenn auch geringen Größe auf. Sie war voller Zorn und von wütender Feindseligkeit. Aber hielt er selbst, so fragte sich Bertaud, das eigene Urteilsvermögen dem ihren für überlegen? Die Hitze der Wüste schien ihm wie die Macht der Sonne ins Gesicht zu schlagen. Er wusste, dass er nicht klar denken konnte. Dass er es nicht mehr konnte, seit er zuerst roten Sand unter den Stiefeln gefunden und in das grimmige Menschengesicht des Greifen geblickt hatte. Wenn die Magierin dem Feuer so vehement misstraute, hatte sie damit vielleicht recht; wenn Erdmagier die Wüste verabscheuten, war das vielleicht ein Zeichen, dass Menschen klug beraten waren, wenn sie sie ebenfalls verabscheuten ...
    »Junger Narr« hatte Daiane ihn genannt. Bertaud fürchtete, dass sie recht hatte - gleichgültig, ob Kairaithin ihm diese Verwirrung der Denkfähigkeit mit Absicht zufügte oder ob es sich hierbei um irgendeine seltsame Auswirkung der Wüste handelte.
    Der Greifenmagier senkte die Hand. Er sagte mit grimmigem Humor und ohne eine Spur von Enttäuschung oder Zorn: »Dann geh! Geh, Mensch! Verlasst dieses Land, du und die Deinen, und kehrt zu eurem König zurück! Du kannst ihm sagen, dass er klug beraten wäre, uns einfach in Frieden zu lassen. Er wäre klug beraten, sich von dieser Einschätzung leiten zu lassen.«
    Und nach diesen

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