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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Erziehungsurlaub und nicht mehr Mutterschutz. Ob ich das noch nicht mitgekriegt hätte.»
    Toppe entfuhr nur ein entgeistertes: «Was?»
    «Was?», bellte van Appeldorn. «Du wolltest doch wissen, was los ist. Das ist los, verdammte Scheiße!» Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad, dann schwieg er.
    «Und jetzt?», fragte Toppe endlich.
    «Ich weiß es nicht.» Van Appeldorn wandte ihm sein blasses Gesicht zu.
    Toppe legte ihm die Hand auf den Arm. «Es wird sich schon alles regeln.»
    «Ach ja?» Van Appeldorn zog rüde den Arm weg. «Schon klar, die Botschaft ist angekommen. Für private Probleme ist in unserem Job kein Platz. Niemals. Oberste Regel.»
    «Das ist doch Blödsinn», unterbrach Toppe ihn, obwohl er sich tatsächlich wünschte, er hätte gar nicht erst gefragt.
    Aber van Appeldorn ging darüber hinweg. «Natürlich hätte ich darauf kommen müssen, dass es sich nicht um einen Suizid handelt. Wenn ich bei klarem Verstand wäre.» Er hielt inne. «Vielleicht sollte ich wirklich Erziehungsurlaub nehmen», setzte er bitter hinzu.
    «Jetzt hör doch auf …»
    Van Appeldorn atmete langsam aus. «Ich bring dich nach Hause.»
    Toppe nickte nur. Sie fuhren schweigend durch die Straßen, die um diese Zeit fast völlig ausgestorben waren. Beide waren froh, dass der andere nichts mehr sagte.
    Van Appeldorn bremste vor Toppes Haustür.
    «Willst du noch auf einen Schnaps reinkommen?», fragte Toppe unsicher.
    «Schon gut, lass mal.» Van Appeldorn hatte sich wieder im Griff. Er grinste. «Ich fahre noch rüber zu Wanders und zisch mir ein paar Bier.»
    Toppe zuckte die Achseln. «Wenn’s das bringt», murmelte er. Aber van Appeldorn hörte ihn schon nicht mehr.
    Im Haus war alles still. Ohne Licht zu machen, durchquerte Toppe die Diele in Richtung Küche und stieß sich prompt sein Knie an der Kommode. Im Dunkeln fand er sich hier noch nicht zurecht. Leise ächzend rieb er sich die schmerzende Stelle und tastete nach dem Lichtschalter.
    An der Kühlschranktür klebte ein Zettel: ‹Mikrowelle!›.
    Er schmunzelte, sie war wirklich lieb. Dabei war sein ständiges Übergewicht sicher auch auf seine nächtlichen Ausflüge zum Kühlschrank zurückzuführen. Zwei Fleischrollen hatte sie ihm hingestellt mit ein paar Zwiebelringen und viel süßem Ketchup. Genau das, was er jetzt brauchte. Er nahm sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, hockte sich an den Tisch und aß langsam. Dabei las er den Text auf der Cornflakes-Packung, die auf dem Tisch stand, den ganzen Text, sogar die Liste aller Inhaltsstoffe.
    Schade, dass Gabi schon schlief. Er hätte gern mit ihr gesprochen über Norbert und überhaupt.
    Das Bier schmeckte ihm nicht. Er goss den Rest in den Ausguss und räumte sein Geschirr in die Spülmaschine.
    Schlafen würde er noch nicht können, aber zum Lesen war er auch zu müde.
    Er ging hinüber ins Wohnzimmer und kramte in seinen Platten, Tracy Chapman, ja, das war genau richtig jetzt.
    Auf dem Sofa ausgestreckt, starrte er an die Decke, lauschte der Musik und versuchte, an nichts zu denken. Es gelang ihm ganz gut.
    Gabi wachte nicht auf, als er leise zu ihr ins Bett kam. Er fiel sofort in einen tiefen Schlaf.

    Als um halb sechs das Telefon klingelte, war er sofort hellwach. Gabi drehte sich auf den Bauch und vergrub ihren Kopf unter dem Kissen.
    «Toppe.»
    «Guten Morgen, Helmut. Hier ist Arend. Warst du schon wach?»
    «Ich weiß nicht. Hast du bis jetzt gearbeitet?»
    «Ja, und die Ergebnisse sind wichtig. Der Mann ist nicht an einer Überdosis Rauschgift gestorben – er hat überhaupt nicht gefixt. Er starb an einer Luftembolie.»
    «Was?»
    «Ja, Luft in der Armvene.»
    «Hat er das selbst …»
    «Ich bin sicher, dass es sich nicht um einen Suizid handelt. Zunächst einmal hatte die Spritze, die in seinem Arm steckte, nur ein Volumen von 20 ml. Das heißt, es muss mehrfach gespritzt worden sein, um die für eine Embolie mindestens erforderlichen 100 ml Luft in die Vene zu pumpen. Es gibt aber nur einen Einstich, was bedeutet, dass man die Spritze von der Kanüle gelöst hat, wenn sie neu mit Luft gefüllt wurde. Und einhändig ist das sehr schwierig.»
    «Na ja», wehrte Toppe ab, «möglich ist alles bei Selbstmördern. Und außerdem, der wird doch wohl kaum seelenruhig stillgehalten haben. So etwas dauert doch.»
    «Eben. Sitzt du gut?»
    «Ja. Nun erzähl schon.»
    «Ich habe beträchtliche Mengen von Atropin und Scopolamin im Körper des Toten gefunden.»
    Toppe brauchte eine Weile, bis er

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