Grenzgaenger
Staatsanwalt anrufen und zusehen, dass das klargeht?»
«Ja, okay, mach ich. Du meldest dich?»
«Ich melde mich, sobald ich was habe.»
«Danke», antwortete Toppe müde und griff noch einmal zum Telefon, um Dr. Stein anzurufen.
Auf dem Parkplatz am Präsidium kamen Toppe Dieter Seghers und die anderen Leute aus dem Krankenhaus entgegen.
Breitenegger war also wohl erst gerade mit den Vernehmungen fertig geworden.
Auch Heinrichs und van Appeldorn waren inzwischen aus Emmerich zurück.
Toppe schlurfte ins Büro und ließ sich schlaff auf seinen Stuhl fallen.
«Na, was ist?», fragte van Appeldorn. «Doch wohl nicht schon wieder ein neuer Fall?»
Toppe rieb sich die Augen.
«Ein Toter in seinem Bett in seiner Wohnung mit einer Spritze im Arm.»
«Überdosis», sagte van Appeldorn.
«Möglich», murmelte Toppe. «Und was ist bei euch gelaufen?»
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Acht
Die Ausbeute war äußerst dürftig. Sie hatten nichts herausgefunden, was sie weiterbrachte. Jeder, mit dem sie gesprochen hatten, hatte ihnen versichert, dass José Bruikelaer ein offenes, freundliches Mädchen gewesen war, unmöglich, dass sie sich hätte umbringen sollen. Und Mord? Nein, genauso wenig. Wer hätte ein Interesse daran haben sollen? Dieter Seghers hatte ein paarmal mit ihr geschlafen, ja und? Das war’s auch gewesen.
«Wir hatten beide kein Interesse an einer Courths-Mahler-Geschichte», hatte er herablassend erklärt.
Auf der Geburtstagsfeier war offensichtlich nichts vorgefallen. Und am Samstag hatte auch niemand etwas gehört oder gesehen. Keiner hatte das Mädchen nach Freitagabend noch einmal getroffen.
Hatte es noch andere Freunde oder Bekannte gegeben, die nichts mit dem Krankenhaus zu tun hatten? Sicher, konnte schon sein, so nahe stand man sich schließlich nicht.
Die Leute aus dem Musikerkreis? Ja, den einen oder anderen hatte man wohl schon gesehen, aber kennen? Nein, das wäre zu viel gesagt.
Toppe gähnte ungeniert. Es war nach halb eins.
«Ich finde, wir sollten morgen weitermachen.»
Keiner nahm es ihm übel, als er aufstand.
«Norbert?» Er hielt van Appeldorn zurück, als sie schon auf der Treppe waren.
«Ja.» Van Appeldorn blieb stehen.
«Kannst du mich nach Hause bringen? Mein Wagen ist vorhin wieder nicht angesprungen.»
«Sicher.» Van Appeldorn ging weiter. «Und wie bist du dann zur Schwanenstraße gekommen?»
«Ach, Ackermann kam zufällig vorbei und hat mich hingefahren», antwortete Toppe so beiläufig wie möglich.
Van Appeldorn lachte schnaubend. «Ackermann? Und das hast du freiwillig über dich ergehen lassen?»
Er stieß die Tür auf.
Toppe atmete tief durch.
Es war immer noch warm, aber die Luft war klar. Sogar hier an der Durchgangsstraße roch es ein bisschen nach Frühsommer.
«Norbert?»
«Ja?»
«Was ist eigentlich los mit dir?»
«Was soll denn mit mir los sein?», fragte van Appeldorn erstaunt.
Toppe fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, redete aber trotzdem weiter. «Du hast doch was, du bist so …» Er suchte nach einem passenden Wort. «… so anders. Irgendwie nicht richtig bei der Sache.»
Aber van Appeldorn winkte ab. «Jetzt komm endlich. Ich schlafe schon im Stehen.»
Er überquerte den Parkplatz und schloss sein Auto auf.
«Vielleicht könnt ihr den ganzen Mist hier bald alleine machen», platzte es aus ihm heraus.
Toppe warf ihm über das Autodach einen verstörten Blick zu. «Was soll das denn heißen?»
«Ach, Scheiße!» Van Appeldorn ließ sich auf den Fahrersitz fallen.
Toppe stieg ebenfalls ein und wartete.
Es war dunkel im Wagen.
«Marion ist schwanger», sagte van Appeldorn, ohne Toppe anzuschauen.
Seit einigen Jahren schon lebte van Appeldorn mit seiner Freundin Marion und deren Tochter zusammen. Bis jetzt schien er nie Probleme gehabt zu haben, und wenn doch, hatte er nicht darüber gesprochen.
Keiner von ihnen tat das.
Toppe rutschte unbehaglich auf seinem Sitz nach vorn.
«Na und?», sagte er schließlich unbeholfen.
«Na und?», erwiderte van Appeldorn. «Es war nicht geplant!»
Toppe wusste nicht, was er sagen sollte.
«Wir haben den dicksten Knies deswegen», fuhr van Appeldorn fort. «Marion will ihren Laden nicht aufgeben, jetzt, wo er gerade anfängt zu laufen. Schon durch Annas Geburt hätte sie Jahre verloren, sagt sie. Und das, bitte schön, nicht schon wieder! Es wäre schließlich auch mein Kind, und wie wäre es denn, wenn ich mal Verantwortung übernähme und zu Hause bliebe? Es hieße mittlerweile
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