Grenzgaenger
Derksen – 51 J., Handelsvertreter
Posaune: Dietrich Püplichhuisen – 16 J., Schüler
Posaune: Dr. Klaus Baumgarten – 49 J., Internist
Saxophon: José Bruikelaer – 27 J., Krankenschwester
Saxophon: Christiane Baumgarten – 16 J., Schülerin
Saxophon: Stefan Baumgarten – 16 J., Schüler
Saxophon: Markus Versteyl – 22 J., Musikstudent in Bonn
Piano: Andreas Thelosen – 39 J., Kantor
«Was ist mit Nummer 11, dem Studenten?», wollte Toppe wissen.
«Der war nicht in seiner Wohnung in Bonn. Ich versuch’s gleich weiter», antwortete Breitenegger. «Und der Handelsvertreter kommt erst morgen Mittag von seiner Tour zurück.»
«Und jetzt kommt erst einmal der Müller, sagst du. Dann wer?»
«Dann um 15 Uhr Dr. Baumgarten, um 16 Uhr Andreas Thelosen und um 17 Uhr die beiden Kinder vom Baumgarten.»
«Prima.» Toppe stand auf und sah auf seine Uhr. «Bis zwei bin ich locker mit dem Essen fertig. Wann ist die unvermeidliche Pressekonferenz?»
«Um fünf.»
«Da kannst du dich ja mal wieder geschickt drücken», bemerkte Toppe säuerlich. Pressekonferenzen waren sein Albtraum.
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Elf
Karl-Heinz Müller, der Orchesterleiter, hatte nach eigenem Bekunden mit Jochen Reuter nur wenig zu tun gehabt. Er hatte ihn lediglich bei den Proben und Auftritten der Band gesehen.
«Ein ziemlich arroganter Typ war das», meinte er. «Wir waren eigentlich unter seiner Würde. Er hat ganz schön den Profi rausgekehrt und uns deutlich spüren lassen, dass wir froh sein konnten, wenn er sich überhaupt zu uns herabließ. Dabei hatte er musikalisch gar nicht so viel drauf. Na ja, wir waren trotzdem ganz froh, dass er bei uns gespielt hat. Einigermaßen solide Bassisten sind in dieser Gegend dünn gesät.»
Auch Dr. Baumgarten hatte Jochen Reuter kaum gekannt. Er hatte ihn, genau wie Müller, zum letzten Mal am 4. Mai bei der Bandprobe gesehen. «Außer ‹Guten Tag› und ‹Alles klar?› habe ich kein Wort mit ihm gewechselt. Der hatte aber auch kein Interesse daran. Komischer Mensch, übrigens. Bisschen sehr die Nase hoch.»
Der Einzige, der auch mal privat mit Jochen Reuter zu tun gehabt hatte, war der Kantor, Andreas Thelosen. Er machte aus seinem Erscheinen einen ziemlichen Auftritt. Ein nervöser Typ mit unruhigen Augen, eitel. Sich ihn als Kantor einer Kirchengemeinde vorzustellen, fiel schwer.
«Ach, den Jochen kenne ich bestimmt schon seit 25 Jahren. Wir waren sogar irgendwann mal in derselben Klasse am Staatlichen Gymnasium.»
Sie hatten immer mal wieder in der einen oder anderen Band-Formation miteinander Musik gemacht, angefangen von Beatbands in den Sechzigern, über Rockbands in den Siebzigern bis hin zu Free-Jazz-Gruppen Anfang der achtziger Jahre.
«Privaten Kontakt? Ach Gott, ich kenne den, wie man sich in so einer Stadt eben kennt. So richtigen privaten Kontakt, meinen Sie?» Er strich mit allen zehn Fingern sein langes Flachshaar nach hinten. «Nein, so würde ich es nicht nennen. Ich meine, ich wusste, wo er wohnt, welche Gigs er hatte und so, aber sonst? Ich glaube, ich bin noch nicht einmal bei ihm zu Hause gewesen.» Er zündete sich eine Zigarette an und hielt sie zwischen den äußersten Fingerspitzen. Es sah affig aus, eigentlich so, als sei er normalerweise Nichtraucher. «Ich denke, Musik war das verbindende Element zwischen uns. Eigentlich ein prima Kerl. Ganz schön hart, das jetzt.»
Toppe schwirrte der Kopf, als der Kantor gegangen war.
«Komische Szene.» Astrid sprach ihre Gedanken laut aus. «Bringt einen irgendwie ganz schön runter.»
Damit traf sie genau Toppes Gefühl, wenn auch nicht sprachlich.
Dr. Stein, der um kurz vor fünf kam, munterte sie wieder ein wenig auf. Er brannte darauf, die neuesten Ergebnisse zu hören, und gab sich zuversichtlich und gut gelaunt.
Müde und gleichzeitig hellwach ging Toppe in die Pressekonferenz. Er wusste, man konnte der Presse die ganze Geschichte nur sehr vorsichtig servieren. Zwei Morde unmittelbar nacheinander, ein Täter und nicht die leiseste Ahnung, was das Motiv betraf: eine heikle Angelegenheit.
Aber Dr. Stein handhabte die Sache wie immer souverän. Pressekonferenzen waren sein Element.
Toppe blieb eine graue, unscheinbare Randfigur, aber das war ihm ganz recht so. Es waren nur die Journalisten von der Lokalpresse vertreten, deshalb hatten sie den ganzen Zirkus in einer knappen Dreiviertelstunde hinter sich.
«Wie geht es jetzt weiter?», fragte Dr. Stein auf dem Rückweg zum Büro.
«Ich hoffe,
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