Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
Reihe vernarbter Stellen.
    Der Mann sah sie aus schmalen Augen kurz an, nahm dann die Fernbedienung, die neben ihm auf dem Sofa lag, und drehte den Ton ab. Das Bild flimmerte weiter.
    «Setzen Sie sich doch», forderte die Mutter sie auf und warf ihrem Sohn einen scharfen Blick zu.
    Betont langsam nahm Klaus die Beine vom Tisch und rappelte sich zu einer Sitzposition hoch.
    Van Appeldorn setzte sich in den Sessel, dem Sohn gegenüber, und sah ihn aufmerksam an.
    «Sie wissen ja sicher, warum wir kommen, Frau Reuter», begann Toppe.
    Sie nickte. «Ja, ich …»
    «Hatte Ihr Sohn Feinde?», unterbrach Klaus sie und grinste breit. Toppe ignorierte ihn.
    «Wir haben Ihren Sohn am Montagabend in seiner Wohnung gefunden. Er ist offensichtlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Als wir ihn fanden, steckte eine Spritze in seiner Armvene.»
    Die Augen der Mutter wurden kugelrund. «Nein», stammelte sie und schlug die Hände vors Gesicht.
    «Ach Gott, der Arme», sagte Klaus.
    Toppe biss sich auf die Lippen. Er sah, dass van Appeldorn langsam zu kochen begann und unruhig mit den Fingern auf die Sessellehne trommelte.
    «Aber … aber der Junge hat doch nie was mit Drogen zu tun gehabt.» Frau Reuter schüttelte den Kopf.
    «Tja, wie man sich doch irren kann.» Klaus grinste zynisch.
    Van Appeldorn lächelte böse. «Halt den Ball flach, Junge. Ich kann mir jederzeit einen Durchsuchungsbeschluss für dein Zimmer besorgen. Du kommst sowieso gleich mit, damit wir deine Fingerabdrücke nehmen können. Dann wollen wir mal sehen, ob du immer noch eine so große Klappe hast.»
    Klaus verbeugte sich. «Jawohl, Massa!»
    Frau Reuter fing an zu reden, als hätte sie die Szene gar nicht wahrgenommen.
    «Wissen Sie, als mein Mann mich damals verlassen hat, da war Jochen erst acht. Von meiner Familie hab ich keine Unterstützung gekriegt, und bei den Nachbarn war man ja auch untendurch. Das war ja damals noch ganz anders wie heute. Stehen Sie mal alleine da mit zwei Kindern! Und ich hatte ja auch nichts gelernt. Was hatten wir denn für eine Jugend! Krumm hab ich mich arbeiten müssen, damit wir über die Runden kamen. Jeden Tag beim Bauern aufs Feld von fünf Uhr morgens bis es dunkel wurde. Und im Winter in die Gärtnerei. Tag für Tag, bei Wind und Wetter. Die Gicht habe ich ja nicht von ungefähr.»
    «Und wo waren Ihre Kinder, wenn Sie gearbeitet haben?», fragte Toppe.
    «Der Große hat eben auf den Kleinen aufpassen müssen. Jochen ging ja schon zur Schule. Ja, leicht hatte der es nicht, die Schule und den Bruder immer. Der musste schon früh der Große sein. Hat sich auch immer um Klaus gekümmert.»
    «Ja, ja», bemerkte Klaus, «der hat sich immer um den kleinen Klausi gekümmert, der Gute.»
    «Stimmt doch», fuhr ihn seine Mutter an, «später doch auch immer noch.»
    «Ja, aber sicher. Der engagierte Sozialarbeiter, immer ein offenes Herz für die Schwachen.»
    «Wieso Sozialarbeiter?», unterbrach ihn van Appeldorn.
    «Mein großer Bruder war Sozialarbeiter im HPH bei den Schockels.»
    «HPH?», fragte Toppe.
    «Heilpädagogisches Heim im Landeskrankenhaus», erläuterte van Appeldorn. «Und wann war das?»
    «Keine Ahnung», erwiderte Klaus desinteressiert, und Toppe schaute die Mutter an.
    «Warten Sie mal.» Sie überlegte. «In den Siebzigern, so bis 1978 ungefähr.»
    «Und warum hat er in dem Beruf nicht weitergearbeitet?», wollte Toppe wissen.
    «Er war schon immer künstlerisch begabt. Eigentlich hat es ihn immer mehr zur Musik hingezogen.»
    «Quatsch», unterbrach Klaus sie, «der Job war dem einfach nicht gut genug. Wollte lieber der große Star auf der Bühne sein. Und seit der sich für ’n Profi hält, ist der doch total abgewichst. Da hat der sich einen Scheißdreck darum gekümmert, wie es mir geht.»
    «Dir!», schnaubte die Mutter. «Hast du dich denn jemals darum gekümmert, wie es mir geht?»
    Toppe und van Appeldorn wechselten einen Blick.
    «Wovon leben Sie eigentlich?», fragte Toppe den Sohn.
    Der kniff die Augen zusammen und betrachtete die Glut seiner Zigarette. «Tja, heute mit diesen ganzen Aus- und Übersiedlern kriegt man ja keinen Job mehr.»
    «Und wo nimmst du die Kohle für deinen Stoff her?» Van Appeldorn hatte sich nur noch mühsam unter Kontrolle.
    «Bist du von der Mordkommission oder von der Drogenfahndung?», entgegnete Klaus lässig. «Was soll das hier eigentlich alles?» Er lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    Toppe sah van Appeldorn beschwichtigend an und wandte

Weitere Kostenlose Bücher