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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Beruf vielseitig: Man muss nicht nur präzise arbeiten, über ein gutes Gedächtnis und logisches Denken verfügen, sondern auch noch eine gehörige Portion Kreativität und Phantasie mitbringen.» Sie unterbrach sich selbst und lachte. «Wie auf einer Werbeveranstaltung der Polizei.»
    «Ja, wenn ich Sie höre, dann müsste ich mich jeden Tag wieder für die Kripo entscheiden. Hat’s denn bei Ihnen keinen anderen Beruf gegeben, der Sie interessiert hat?»
    «Doch, schon. Nach dem Abi hab ich eine Goldschmiedelehre angefangen. Ich war immer ganz gut in Kunst. Aber irgendwie war das dann doch nichts. Ich weiß nicht genau.»
    «Und Ihre Eltern?»
    «Meine Eltern? Die ‹von Steendijks› und Fabrikbesitzer und so, meinen Sie das? Ach was, die sind gar nicht so. Die hätten es schon lieber gesehen, wenn ich studiert hätte, aber im Grunde lassen die mich machen. Die sind eigentlich ganz okay.»
    Toppe drückte seine Zigarette aus.
    «Wann haben Sie denn Ihre letzte Prüfung?»
    «Die schriftlichen habe ich alle hinter mir. In vierzehn Tagen kommen die mündlichen und dann … tja.»
    «Mit Stellen sieht es im Moment nicht gerade rosig aus.»
    «Nein, und erst recht nicht für Frauen, ich weiß schon. Mir ist klar, was da alles so im Argen liegt, auch, oder vielleicht gerade, bei der Polizei. Erlebe ich ja auch täglich vor Ort im Kleinen. Aber das muss ja alles nicht so bleiben», fügte sie trotzig hinzu. «Und ich bin auch gerade der ‹Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizisten› beigetreten.»
    «Hm.»
    «Finden Sie das nicht gut?»
    «Doch, sicher. Ich habe bloß keine Ahnung, was die eigentlich konkret machen. Würden Sie mir mal was von denen zeigen?»
    «Ja, klar, gerade so Leute wie Sie, Hauptkommissare und so, die könnten wir gut gebrauchen.»
    Toppe lächelte schief. ‹So Leute wie er› hatten zu viele Illusionen verloren und zu viele Federn gelassen, waren zu froh über jedes Schäfchen, das sie im Trockenen hatten, um noch einmal an vorderster Front zu kämpfen, oder? Er hatte lange nicht mehr darüber nachgedacht.
    «Wollen Sie das Gespräch mit Markus Versteyl führen?», wechselte er das Thema.
    «Ich?» Sie errötete, aber es war keine Furcht. «Ja, gern, wenn Sie meinen, ich kann das.»

    Sie machte ihre Sache nicht schlecht. Die eine oder andere Frage hätte Toppe sich vielleicht erspart, nachdem ziemlich schnell klar war, dass Markus Versteyl nichts mit José Bruikelaer und Jochen Reuter zu tun gehabt hatte, aber Astrid war gründlich.
    Markus Versteyl war kaum noch in Kleve. Er kam lediglich zu den Auftritten der Bigband herüber, nicht einmal an den regelmäßigen Proben nahm er teil. Ja, nach Worcester war er mitgefahren, war ja in den Semesterferien gewesen. Astrid fragte nach seinen Alibis für die beiden Tatzeiten. Versteyl blieb sachlich. Er hatte einen festen Job in einer kleinen Jazzkneipe in Bonn, wo er am Samstag- und Montagabend ab 19 Uhr gespielt hatte. Zwei Musiker aus dem Uni-Orchester bestätigten das. Einen eigenen Wagen hatte er nicht.

    «Trotzdem», meinte Astrid, als sie zum Auto zurückgingen, «er könnte sich einen Wagen geliehen haben und dann hätte er es immer noch schaffen können, wieder um sieben in Bonn zu sein.»
    «Möglich», sagte Toppe, «aber ist das wahrscheinlich?»
    Astrid sah ihn fragend an.
    Er hob die Schultern. «Ich meine, haben Sie das Gefühl, dass er irgendetwas mit den Morden zu tun hat?»
    Sie runzelte die Stirn. «Nein, vom Gefühl her würde ich sagen, er hat überhaupt nichts damit zu tun. Er schien wirklich nicht einmal von den Morden zu wissen … aber Gefühl …»
    «Ja, genau, Gefühl», sagte Toppe bestimmt.
    Sie wollte die Fahrertür aufschließen, hielt dann aber inne.
    «Ich habe Hunger», sagte sie.
    «Sie? Sie haben Hunger?», fragte Toppe verblüfft.
    «Ja, ganz ordinären Hunger.» Sie lachte. «Da drüben ist eine Pizzeria. Wollen wir was essen gehen?»
    Toppe kämpfte mit sich. «Ich habe irgendwie das Gefühl, wir sollten so schnell wie möglich zurück …, aber, gut … wenn’s schnell geht.»
    Sie steckte den Schlüssel in die Tasche zurück und überquerte vor ihm die Straße.
    Er war unzufrieden und spürte eine merkwürdige Unruhe im Bauch.
    Es wurde eine schweigsame, schnelle Mahlzeit.

    Um zehn vor drei waren sie wieder in Kleve.
    Im Büro war die Hölle los. Toppe brauchte einen Moment, bis er sich zurechtfand. Breitenegger saß an seinem Schreibtisch, den Telefonhörer unters Kinn geklemmt, sprach und

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