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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Übergewichts war Toppe nicht unattraktiv. Sein Aussehen war eigentlich ganz unwichtig. Van Appeldorn sah ja objektiv ziemlich gut aus: groß, schlank, mit dunklen Locken. Trotzdem konnte sie nichts an ihm finden. Er war so kühl und kontrolliert, oft zynisch, jedenfalls keiner, mit dem man sich so richtig fetzen konnte und das Gegenteil eben auch nicht. Eigentlich war der doch genau der richtige Typ für den Leiter einer Mordkommission, oder?
    Sie unterdrückte das nächste Gähnen. Sollte sie jetzt doch mal fragen, ob sie nach Hause gehen konnte?
    Toppe sah plötzlich auf, und ihre Blicke begegneten sich. «Kennen Sie einen bei den Grünen, Astrid?»
    Sie hatte keine Probleme damit, sofort auf die Wirklichkeit umzuschalten. «Ja, ein paar Leute kenn ich wohl. Der Vorsitzende heißt Jupp Lievertz.»
    «Und wie komme ich an den ran?»
    «Der ist Lehrer am Sebus-Gymnasium. Ich hatte den früher mal in Bio.»
    Toppe schrieb sich den Namen auf. Morgen früh würde er sein Glück versuchen.
    Astrid kam um den Schreibtisch herum und wickelte behutsam das Handtuch von seinem Fuß. Toppe biss die Zähne zusammen.
    «Meine Güte!» Sie erschrak. «Das sieht wirklich böse aus.»
    Toppe warf einen vorsichtigen Blick auf seinen Fuß, der Knöchel war zu einem unförmigen, bläulichen Gebilde angeschwollen.
    «Sie sollten zum Arzt gehen. Das könnte ein Bänderriss sein.»
    «Pass auf, Helmut, dann kriegst du womöglich noch einen Adimed-Schuh», bemerkte van Appeldorn, ohne von seinen Papieren aufzublicken.
    Ackermann lachte gackernd. Auch er war bei dem Schuhfall im letzten Jahr dabei gewesen.
    Toppe war überhaupt nicht nach Witzen zumute. Wann sollte er wohl zum Arzt gehen? Das war völlig unmöglich.
    «Besorgen Sie sich wenigstens eine Gehstütze», schlug Astrid vor.
    Er schüttelte missbilligend den Kopf: «Ich lauf doch nicht mit ’ner Krücke rum.»
    «Ich sehe schon die Schlagzeile.» Van Appeldorn malte sie mit einer ausholenden Handbewegung in die Luft: KOMMISSAR T. BEIM DIENST AN DER MENSCHHEIT ZUM KRÜPPEL GEWORDEN.»
    «Oder auch», sprang Heinrichs ein, «NUR NOCH KRÜCKEN BEI DER POLIZEI?»
    Es klopfte. Automatisch sah Toppe auf die Uhr, gleich Mitternacht.
    Es war Hubert Flintrop von der Schutzpolizei. Toppe konnte ihn nicht leiden, und das beruhte eindeutig auf Gegenseitigkeit. Flintrop war anmaßend und frech mit einem Hang zu Schlüpfrigkeiten. Er überschritt des Öfteren seine Kompetenzen und hatte sich damit schon mehrfach Beschwerden eingehandelt. Er betrachtete die Kripo als eine Art natürlichen Feind nach dem Motto: Wir machen die Drecksarbeit, und die feinen Herren sitzen auf ihrem dicken Hintern und drehen Däumchen.
    Als er jetzt reinkam, übersah er Toppe geflissentlich und sagte in van Appeldorns Richtung: «Morgen. Wollt’ ma’ kucken, wie’t so läuft.»
    «Morgen, Hubert. Wie soll’s schon laufen. Man tut, was man kann.» Van Appeldorn schob seinen Stuhl zurück und legte beide Beine auf den Schreibtisch.
    Flintrop lehnte sich lässig an die Wand und musterte Astrid in ihrem Minirock mit einem klebrigen Blick von unten nach oben. Sie ignorierte ihn und nutzte die Unterbrechung, um endlich das Fenster zu öffnen.
    Flintrops Blick blieb auf ihrem Po hängen. «Von solchen Arbeitsbedingungen träumt unsereins bloß», bemerkte er anzüglich. «Habt ihr übrigens ’ne Idee, wat wir den Leuten sagen sollen?»
    «Welchen Leuten?», fragte Toppe.
    «Ja, wat glauben Sie denn, wat bei uns los is’! Ihr kriegt ja nichts davon mit hier oben. Aber Mann!»
    Er ging rüber zu van Appeldorn, stützte beide Hände auf den Schreibtisch und beugte sich vertraulich vor.
    «Et es äwel ok nas en Chicago, wa?»
    Van Appeldorn lachte. «Jo, se hemme ons moj te pakke.»
    «Wij sech ge dat! Wat ment ge, wat dat Telefon bemmelt. Jan en alleman es an’t anruupe. Ängst! Dor köj de Pemperenällekes beij kriege.»
    «Dat glöv ek unbesien.» Van Appeldorn hörte sich ganz besonders verständnisvoll an.
    Toppe kochte innerlich. Er verstand mal wieder kein Wort.
    «Ek well ow wat segge», fuhr Flintrop fort. «Wej make ons kapott en gej düt bloot Fliere fleute. Sit ens tu, dat ge gauw den Mörder krecht, sonst geft dat enen Volksaufstand.»
    «Gauw hät de Näkk gebrooke», knurrte Heinrichs.
    Toppe reichte es gründlich. «Es wäre mir lieb, wenn ihr eure sprachpraktischen Übungen ein andermal fortsetzen könntet!»
    Flintrop richtete sich auf und sah Toppe ernst an. «Entschuldigung, Herr Toppe, aber es ist

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