Grenzgaenger
zusammen.»
«José Bruikelaer?»
Müller hob bedauernd die Schultern, aber seine Frau sprang ein. «Die war zusammen mit der Kleinen vom Baumgarten. Weißt du das denn nicht mehr? Bei diesem alten Pfadfinder, den Forresters. Die haben sich doch die ganze Zeit über den kaputtgelacht.»
«Ja, stimmt, jetzt, wo du’s sagst.»
«Christiane Baumgarten?», hakte van Appeldorn nach.
«Ja.»
«Ist Ihnen etwas aufgefallen am Verhältnis der Leute untereinander? Man sitzt doch schließlich gute zwanzig Stunden zusammen im Bus.»
«Gott, was soll mir aufgefallen sein?» Müller klang ratlos. «Es war ganz normal, wie das so ist mit einer Gruppe von Jugendlichen. Wer sitzt neben wem? Wie sind die Gastfamilien? Welche Kassette soll der Busfahrer einlegen? Darf im Bus geraucht werden oder nicht? Das Übliche eben.»
«Ach komm», widersprach seine Frau, «da hat’s doch ’ne Menge Krach gegeben.» Sie schien noch im Nachhinein ungehalten. «Dieser Küsters ist nämlich ein ganz militanter Nichtraucher. Der hat die ganze Fahrt über rumgepöbelt. Ausgerechnet der muss sich über Gestank aufregen!»
«Wieso?»
«Der ist geradezu abstoßend ungepflegt und riecht entsprechend.»
«Wissen Sie, wo ich diesen Herrn Küsters finden kann?»
«Nein», antwortete Müller schlicht.
«Er hat jedenfalls keine Arbeit», bemerkte seine Frau spitz. «Darüber hat er sich lang und breit ausgelassen.»
«Sie haben sich näher mit ihm unterhalten?»
«Pfui, Gott bewahre! Aber manchmal konnte ich ihm nicht rechtzeitig entkommen.»
«Gut, hat es noch andere Probleme gegeben?»
Sie überlegten eine Weile, aber offensichtlich war keinem von beiden etwas im Gedächtnis geblieben, das erwähnenswert schien.
«Hatten Jochen Reuter und José Bruikelaer engeren Kontakt?»
«Nicht, dass ich wüsste», antwortete Müller. «Der Jochen war mehr so ein Einzelgänger.»
«Einzelgänger!», fiel ihm seine Frau ins Wort. «Ganz schön arrogant war der. Für den waren das doch alles Kinder. Ich hab ja nie kapiert, warum der in der Bigband war. Er hat keinen Hehl daraus gemacht, dass die ihm alle eine Nummer zu klein waren. Aber José, die war einfach richtig nett. Die konnte den Reuter auch nicht besonders leiden.»
«Woher willst du das wissen?», fuhr ihr Mann sie an.
«So was merkt man doch.»
Breitenegger hatte den Zentralcomputer in Berlin befragt: ‹Carl Maria Küsters, geboren am 7. Februar 1957 in Kleve, zuletzt gemeldet bei Hanns Martin Küsters, Am Sender 7›.
«Na, dann will ich mal sehen, dass ich ihn auftreibe.» Toppe sah auf seine Uhr, halb zehn – seit dem letzten Mord waren neun Stunden vergangen.
Hanns Martin Küsters gehörte ohne Zweifel der gehobenen Einkommensklasse an. Das Haus, vor dem Toppe stand, war ein großer, weißer Bungalow. In der Einfahrt ein makellos polierter grauer Benz, auf dem Rasen vor der Haustür eine abstrakte Metallskulptur. Es gab keine Klingel, nur einen schweren Klopfer an der glatten, kupfernen Haustür. Toppe klopfte. Drinnen schlug ein Hund an.
«Ruhig, Prinzess», rief der Mann, der ihm jetzt die Tür öffnete. Er war recht klein, hatte schütteres, weißes Haar, das er von hinten über die Stirnglatze gekämmt hatte, einen kurzen, eisgrauen Bart und trug eine silberne, schmale Metallbrille. Fragend sah er den späten Besucher an.
Toppe stellte sich vor. «Ich möchte Herrn Carl Küsters sprechen.»
Der Mann hielt ihm die Tür auf. «Ich bin sein Vater. Kommen Sie doch herein.» Er ging voraus durch die mit Schiefer ausgelegte Halle zum Wohnzimmer.
Ein Collie kam ihm schwanzwedelnd entgegen. «Platz, Prinzess», sagte Küsters, aber den Hund interessierte die Anweisung nicht.
Das Wohnzimmer war mindestens siebzig Quadratmeter groß und ausgesprochen geschmackvoll eingerichtet. Trotzdem hatte es eine kühle und unpersönliche Atmosphäre. Die teuren, skandinavischen Möbel stammten aus den frühen sechziger Jahren und waren damals avantgardistisch gewesen. Die Sessel glichen Regiestühlen, waren aus Teakholz und schwarzem Wildleder, der offene Kamin trug eine glatte, schnörkellose Kupferhaube, an den Wänden hingen blasse, abstrakte Ölgemälde. Der hintere Teil des Raumes wurde ausgefüllt durch einen großen, ovalen Glastisch mit acht schmalen Teakstühlen. Auch hier war der Boden aus Schiefer. Es gab keine Teppiche, keine Gardinen, nicht einmal Topfpflanzen, nur zwei moderne Granit-und-Stahl-Objekte vor den breiten Fenstertüren.
«Nehmen Sie Platz.» Küsters setzte
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