Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
sagte Heinrichs stur.
    «Wieso, was war denn?», fragte Toppe.
    «Ach, da hat es wohl einen sehr lauten Krach gegeben zwischen dem Müller und Jochen Reuter. Es ging um einen Anteil, den der Reuter nicht bezahlen wollte. Aber es tut mir leid, ich sehe da beim besten Willen kein Mordmotiv.»
    Breitenegger gähnte herzhaft. «Ich habe das Foto nach Düsseldorf gefaxt. Die Kollegen dort wollen morgen früh mit Reuters Freundin sprechen, über die Fahrt nach Worcester und Otto Hetzel.»
    «Gut.» Toppe nahm vorsichtig seinen lädierten Fuß vom Schreibtisch, er kam sich in dieser Position zu albern vor. «Willst du nicht nach Hause gehen, Günther? Du siehst etwas mitgenommen aus. Wir anderen müssen ja leider noch unsere Berichte schreiben.»
    Breitenegger brummte etwas Ablehnendes.
    «Doch, geh ruhig. Du musst morgen früh fit sein. Was meinst du, was hier los sein wird, wenn die Zeitungen erst raus sind.»
    «Wir werden um eine längere Pressekonferenz nicht herumkommen.» Breitenegger reckte sich und grinste. Er kannte Toppes Abneigung gegen die Presse nur zu gut. «Und diesmal bestimmt überregional», fügte er gut gelaunt hinzu.
    «Du scheinst dich ja richtig drauf zu freuen», stellte Toppe fest und rieb sich ächzend seinen schmerzenden Knöchel.

[zur Inhaltsübersicht]
    Achtzehn
    Breitenegger ging nicht nach Hause.
    «Wenn ich fit sein muss, dann bin ich auch fit.»
    Und während die anderen widerwillig ihre Berichte schrieben, telefonierte er mit dem Staatsanwalt, der immer gern auf dem aktuellen Stand sein wollte.
    Astrid hatte den einzigen Bericht, den van Appeldorn ihr zugeteilt hatte, längst fertig. Sie fühlte sich zerschlagen und klebrig, sehnte sich nach einer Dusche und ihrem Bett. Erst heute Morgen die Fahrt nach Bonn, dann gleich die neue Aufregung über den dritten Toten und die vielen Befragungen heute Abend. Es fiel ihr nicht leicht, so schnell auf den neuen Fall umzuschalten, geschweige denn, konnte sie die drei Fälle kombinieren. In ihrem Kopf herrschte ein wüstes Durcheinander von Einzelheiten.
    Es war stickig und viel zu warm. Das Fenster war fest geschlossen, aber Astrid traute sich nicht, aufzustehen und frische Luft reinzulassen. Der Raum war einfach zu klein für die sechs Leute, die jetzt dort arbeiten mussten. Sie unterdrückte ein Gähnen und rieb sich den Nacken. Wie hielten die anderen das bloß durch? Wenn man sie jetzt so sah, käme man nicht darauf, unter welchem Druck sie standen. War das nun die vielgerühmte Routine oder einfach Abstumpfung?
    Nur Ackermann saß verkrampft da und porkelte mit dem Kuli in der Nase. Man konnte sehen, wie angestrengt er nachdachte. Vermutlich suchte er wieder nach guten Formulierungen. Er hatte aber auch wirklich keinen leichten Stand in dieser Truppe. Sie selbst ja eigentlich auch nicht. Sie war doch auch ein Neuling unter diesen alten Hasen. Aber sie hatte den Bonus, eine Frau zu sein. Komisch, aber hier war es tatsächlich ein Bonus. Na ja, noch nahm sie ja auch keinem Mann den Job weg, und zu sagen hatte sie auch noch nichts.
    Van Appeldorn saß Ackermann gegenüber. Er schrieb flüssig, mit unbewegtem Gesicht. Aber er hatte sowieso wenig Mienenspiel. Breitenegger las irgendwas, dabei rauchte er wie immer seine Pfeife. Eine richtige Vaterfigur, dachte sie. Dick und nie aus der Ruhe zu bringen. Er saß fest auf seinem Stuhl, und wenn die Wogen zu hoch schlugen, konnte er immer alle wieder auf den Boden zurückholen.
    Heinrichs zeichnete etwas auf ein großes Blatt. Er hatte den Kopf schräg gelegt und machte ein pfiffiges Gesicht. Bei ihm hatte sie immer das Gefühl, dass er seine Arbeit als eine Art Spiel ansah. Wie damals ihr Physiklehrer. Der konnte sich auch immer freuen wie ein Kind über seine gelungenen Versuche und mit den Füßen stampfen, wenn etwas misslang. Heinrichs war auch dick, richtig fett eigentlich, aber nicht so ein Berg wie Breitenegger, irgendwie beweglicher, mehr wie ein dicker Gummiball. Na ja, bei vier Kindern. Die Frau würde sie gern mal kennenlernen. «Wat, bloß vier?», hatte Ackermann neulich frech gefragt, und Astrid grinste im Stillen, als sie an Heinrichs Antwort dachte: «Bin ich Artist?»
    Toppe sah grau und eingefallen aus. Vielleicht lag es an den Schmerzen. Er hatte den Fuß wieder hochgelegt. Er tat nichts, schrieb nicht, las nicht, sondern starrte nur finster vor sich hin. Er wühlte nicht einmal in seinem Bart.
    Lasst dicke Männer um mich sein, dachte sie und lächelte leise. Trotz seines

Weitere Kostenlose Bücher