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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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belustigt: «Ach so, klar, können Sie mir natürlich nicht sagen. ’tschuldigung.»
    «Was ist denn das für einer, dieser Küsters?», wollte Astrid wissen.
    «Oh, Gott, ja.» Lievertz lachte. «Das ist einer! Ich weiß gar nicht, wie ich den eigentlich kennengelernt habe. Irgendwie war der einfach immer da.» Er bremste sich. «Ich bin zwar nicht unbedingt ein Fan von Carl M., aber irgendwie fänd ich das auch nicht so gut, wenn ich jetzt einfach so über ihn loslege.»
    «Ja, das verstehe ich gut. Aber Sie würden uns wirklich helfen. Ich möchte mir gern ein Bild von ihm machen können», erwiderte Toppe ruhig.
    Der Lehrer sah ihn ernst an. «Ist es wirklich so wichtig für Sie?»
    «Ja.»
    «Okay.»
    Lievertz beschrieb Carl M. Küsters als einen linkischen, unangenehmen Menschen. Einmal gebrauchte er sogar das Wort Parasit. Küsters war seit der Gründung der Offenen Grünen Fraktion in Kleve mit dabei und hatte ständig versucht, sich in den Vordergrund zu spielen. «Dauernd reißt er wichtige Aufgaben an sich, nur erledigen tut er nichts. Aber labern kann der gut.»
    Wenn man Lievertz glauben konnte, musste Küsters bei jeder Bürgerinitiative und sonstigen alternativen Gruppierung der letzten Jahre dabei gewesen sein.
    «Amnesty, Greenpeace, Donsbrügger Mühle, Atomwolke, die AKW-Sache, Pro Bahn, Netzgruppe, Golfplatz Hohe Luft und was sonst noch alles. Und überall dasselbe Lied: Entweder, wenn er selbst der Initiator war, lief sich die Geschichte sowieso tot, oder aber man schmiss ihn nach einer Weile raus. Bei uns ist da auch mal ein Parteiausschlussverfahren gelaufen mit Gericht und allem Pipapo.»
    Auch was seine berufliche Karriere anging, hatte Küsters keine «glänzende» Vergangenheit. Lievertz wusste nicht genau, was Küsters nun eigentlich gemacht hatte, aber auf jeden Fall hatte er mehrere Ausbildungen abgebrochen.
    «Aber komischerweise fällt der immer auf die Füße», sagte Lievertz. «Die Eltern haben aber auch ganz gut Knete, und ein bisschen Vitamin B ist oft hilfreich. Der hat sogar neulich einen Job beim Bundesvorstand gehabt. Aber auch da ist er nach ein paar Wochen rausgeflogen, weil er seinen Pflichten nicht nachgekommen ist. Die kriegen auch noch Geld von ihm.»
    «Wieso auch noch?», fragte Astrid.
    «Ha!» Lievertz lachte wieder. «Ich glaub, es gibt in ganz Kleve kaum einen, den der Carl M. nicht angepumpt hat. Ich kriege noch an die achthundert Mark.»
    «Versteh ich nicht», wunderte sich Astrid, «wenn der doch so ein …» Sie stockte.
    «Schmarotzer», half Lievertz bereitwillig aus.
    «Ja», fuhr Astrid fort, «warum leihst du zum Beispiel ihm dann Geld?»
    «Na ja, man kommt ja erst mit der Zeit dahinter. Außerdem, der hat so eine Art … man kommt sich wie ein Schwein vor, wenn man ihm nicht hilft.»
    «Warum ist Carl Küsters mit der Bigband der Kreismusikschule nach Worcester gefahren?», wollte Toppe wissen.
    «Ach ja, das war auch so ’ne Sache. Wir hatten ihn in den Schulausschuss gesetzt, weil er so scharf drauf war, aber da hat er nur Scheiß gebaut. Er war einfach untragbar. Wir mussten ihn rausnehmen. Stattdessen haben wir ihn zu dieser Städtepartnerschaft geschickt. Da war er dann auch sofort wieder in der vordersten Reihe dabei. Der hat sowieso so ’n Englandtick. Aber seit der Fahrt habe ich nichts mehr davon gehört, fällt mir gerade auf.»
    «Gut», Toppe stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und stand vorsichtig auf. «Wo können wir ihn denn wohl finden?»
    «Ich habe echt keine Ahnung», bedauerte Lievertz, «der wohnt mal hier, mal da.»
    «Mit wem ist er denn befreundet, bei wem können wir weiterfragen?» Toppe blieb beharrlich.
    «Befreundet? Ich glaube kaum, dass er viele Freunde hat.»
    Er überlegte trotzdem. «Vielleicht fragen Sie die Anne Martini. Mit der hat er vor zwei Jahren in Goch einen Laden gehabt. Ist übrigens pleitegegangen.»
    «Und wo finde ich Frau Martini?»
    «Die wird in ihrem neuen Laden sein.»
    «Ja, ich weiß schon», unterbrach Astrid, «der kleine Spielzeugladen unten in der Stadt.»
    Toppe setzte sich langsam in Gang.
    «Was haben Sie denn angestellt?», rief Lievertz.
    «Fuß umgeschlagen.»
    «Tja», Lievertz sah auf Toppes Füße. «Kaufen Sie sich mal ein Paar vernünftige Schuhe, dann passiert das nicht so leicht. Ich hatte früher auch öfter Ärger damit.»
    Er klopfte Toppe freundlich auf den Rücken und hielt ihm die Tür auf. «So, ich muss jetzt schnell los, sonst geht’s in meiner Klasse

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