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Grenzgaenger

Grenzgaenger

Titel: Grenzgaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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drunter und drüber», verabschiedete er sich. «Viel Glück beim Mörderfang», rief er noch über die Schulter zurück.

    «Chef! Herr Toppe!», brüllte Ackermann.
    Er kam quer über den Parkplatz am Präsidium gerannt, dass seine Haare und sein langer Bart nur so flatterten, und fuchtelte wild mit zwei Gehstützen. Keuchend blieb er vor Toppe stehen. Seine dicke Brille war ihm bis auf die Nasenspitze gerutscht. Er strahlte Toppe kurzsichtig an. «Hier», japste er und drückte Toppe die Gehstützen in die Hand, «meine alten Krücken.»
    Toppe kämpfte einen stillen Kampf.
    «Nu’ machen Se doch nich’ so ’n Bohei, Mensch», schimpfte Ackermann. «Wat meinen Se denn, wat ich mir alles von de Rubberduckies anhören musste, als ich die Dinger gebraucht hab. Na und?, hab ich mir gesagt. Die können dir doch die Hacken violen, haben ja auch nicht deine Schmerzen, hab ich mir gesagt. Und nu’ los, Chef.»
    Toppe schluckte. «Und wie kommt man mit diesen Dingern die Treppe hoch?»
    Ackermann strahlte über sein ganzes nettes Schratgesicht. «Kein Problem, Chef. Kommen Se, ich zeig et Ihnen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Zwanzig
    Schwerfällig kämpfte Toppe sich die Stufen hoch. Astrid und Ackermann waren beide mal neben, mal hinter ihm, um ihn notfalls aufzufangen oder zu stützen.
    Wie bei einem einjährigen Kind, das gerade laufen lernt, ganz unauffällig im Auge behalten, dachte er mürrisch, aber er konnte nicht leugnen, dass die Gehstützen eine wirkliche Erleichterung waren.
    «Na, endlich wirst du gescheit», war Breiteneggers einziger Kommentar zu den Krücken. Er war allein im Büro.
    «Die Düsseldorfer Schiene können wir getrost abhaken, Helmut. Diese Freundin vom Reuter weiß von gar nichts.»
    Toppe nickte nur. «Und was hat sich sonst getan?»
    Ackermann zog einen zerknautschten Zettel aus der Hosentasche. «Die Nachbarn von Otto Hetzel», sagte er und strich das Papier glatt. «Viel sind dat nich’. Rechts und links nur ein Haus und gegenüber Famila. Angeblich hat keiner wat gesehen oder gehört. Obwohl einer, Berghaus heißt der, sagt, er wär gar nicht da gewesen, bloß seine Frau. Die is’ aber grad bei ihrer Schwester in Wachtendonk. Kommt erst morgen Abend wieder. Ich soll dann noch mal reinkommen.»
    Er wartete, aber keiner sagte etwas.
    «Soll ich jetzt nach Wachtendonk fahren?», fragte er schließlich.
    Toppe rupfte sich ein Haar aus dem Bart. «Ach was, warten wir bis morgen Abend. Wahrscheinlich hat die Frau ja auch nichts gesehen. Wann ist die Pressekonferenz, Günther?»
    «Um zwei.»
    Halb zwölf. «Dann schaffen wir’s noch, diese Frau Martini zu befragen.»

    Es war ein zwar winziger, aber sehr hübscher Laden mit ausgesuchtem Holzspielzeug und schönen Stofftieren. Die Wände waren mit gewebten Teppichen in warmen Naturtönen dekoriert.
    Als Astrid die Tür öffnete, erklang leise ein gläsernes Windspiel über dem Eingang. Es roch nach Bienenwachs und warmem Holz und ganz schwach nach frischem Rotkohl. Toppe kannte diesen Geruch. In seiner alten Wohnung hatten sie auch einen Sisalteppich gehabt.
    Aus einem Vorhang am Ende des Raumes trat leise eine Frau.
    «Hallo.»
    «Hallo», antwortete Toppe.
    Sie war Anfang dreißig, recht klein und unscheinbar, mit dunkelblondem, kurzem Haar, das sich im Nacken leicht kräuselte. Ihr ungeschminktes, rosiges Gesicht zeigte einen leicht verdrossenen Ausdruck.
    Toppe sagte seinen Spruch auf.
    Sie war nur mäßig überrascht. «Und was kann ich für Sie tun?»
    «Wir möchten von Ihnen einige Informationen über Carl Maria Küsters.»
    Anne Martini zog für einen Augenblick die Mundwinkel nach unten. Es war schwer zu sagen, ob diese Miene Bitterkeit oder Verachtung ausdrückte.
    Sie blieb lange reserviert, und das Gespräch war zäh und zog sich über fast zwei Stunden hin, auch weil sie immer wieder von Kundschaft unterbrochen wurden.
    Sie kannte Küsters seit «Ewigkeiten» und hatte 1987 in Goch einen Laden mit ihm aufgemacht, wo sie Möbel und Gebrauchsgegenstände aus den fünfziger und sechziger Jahren hatten verkaufen wollen. «Das Konzept stand», erzählte sie, «und am Anfang lief der Laden ganz gut.»
    «Hatte Herr Küsters denn das nötige Startkapital?», fragte Toppe.
    «Der nicht, aber seine Eltern.»
    Schon nach ein paar Wochen aber hatte Küsters angefangen, andere Dinge ins Sortiment aufzunehmen, «Dritte Welt»-Artikel und Bücher über Esoterik, Geschlechterkonflikt und was sonst noch gerade den Zeitgeist

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