Grenzgänger
»Denkst du, es kann so für ihn weitergehen?« Er deutete auf das Schlafzimmer.
Der Drache sah zu der Gestalt, die versuchte, sich aufzurichten, aber nicht einmal den Arm heben konnte. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Ich werde ihn mitnehmen. Vielleicht kann er…«
Kay nickte. Dann wandte er sich wieder an Feline und Samhiel. »Wir nehmen ihn mit. Lass das Loch reparieren.«
Sie sah auf. »Nein.«
»Ich werde das nicht mit dir diskutieren. Hier kann er nicht bleiben. Er kommt mit«, befahl Kay.
Feline fuhr sich durch die roten Haare. Einen Moment lang schien sie protestieren zu wollen, sackte dann aber in sich zusammen. Schlussendlich nickte sie.
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Kapitel 12
Als Feng und Kay fort waren, fühlte ich mich noch immer wie erschlagen. Das war viel gewesen. Zu viel. Ich sank dort wo ich stand auf den Boden, legte die Arme auf die Knie und vergrub meinen Kopf darin. Ich weinte nicht, zitterte aber am ganzen Körper und bemerkte kaum, wie Samhiel mich hochnahm und ins Wohnzimmer trug. Auf dem Sofa legte er mich ab und nahm die Decke, die zusammengefaltet auf der Lehne lag, um mich darin einzuwickeln. Ich sah ihn an und wortlos setzte er sich neben mich. Ich senkte den Blick wieder.
»Geht es?«, fragte er nach einer Weile, nachdem das Zittern langsam abebbte.
Ich starrte auf meinen Teppich. »Ich habe mich ziemlich dämlich verhalten, oder?«
»Du stehst unter Schock. An irgendwem musstest du es auslassen.«
»Aber nicht an ihm. Ich meine… er ist ein Fey, aber er hat Recht. Ich habe mir keine Vorstellung von diesem Krieg gemacht, und er und Feng haben ihn erlebt und tun jetzt alles, um zu verhindern, dass er wieder beginnt.«
»Darf ich dir eine Frage stellen?«
Ich nickte.
»Wie lange hast du schon mit dieser Welt zu tun? Arien hat niemals erwähnt, dass sie dich eingeweiht hätte.« Auf seinem schönen Gesicht lag Vorsicht. Als würde er sich an etwas herantasten.
»Hat sie auch nicht. Ich bin erst seit etwa zwei Tagen eingeweiht. Woher kennst du meine Mutter?«
»Ich habe sie kennengelernt, als sie noch sehr jung war. Ein Kind.«
Ich lächelte schwach. Sich die eigenen Eltern als Kinder vorzustellen ist schwer. Vor allem bei meiner Mutter. »Was wolltest du von ihr?«
»Lernen. Es war zu diesem Zeitpunkt das erste Mal seit Jahrhunderten, dass ich diese Welt wieder betreten durfte. Es hatte sich so viel verändert und ich wollte wissen, wie es nun ist.«
»Und? Hat sie dir geholfen?«
Diesmal war es an ihm zu lächeln. Anscheinend verband er sehr angenehme Erinnerungen mit meiner Mutter. Ich spürte Eifersucht in mir aufsteigen, auch wenn ich wusste, dass es lächerlich war. Aber ich wollte auch einmal ein Grund für ihn sein, so zu lächeln.
»Sehr. Weswegen ich sie wieder aufsuchen wollte. Aber sie war nicht da.«
»So wie es aussieht ist sie mal wieder unterwegs.«
Er nickte nur. Ich kuschelte mich tiefer in die Decke und lehnte mich näher. Im Augenblick war es mir egal, ich brauchte jetzt einfach Nähe und Trost. Mein Nervenkostüm war angeschlagen und die Szene der letzten zwei Stunden hatte mir den Rest gegeben. Samhiel schien das zu spüren und wie auch während der ganzen letzten Zeit gab er mir das, was ich brauchte: Sein Arm legte sich um mich und er zog mich an sich
Ich schloss die Augen und schluckte hart. Um ihn war ein Duft von Meer, Wärme und ich ließ mich vollkommen darin fallen. Seine Umarmung gab mir Trost und ich schmiegte meine Wange gegen seine Brust. Er trug ein einfaches T-Shirt, aber ich bemerkte den Stoff kaum, als ich näher rückte. Da war nur seine Haut und sein leiser Atem. Mein Ohr auf seiner Brust sorgte dafür, dass ich seinen Herzschlag hören konnte.
Ohne es wirklich zu merken, hob ich den Kopf und meine Nasenspitze streifte über seinen Hals. Ich spürte Samhiel erschauern.
»Feline«, murmelte er leise.
Ich rutschte ein wenig höher. Sein Atem war heiß, als er meine Lippen streichelte. Heiß, süß. Wieder murmelte er meinen Namen und ich seufzte als Antwort. Mein Mund fand den seinen und kostete von diesem süßen Atem.
Samhiels Hände, die mich bisher nur gehalten hatten, um mir Trost zu spenden, wurden plötzlich fordernder, suchender. Über der Decke strich er die Konturen meines Körpers nach, drückte mich eng an sich, so dass ich scharf die Luft einziehen musste. Sein Griff war verlangend. Ich erwiderte ihn, indem mein Kuss tiefer wurde und ich mich an seinem Nacken
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