Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
Vom Netzwerk:
Grüntönen, teure Edelhölzer, die schon in vergangenen Jahrhunderten zu Möbeln verarbeitet worden waren.
    Eines dieser Möbel war eine Art Liege, die mit grüner Seide bezogen war. Darauf räkelte sich eine Frau, der Körper nackt, eines der langen Beine auf dem Boden, das andere auf der Liege abgestützt. Ihr Kopf, mit blonden Haar, lag auf einem Kissen und war ein wundervoller Kontrast zu dem Grün darunter. Die Frau auf der Liege zeigte spitze Eckzähne, als sie den Mund zu einem erregten Keuchen aufriss. Das Stöhnen, das sie ausstieß, hatte etwas von einem Knurren.
    Der Grund für ihre Ekstase kniete zwischen ihren Beinen; ein Mann, nicht älter als vierzig oder fünfzig Jahre. Sein Gesicht war nur halb zu sehen; er hatte es tief zwischen den Schenkeln der Frau vergraben, was diese mit weiteren Lustlauten dankte.
    Feng knallte die Tür hinter sich zu und räusperte sich vernehmlich. Der Mann sah auf, wirkte aber nicht im Mindesten gestört. Seine vollen Lippen glänzten feucht – sie waren rot vor Blut. Auf seinem Gesicht lag ein amüsierter Ausdruck, der Feng galt. Die Frau lag plötzlich unbeachtet und deswegen verärgert auf der Liege und schloss ihre Beine.
    »Feng! Was für eine ungeahnte, aber willkommene Überraschung!«
    Elandros kam Feng entgegen, der zurückzuckte, als der Vampir ihn umarmen wollte. Die Hände vor dem Schritt ineinander gefasst, sah er düster auf Elandros, der sich selbst »Herr des Leids« nannte.
    »Ich würde gern mit dir reden,« gab Feng zurück. Dabei wanderte sein Blick zu der blonden Grenzgängerin. Die fauchte, raffte aber erst ihre Sachen zusammen, nachdem Elandros ihr zugenickt hatte. Sie streifte ein dünnes Kleid über und taxierte den Drachen, als sie aus der Tür ging. Er ignorierte es.
    Elandros Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln. Seine Augen umgaben leichte Lachfältchen, die ihn harmlos wirken ließen – bis man in seine Augen sah. Es fehlte sowohl Iris als auch Pupillen. Alles, was geblieben war, war milchiges Weiß. Elandros war blind.
    Feng senkte den Blick. »Ich verstehe wirklich nicht, warum du dich damit abgibst«, murmelte er.
    »Mit ihr? Oder mit dem hier?«
    Feng zuckte mit den Schultern. »Ein Bordell… du hattest ganz andere Pläne.«
    Elandros lächelte weiter, als hätte Feng gerade einen Witz erzählt. »Und welche Pläne sollten das sein?« Sein Mundwinkel verzog sich spöttisch nach oben.
    Feng fuhr sich durch die Haare. »Du wolltest den Krieg gewinnen. Die Welt verändern. Was ist daraus geworden?«
    »Frieden. Ein Pakt, den ich mit Oberon schloss.«
    »Ein guter Pakt. Aber musstest du deswegen gleich derart verkommen?«
    Zum ersten Mal seit Fengs Ankunft zeigte Elandros so etwas wie eine echte Regung. Ärger. »Verkommen? Ich lebe. Und ich lebe gut.«
    Feng verzog das Gesicht. Es war gar nicht so lange her, dass er zu Elandros aufgesehen hatte. Der Vampir war einer der erbittertsten Gegner der Fey im Krieg gewesen. Nahezu jeder Grenzgänger wäre Elandros in den Tod oder die Schlacht gefolgt. Und von einem Tag zum anderen hatte sich alles verändert. Elandros hatte einen Friedenspakt angeboten, ohne jede Absprache oder Erklärung. Oberon, König der Fey hatte zugestimmt. Und seitdem lebte das dünne Bündnis fort, jeden Tag aufs Neue; immer so zerbrechlich wie eine Eierschale.
    Feng hatte sich von Elandros in diese Mittlertätigkeit drängen lassen. Er war zu verwundert über Elandros Entscheidung gewesen und vertraute dem Vampir zu sehr, um sie in Frage zu stellen. Mit der Zeit hatte er verstanden, wie wichtig der Frieden war. Und wie sehr er mit den Jahren von den Worten und Taten dieses Vampirs abhängig geworden war. Niemals im erotischen Sinne, aber wie Feng schon bereits zu Kay gesagt hatte: für einen Drachen war er sehr jung und leicht zu beeinflussen. Alter und vorgegaukelte Weisheit hatten ihn einwickeln können.
    Als er das verstanden hatte, hatte sich die Bewunderung in Abscheu verwandelt – tiefe Enttäuschung. Elandros jetzt in diesem Bordell zu sehen, brach ihm das Herz, bestätigte aber nur seine Meinung.
    Elandros ließ sich auf die Liege sinken. Er schlug die langen Beine übereinander. Wegen des vorangegangenen Aktes stand sein Hemd offen und die glatte, weiße Haut glänzte im Kerzenlicht. Sein Körper war zwar schlank, aber unter der milchigen Haut konnte Feng gut trainierte Muskeln sehen.
    »Du bist nicht gekommen, um mir Vorhaltungen zu machen, oder? Falls doch, wäre ich mehr als enttäuscht von dir.«
    »Es

Weitere Kostenlose Bücher