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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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Hinterkopf auf die Sofalehne gestützt und die Augen geschlossen. Das Geräusch seiner Flügel war bereits vor einiger Zeit verstummt. Ohne es wirkte Samhiel unglaublich erschöpft.
    Er schlug die Augen auf und setzte sich gerade hin. Sein Blick ging aber nicht zu mir, sondern in die andere Richtung, aus dem großen Fenster zum Balkon hinaus.
    »Du hast Recht, ich habe etwas mit dir gemacht. Und auch mit Arien.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was?«, fragte ich drängender. »Was hast du mit uns gemacht?«
    »Etwas falsches, aber…« Er stöhnte leise auf und fuhr sich mit den flachen Händen über das Gesicht. »Ich wurde damals geschaffen, als Seraphim, als jener, der die Dummheit tilgt.« Die dunklen Augen wurden leer, als er wieder zu mir sah. »Das war, als ER noch im Himmel regierte und Luzifer noch in der Hölle.«
    »Ist dem nicht mehr so?«
    Samhiel schüttelte den Kopf und ich hatte das Gefühl, dass er mir gerade unglaublich ähnlich war. Wir hatten beide das Gleiche verloren.
    »ER ist fort. Luzifer ebenso. In SEINEM Reich ist alles, was über die Heerscharen regiert, Engel. Dumme ignorante Engel. Gott hat den Himmel verlassen und uns Engel dort zurückgelassen.«
    Samhiels Schultern sackten nach vorn. Ich wollte ihn berühren, aber etwas hielt mich davon ab. Noch hatte er mein Mitleid nicht verdient.
    »Es ist furchtbar, wenn dort, wo SEINE Anwesenheit war, plötzlich nur noch uralte Regeln Platz nehmen. Aller Trost ist fort, Feline. Ich konnte dir wenigstens eine alte Erinnerung davon geben, nur noch ein Schatten von dem, was er uns einst gewährte. Aber das habe ich nicht mehr. Keiner von uns.«
    Das war es, was ich in seinem Blick gesehen hatte. Ich sah zu Boden.
    »Ich konnte es nicht mehr hinnehmen. Es ist zu viel. Deswegen habe ich…« Er rieb sich über die Stirn. »Ich habe das Wort Gottes gestohlen.«
    »Welches Wort?«
    »Den Anfang. Das, womit alles begann. Das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Das ist es, was geschrieben steht.« Er atmete tief ein. »Das erste Wort ist der Ursprung allen Lebens und es blieb, nach SEINEM Weggang, in der Obhut der Engel. Bis ich es ihnen stahl.«
    Ich kaute nachdenklich an meiner Daumenkuppe, sorgfältig darauf bedacht, mich nicht wieder zu verletzen. Es half mir, nicht einfach loszuschreien. Samhiels Erklärung klang so absurd. »Und was erhoffst du dir davon?«
    »Veränderung«, erwiderte er. »Dieses Wort hat die Macht, diese Welt zu verändern. Ihr habt sie mit euren Vorstellungen zwar so geschaffen, wie ihr sie haben wollt, aber möglich macht das nur SEIN Wille. Das war SEIN Geschenk an euch.«
    »Ich bin keine Christin«, sagte ich und lehnte den Kopf gegen die Sofalehne.
    »Dazu muss man kein Christ sein.« Samhiel lächelte schwach. »Die Welt ist für jeden anders, je nachdem, was er in seinem Herzen glaubt. Menschen sind in dieser Hinsicht außergewöhnlich.« Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die langen Haare. »Das ist es, was euch ausmacht. Ihr glaubt, egal ob ihr wollt oder nicht. Es gibt immer irgendetwas, dass die Welt um euch herum definiert. Du bist in dieser Welt groß geworden. Arien in einer ganz anderen.«
    Ich schluckte hart und nickte.
    »Deswegen habe ich das Wort auch euch beiden gegeben.«
    Meine Augen wurden groß und mein Kopf ruckte herum. »Uns?!«
    »Du trägst es in dir; zumindest einen Teil davon. Arien gab ich die Statue, mit einem Hauch von dem, was ich dir gab.« Seine Hand fuhr über sein Kinn. Es kratzte leise. Ein dunkler Bartschatten lag auf seinem Gesicht.
    Samhiel sah mich an. »Ich dachte, du könntest das Wort bedenkenlos tragen, weil du Fey, Grenzgänger und menschliche Teile in dir vereinst. Bei nur einem oder zwei Teilen hätte es nicht funktioniert. Aber Arien war wohl zu neugierig…«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    Er verschränkte seine Finger ineinander. »Sie hat gedacht, es wäre sicherer, wenn sie ihren Teil des Wortes in sich versteckt. Doch es gibt genug Kreaturen, die das Wort suchen, nachdem es aus dem Himmel verschwunden ist.«
    »Aus der Hölle?«
    »Auch. Das Wort hat die Macht eure Welt nach Gutdünken zu verändern. Was denkst du passierte, als die himmlischen Chöre und der ganze dreckige Rest der Engelsbrut herausfanden, dass es fehlte?«
    »Du bist doch selbst ein Engel?« Wenn das alles stimmte… stimmte im Himmel nichts mehr.
    »Ja, einer der letzten, denen tatsächlich etwas an euch gelegen ist. Nicht nur daran, euch zu regieren.«
    Ich atmete tief ein. »Du hast mir

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