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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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ich auch…«
    »Nein, Feline.« Er strich mir beruhigend über die Schulter. »Ich werde nicht zulassen, dass du dich tötest, oder dass dir irgendjemand etwas antut. Das kann ich nicht.«
    Ich nickte nur und hob den Kopf, strich mir dabei das Haar über die Schulter. »Ich gehe jetzt duschen.«
    Mein plötzlicher Gemütswandel schien den Engel zu überraschen. »Und dann?«
    »Dann gehen wir auf Mörderjagd.«

    Feng hatte es nach langer Zeit geschafft, in eine aufrechte Position zu kommen. Im Augenblick versuchte er seine Handfesseln in den Mund zu bekommen. Doch seine Zunge schmeckte die Wahrheit: ein haariges Seil. Es war weich.
    Stöhnend ließ er schließlich den Kopf wieder zurücksinken. Roumond oder sein stinkender Begleiter kannte sich mit Seinesgleichen verdammt gut aus. Der Vampir hatte ihn mit Seil aus Menschenhaar gefesselt. Nicht einmal mit einem Messer konnte Feng das lösen. Er stieß einige chinesische Flüche aus, die viel mit Roumond und dem Hinterteil diverser Paarhufer zu tun hatten, ehe er die Beine an den Leib zog. Seine Vermutung bestätigte sich – auch die Knöchel waren mit Menschenhaar gefesselt.
    Er erstarrte als ein Hauch von verrotteter Luft ihn streifte. »Soll ich dir noch etwas Popcorn zur Vorstellung liefern?«, murmelte er.
    »Ich frage mich, aus welchen schlechten TV-Serien du diese Bemerkung hast.« Der Klang der Stimme hatte sich seit dem letzten Hören nicht verbessert. Sie machte noch immer den Eindruck, sich durch alten Schlamm ins Gehör des Drachen zu wühlen.
    »Sieh fern, dann weißt du es«, brummte er.
    Wind bewegte sich an ihm vorbei. Feng konzentrierte sich darauf.
    »Beeindruckend.« Sein Besucher klang nicht so, als würde er das ernst meinen. »Ich hätte gedacht, dass ein Drache des Windes ein wenig mehr Fähigkeiten beweisen würde.«
    Feng verzog das Gesicht. »Interessant. Woran dachtest du noch?«
    »So einiges.«
    Feng schnaufte und ließ sich zurückfallen, bis er eine Mauer im Rücken spürte. »Wo hast du dein Haustier gelassen?«, fragte er.
    Die Stimme lachte leise. »Wieso fragst du? Sehnsucht?«
    »Eigentlich nicht. Ich höre ihn nur gerne kuschen.«
    »Es liegt in seiner Natur.« Die Stimme bewegte sich durch den Raum. Feng musste genau hinhören, um zu ahnen, wo sein fremder Gastgeber sich aufhielt. Noch hatte er nicht genau feststellen können, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Also wollte er wenigstens über den Standort seines Gegenübers Bescheid wissen.
    »Du hast noch nicht gefragt, was ich eigentlich von dir will. Sehr erfreulich.«
    »Ich befürchte, ich werde es früher oder später merken, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich eher nicht. Theoretisch brauche ich dich nur tot. Die kleine Blutsaugerin muss ja nicht wissen, dass wir sie mit einem toten Drachen ködern.« Sein Besucher kicherte.
    »Und warum…«, Feng unterbrach sich selbst. »Kay findet die Spur nicht, wenn ich tot bin.«
    »Die Haarsträhne, ja.« Die Stimme wirkte amüsiert. »Kay bringt Feline zu uns und sie bringt uns unser Geschenk. Oder besser gesagt, mein Geschenk.«
    »Und was soll das sein?«
    »Für dich wäre es ohne Bedeutung.«
    Plötzlich war der Gestank überall. Feng rang nach Luft. Seine Nase wurde mit den Eindrücken von vergammelndem Fleisch und staubigen, schimmeligen Büchern überflutet. Zum ersten Mal war er froh, dass man ihm die Augenbinde angelegt hatte. Was auch immer das für ein Geschöpf war; er wollte nicht wissen, was einen solchen Geruch ausströmen konnte.
    Etwas wie ein langer, dürrer Zweig strich über seine Schläfen und die geschlossenen Augenlider.
    Würgend riss Feng den Kopf zur Seite und erbrach sich.
    Der Gestank wurde schwächer, dafür stach Feng jetzt der Geruch seines eigenen halbverdauten Mageninhalts entgegen. Er drehte den Kopf zur Seite und keuchte.
    »Siehst du? Das ist deine Welt – Fleisch, Knochen und ein paar Brocken Mageninhalt. Du hast Glück, dass du unter dem Zeichen eines anderen Gottes geboren bist als dem des meinen.«
    »Und… welcher verfluchte… Gott soll das sein?«, würgte Feng hervor.
    »Der der Christen.«
    Feng lehnte mit dem Hinterkopf gegen die kühle Wand. Der Gestank entfernte sich langsam von ihm – als hätte sich sein Verursacher erst vor- und dann zurückgebeugt. »Was hat Feline damit zu schaffen?«, murmelte Feng. Der saure Geschmack in seinem Mund ließ ihn wieder würgen.
    »Ah, nun beginnen wir also mit den Fragen. Sehr schön.« Die Luft bewegte sich.
    »Du hast mir meine

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