Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
Vom Netzwerk:
allem einen Sarg kaufen und ihn beisetzen lassen.
    Lautes Röhren ließ ihn aufsehen. Ein Motorrad schoss in diesem Augenblick die Straße entlang und hielt mit einem Quietschen vor dem Fey. Eine schlanke Gestalt saß auf dem Fahrersitz, den Kopf unter einem Helm verborgen. Feline saß hinter ihr und klammerte sich an ihre Taille. Die junge Frau war blass. Ihr Haut-Ton war dem Kays nicht mehr unähnlich. Auch der Rest des Körper hatte eine Wandlung durchgemacht: das rote Haar fiel in schillernden Gaben über die Schultern und immer wieder tanzten einzelne Lichtpunkte in den weich wirkenden Strähnen. Ihre Augen waren dunkler, schattiger. Verschiedene Blautöne fingen den Blick des Gegenübers ein. Kays runzelte die Stirn. Das waren Fey-Augen, nicht die eines Menschen. Fey-Augen, die keinen Schutzzauber trugen. Er musste Feline schleunigst beibringen, wie sie diese Seite an sich tarnte, sonst würde ihr Aussehen sie bald in Schwierigkeiten bringen.
    Ohne eine Ahnung von seinen Gedanken haben zu können, stieg sie vom Motorrad und sah ihn ernst an. Sie weinte nicht. Der vermummte Fahrer ließ den Standbügel des Motorrads aufschnappen und stieg ab. Als er den Helm abnahm, kam darunter der Kopf einer Frau zum Vorschein. Sie fuhr sich durch die offenen, blonden Haare.
    Kay senkte den Blick. Die Art der Bewegungen kannte er gut genug. Aber wo, im Namen der vier Winde, hatte Feline plötzlich diese Werwölfin her?
    Feline wartete, bis die andere Frau den Helm auf dem Sitz verstaut hatte und kam dann erst zu Kay. Sie nickte ihm leicht zu. »Ist sie noch hier?«, erkundigte sie sich leise.
    Er nickte und schob die Lagerhaustür auf. Feline bat die Wertwölfin zu warten und folgte Kay dann ins Innere. Er führte sie zu der Kiste, in der er Arien gefunden hatte. Sie lag noch immer so da, wie er sie verlassen hatte. Auf der Seite, die Beine ausgestreckt, als würde sie schlafen. Selbst der Gesichtsausdruck ließ nicht auf einen Mord schließen. Alles, was das idyllische Bild störte, war der aufgerissene Hals und die eingetrockneten braunen Flecken, die Ariens Körper umgaben. Es waren nicht viele und sie waren auch nicht besonders groß, aber es bestand kein Zweifel daran, um was es sich handelte.
    Feline strich ihrer Mutter einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Und es war ganz sicher ein Vampir?«, fragte sie dabei.
    »Ja. Ich befürchte, es war der gleiche, der Agnes erschreckt hat. So wie es aussieht, hat er auch Feng.«
    »Was will er?«
    Felines Stimme klang so flach. Tot. Kay seufzte leise. Ihre Trauer verstärkte seine eigene Hilflosigkeit.
    »Ich weiß es nicht. Ich versuche es herauszufinden. Aber die Spur ist dünn.«
    Feline nickte. »Wir müssen Feng schnellstmöglich finden. Und ich muss… die Beerdigung vorbereiten.«
    Kay trat ein wenig zur Seite. »Sie wollte nicht hier begraben werden«, sagte er. »Sie wollte in die Anderswelt gehen.«
    »Sie sagte nie etwas davon.«
    »Nicht zu dir.« Er sah zu dem stillen Körper herunter. »Feline, der Seelie-Sidhe, der sich damals mit eurer Vorfahrin einließ, stammte aus meinem Clan. Du und Arien, ihr seid Familie.«
    Sie fuhr sich über die Augen und wandte das Gesicht ab. »Was werdet ihr da drüben mit ihr machen?«, fragte sie erstickt.
    »Wir werden sie nach unseren Regeln bestatten. Ich habe schon einmal mit ihr darüber gesprochen«, sagte er so behutsam wie möglich.
    »Und was ist mit mir?«
    »Du musst hier bleiben. Es liegt an…« Er deutete auf ihren Mund. »Wir leben zwar im Frieden, aber noch ist es nicht soweit, dass Fey einen Grenzgänger in ihrem Reich dulden würden.«
    »Es ist nicht meine Schuld! Und außerdem sagtest du gerade noch, ich wäre Familie!« Selbst Felines Protest war schwach. Das war nicht einmal ein Abklatsch der leidenschaftlichen Wut, mit der sie ihn geohrfeigt hatte.
    »Ich weiß. Ich weiß doch.« Er atmete tief ein. »Aber in diesem Fall liegt es nicht an mir.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das… ich kann das nicht. Ich kann sie euch doch nicht einfach so geben! Sie bleibt hier!«
    Feline stellte sich vor die Kiste. Kay beobachtete ihre Bewegungen. Er spürte sich ansammelnde Magie. Sie war noch sehr jung und äußerst unerfahren im Umgang mit dem, was ihr da gegeben worden war.
    »Geh zur Seite«, forderte er sie auf.
    »Nein!«
    Er hob die Hand. Widerstand rührte sich, aber er wischte ihn einfach zur Seite. Feline wurde gegen die Wand gepresst. Sie versuchte sich zu befreien, aber er ließ es nicht zu. »Ich komme später

Weitere Kostenlose Bücher