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Grenzgänger

Grenzgänger

Titel: Grenzgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Behrmann
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nicht beantwortet, was mit meiner Mutter passiert ist.«
    Samhiel nickte leicht. »Anscheinend wurde einer der Jäger auf sie aufmerksam. Kein Engel, das zumindest ist sicher, denn sie dürfen nicht töten. Aber jemand in seinem Auftrag oder von einer ganz anderen Seite.«
    »Kay sprach von einem Vampir«, warf ich ein und legte mir die Hand in den Nacken. Mein Schädel pochte.
    »Dann nur einer, der einen Hinweis bekommen hat. Keine Kreatur dieser Welt hätte von dem Wort wissen können.«
    Ich fuhr mir über die Stirn. Mein Kopf fühlte sich mittlerweile an als würde er jeden Moment explodieren. »Und wieso bin ich jetzt so?«
    »Das Wort ist der Ursprung allen Lebens. Anscheinend hatte es eine belebende Wirkung auf das, was in dir schlief.« Er wich meinem Blick aus. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten.
    Ich zog die Knie eng an den Leib und schlang die Arme darum. »Ich will es nicht«, sagte ich.
    »Ich will weder dieses Aussehen, noch den Blutdurst oder den ganzen Mist. Nimm es wieder.«
    »Ich kann nicht.«
    »Was soll das heißen?« Ich setzte mich mit einem Ruck kerzengerade hin und starrte ihn an. »Du hast mir dieses… Ding eingepflanzt, du musst auch wissen, wie du es wieder herausbekommst!« Ich schrie fast.
    »Ich weiß nicht, ob es alles rückgängig machen würde, selbst wenn ich es dir wieder nehme.« Samhiel seufzte abermals. »Feline, wenn ich dir dieses Wort wieder nehme, werden die Engel und jeder andere, der es jagt, auf dich aufmerksam. Das kann ich nicht verantworten. Es ist mir unmöglich…«
    »Unmöglich?« Ich konnte mich nicht beruhigen. Ich konnte einfach nicht den Rest meines Lebens als Freak herumlaufen!
    »Ja, es tut mir leid. Die einzige Möglichkeit für dich, es loszuwerden, wäre, es direkt zurück zu seinem Schöpfer, zu IHM zu schicken. Aber dafür müsstest du sterben.« Samhiel sah aus, als würde es ihn umbringen, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
    Ich lachte bitter und sah rot. »Wunderbar. Also muss ich mich selbst opfern, wenn ich es loswerden will? Wer sagt dir, dass ich die Spielregeln nicht einfach ändere? Immerhin habe ich jetzt das Wort Gottes, oder? Ich kann also tun und lassen, was mir gefällt!«
    »Feline«, Samhiels Stimme klang warnend, »bedenke, was du da gerade sagst.«
    »Anscheinend genau das richtige. Davor hast du Angst, oder? Deshalb bist du wieder da! Damit ich nicht austicke und vielleicht die ganze Welt in Schutt und Asche lege!«
    Seine Augen wurden schmal. »Was für ein Unsinn! Selbst, wenn du wolltest; du kannst das Wort nicht benutzen.« Dann schüttelte er den Kopf und sah wieder weg. »Ich bin hergekommen, weil du mich brauchtest.« Er schwieg einen Augenblick lang. »Und weil ich dich brauche.«
    Meine Stirn drückte ich hart gegen meine Knie. »Ich… ich weiß nicht, was ich brauche.« Langsam verflog meine Wut und ließ mich ausgebrannt zurück. »Hilfe, vielleicht.«
    »Deswegen bin ich hier.« Seine Worte waren wieder sanft wie zuvor.
    »Und wieso sagst du dann, du bist gekommen, weil du bei mir sein wolltest?«
    Samhiel lächelte. »Ich dachte, wenn ich schon derart sündige, kann ich es auch mal mit der Wollust ausprobieren.«
    Einen Augenblick lang sah ich ihn fassungslos an. Dann lachte ich. Ich lachte laut und es schrillte in meinen Ohren. Lachtränen flossen über meine Wangen und ich konnte nicht aufhören. Nicht einmal, als aus dem Lachen wieder Schluchzen wurde.
    Samhiel zog mich zu sich, um mich zu beruhigen. »Ich wollte dich wieder sehen, weil du den Schmerz etwas gelindert hast«, murmelte er in mein Haar. Die Augen geschlossen, kämpfte ich noch immer mit den Tränen. Auch wenn ich diesen Kampf verlor, bekam ich wenigstens das krampfartige Schütteln wieder in den Griff.
    »Wir leiden, wenn wir vom Himmel fort sind«, fuhr Samhiel leise fort. »Aber in deiner Nähe habe ich das für einen Augenblick vergessen können. Ich habe gehofft, dass es wieder so ist, wenn ich dich noch einmal sehe.«
    »Und? War es so?«, murmelte ich.
    »Es war noch mehr als das.«
    »Dann sind wir quitt«, erwiderte ich leise, löste mich aber nicht von ihm. Ich sah auf die Kröte, während er über mein Haar streichelte. »Was ist eigentlich mit dem Teil des Wortes passiert, den du meiner Mutter gegeben hast?«
    »Es ist zu Gott zurückgekehrt. Ich sagte dir doch, wenn du stirbst, kehrt es zu seinem Schöpfer zurück. Bei Arien war es ebenso.«
    Der Gedanke an meine Mutter ließ allen Schmerz wieder aufwallen. »Vielleicht sollte

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