Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
Vom Netzwerk:
gestorben war, nahm meine leere Schwertscheide hoch und starrte sie an.
    »Du könntest auch ein Gespenst sein.« Jeff starrte ebenfalls auf die Scheide.
    Leer oder nicht, ich schnallte sie trotzdem an das Gehenk. »Denk nicht mal dran.«
    »Wir alle könnten Geister sein«, erklärte Lord Esclaur. Er hatte ein kurzes, heftiges Gefecht mit der Leibärztin siegreich bestanden und zog gerade eine Hose an, die Javes ihm geliehen hatte. Dann rückte er sein Lorgnon zurecht, überzeugte sich, dass das Band nicht verdreht und sein Haar sorgfältig pomadisiert und gelockt war.
    Ich betrachtete Javes’ Bruder im Geiste. Er war ihm in jeder Hinsicht ähnlich, sogar was ihre Verwandlungen anging, was mich an die anderen Männer des Königs erinnerte, die auf uns warteten. »Sagen Sie, Wolf, wie lange gehörte Javes schon zum Rudel?«
    Zu Esclaurs Ehre muss ich sagen, dass er mich nicht mit geheuchelter Ahnungslosigkeit beleidigte. Er schwieg einen Moment, während Jeff und sogar Basel sich umdrehten und ihn ansahen. Dann zeigte er uns das gleiche hechelnde Grinsen, das ich auch bei dem Hauptmann beobachtet hatte. »Er gehört bereits eine Weile zum Hof, Mylord.« Er legte den Kopf schief. »Sie sind gar nicht so naiv, stimmt’s?«
    »Das wird man mir irgendwann auf meinen Grabstein meißeln«, erwiderte ich, nahm meine Handschuhe und zwei Taschentücher und schüttelte sie sorgfältig aus. Aus einem der beiden gelben Tücher fiel eine Feder zu Boden, aber niemand bemerkte es.
    Jeff runzelte die Stirn. »Aber Javes hat keinen vom Vater abgeleiteten Eigennamen. Außerdem soll sein Vater ein Händler sein, habe ich gehört.«
    Der Nachrichtendienst der Armee. »Das hat er gesagt, ja, aber weiß zufällig jemand, wer seine Mutter ist?« Ich schob meine Handschuhe in mein Schwertgehenk, steckte meine Taschentücher in eine Tasche und sah hinunter, um mich zu überzeugen, dass meine Hose ordentlich über meinen neuen Leder-Habbs saß. Sie waren während des Kampfes letzte Nacht und der Schlacht gegen die Spinnen heute Morgen schmutzig geworden.
    »Nein, Hase ist alles andere als naiv«, sagte Javes von der Tür. Ich drehte mich hastig herum. »Nur manchmal absichtlich begriffsstutzig, wenn es um Dinge geht, die er nicht wahrhaben will.«
    »Meine Güte, Sie sehen wie Zwillinge aus«, meinte Jeff, der zwischen Javes und Esclaur hin- und hersah. »Sir.«
    »Sie wussten schon immer, wer ich bin«, erklärte ich. »Als Sie am Anfang zu uns gestoßen sind, war Ihnen vollkommen bewusst, dass ich ibn Chause und eso Flavan bin, Sir.«
    Javes erwiderte meinen Blick. Seine gelben Wolfsaugen verwandelten sich wieder in die braunen Augen des Mannes. »Ich habe nicht Ihretwegen den Unwissenden gespielt, Hase.«
    Irgendwie konnte mich das nicht sonderlich beruhigen. Doch dann runzelte Javes die Stirn und hob sein Lorgnon vor die Augen. »Also wirklich, hat man Ihnen nicht erst gestern Abend die Haare geschnitten?«
    Meine Hand zuckte zu meinem Haar hoch und strich darüber. Ich drehte den Kopf und sah, dass die Enden meines Haares über meine Schultern reichten. Ich zog daran, um mich zu überzeugen, dass es wirklich meins war und nicht etwa eine Perücke, die mir jemand aufgesetzt hatte, als ich nicht aufpasste. Ich zuckte zusammen. Es war mein Haar. »Zur Hölle!«, flüsterte ich, während sich mein Rückgrat unwillkürlich straffte.
    »Noch mehr Merkwürdigkeiten. Das hat uns gerade noch gefehlt«, meinte Javes, ging zu seinem Schreibtisch, wühlte in einer Schublade und zog schließlich einen Lederriemen heraus. »Hier.« Er sah zu, wie ich mich damit abmühte, und nahm ihn mir schließlich ab. »Drehen Sie sich herum, ich mache das.« Er kämmte mein Haar, flocht es zu einem Zopf und suchte dann noch ein Lederband, um das Ende des Zopfes zusammenzubinden. »Geben Sie Jussons Adligen keinen Grund zum Nachdenken. Wenn Sie jemand fragt, lügen Sie.«
    Meine Handfläche juckte, und ich rieb sie an meinem Bein.
    »Oh, die Pocken sollen es holen«, meinte Javes, der es gesehen hatte. »Dann sagen Sie einfach nichts.« Das Jucken hörte auf.
    Der Hauptmann drehte sich zu Jeff herum. »Sie halten Hase den Rücken frei.«
    Jeff nickte.
    »Nur Suiden oder ich können Sie von Ihrem Auftrag entbinden. Niemand sonst, nicht einmal Hase, kapiert?«
    Jeff nickte wieder. »Jawohl, Sir …«
    Krallen klickten auf dem Flur. Laurel rannte auf uns zu, und ich drehte mich zur Tür herum. Mir war jede Krise recht, damit ich nicht weiter darüber nachdachte, was

Weitere Kostenlose Bücher