Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
auch Esclaurs blaue Augen. »Was ist denn überhaupt geschehen, verdammt?«
»Slevoic ibn Dru hat Prinz Suiden herausgefordert«, erläuterte Laurel. »Der Prinz hat gewonnen.«
»Was?«
»Es ist eine Botschaft der Grenzlande, richtig? Ein Teil der Grenzlande mitten in der Königlichen Stadt, die ihrerseits auf dem ruht, was einst die Grenzlande waren. Also benimmt sich dieses Fleckchen Erde wie die Grenzlande, und die Soldaten wurden verwandelt.«
»Verwandelt?« Thadros Blick zuckte zu Suiden und Javes zurück, bevor er an Esclaur hängen blieb. »Ihr meint, in Magische verwandelt.«
»Ich war ein Wolf, Sir«, erwiderte Javes und hechelte grinsend. »Esclaur auch.«
»Allerdings, ja«, bestätigte Esclaur mit hechelnder rosa Zunge.
»Slevoics Anhänger haben versucht, einen Keil zwischen Suiden und seine Leute zu treiben sowie zwischen Lord Hase und seine Kameraden«, erklärte Laurel, der sofort Thadros Aufmerksamkeit genoss. »Ganz zu schweigen davon, dass Lord Hase mehrmals Angriffe auf sein Leben überstehen musste, einschließlich den von fünfzehn giftigen Spinnen in seinem Schlafgemach!«
»Fahle Tode«, murmelte Javes.
»Hölle und Teufel!«, sagte Thadro, während etliche Leibgardisten selbst fahl um die Nase wurden.
»Die Spinnen haben zwar niemandem Schaden zugefügt«, fuhr Laurel fort, »aber der Ehrenwerte Basel fiel dem Kampf der Fraktionen untereinander zum Opfer.«
»Er wurde ermordet, Sir«, mischte ich mich ein. »Slevoic hat ihm die Kehle durchgeschnitten.«
»Das hat das Kriegsgericht zu entscheiden, Leutnant«, mischte sich Suiden ein.
»Jawohl, Sir.«
»Denn wir wollen nicht, dass jemand uns beschuldigt, zu voreiligen Schlussfolgerungen zu gelangen, auch wenn sie noch so korrekt wären.«
Ich lächelte. »Jawohl, Sir.«
Zwei Schmetterlinge flogen vorbei, kreisten umeinander und landeten auf meinen beiden Schultern. Ich spürte ihr Gewicht bis in die Arme und Beine. Als sie ihre Flügel öffneten und langsam schlossen, fühlte ich den Luftzug auf meinen Wangen, wie einen gehauchten Kuss.
»Hase, dein Haar«, sagte Jeff hinter mir.
Ich griff hoch, dann nach unten, weiter nach unten, noch weiter … Mein Haar fiel mir jetzt bis zur Mitte meines Rückens, obwohl der Zopf, den Javes geflochten hatte, noch hielt.
Bei Jeffs Worten sah Javes zu mir und seufzte. »Suiden.«
Suiden drehte sich um, sah die Schmetterlinge und mein langes Haar. »Die Pocken sollen es holen, Hase. Wir haben eine Audienz beim König und auch so schon genug Merkwürdigkeiten um uns herum.«
In dem Moment gelang es dem Wind, meinen Zopf zu lösen, und mein Haar fiel über meinen Rücken.
»Ich hoffe, die Palastwache lässt uns zu Seiner Majestät«, murmelte Thadro, der mich beäugte, »und kippt nicht stattdessen heißes Pech auf die Dämonenhorden, die den Palast des Königs angreifen.«
»Ehrenwerte Leute«, sagte Laurel. Thadro, Suiden und Javes sahen ihn an. Der Faena deutete mit einem Nicken auf den Major und einige der Soldaten von der Garnison, die vor dem Tor auf der anderen Seite der Brücke über den Schlossgraben auf uns warteten. Lordkommandeur Thadro sammelte mit finsterer Miene seine Männer und ritt nach vorn.
»Das nenne ich einen Aufstand«, murmelte Javes. Seinen Gesten nach zu urteilen schien der Major tatsächlich mit dem Lordkommandeur darüber zu diskutieren, dass er uns zur Garnison führen wollte. Der wachhabende Leutnant trat zu der Traube von Männern, und seiner Haltung nach schien er mit dem Major übereinzustimmen.
»Das stinkt genauso schlimm wie Rysons Unterhose, Sir«, erklärte ich.
»Allerdings«, erwiderte Suiden. »Warten Sie hier.« Suiden trieb sein Pferd an, das sich durch die Menge vor der Brücke zu den streitenden Soldaten drängte. Seine Hufe trommelten hohl auf der hölzernen Brücke.
Das Aufleuchten von Schuppen lenkte mich ab, und ich blickte hinab auf die Raubfische, die zwischen den Pfählen des Schlossgrabens schwammen. Im nächsten Moment fühlte ich, wie der Wind erneut an meinem Haar zupfte. Gehorsam drehte ich den Kopf und sah gerade noch rechtzeitig, wie ein Soldat der Königlichen Garnison sich von seinen Kameraden entfernte. Zunächst folgte ich ihm beiläufig mit meinem Blick, während ich überlegte, was an ihm so interessant sein sollte. Doch im nächsten Moment blieb der Soldat an einem Pfosten des Wachhauses stehen und streckte die Hand aus. Entsetzen durchzuckte mich. Ich richtete mich in meinen Steigbügeln auf. »NEIN!«, schrie
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