Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
amüsieren.
Nach dem Dinner verfügte der König, dass die Truppen aus Freston in der Königlichen Garnison bleiben sollten. Laurel wurde ebenfalls eingeladen, als Gast im Palast zu nächtigen, da, wie der König sagte, »die Botschaft kein guter Ort ist, nachdem wer weiß wie viele Fahle Tode sie verseucht haben«. Er hatte seine Leibgarde losgeschickt, um Ryson und die Männer zu holen, die Suiden zu seiner Bewachung zurückgelassen hatte. Sofort nach seinem Eintreffen wurde Ryson in das Militärgefängnis der Garnison zu den anderen Gefangenen überstellt.
Laurel hatte uns beim Essen nicht Gesellschaft geleistet, sondern überwacht, wie Groskin und Doyen Allwyn die Asche vom Scheiterhaufen in Fässer geschaufelt und sie anschließend über die Klippen ins Meer gekippt hatten, damit kein einziger Knochenrest übrig blieb.
»Die Brücke ist wiederhergestellt, Ehrenwerter König, sodass die Dornenbüsche Besucher durchlassen, es sei denn, sie wären eine Bedrohung für den Thron.« Laurel fuhr müde mit einer Tatze über seinen Kopf. Seine Perlen klickten, und die Federn flatterten. Er stand an der Tür des Raumes, in den Jusson, Javes, Suiden, Thadro, Basels Geist und ich uns zurückgezogen hatten, mitsamt meinen Schmetterlingen. Alle anderen waren entlassen worden, einschließlich Lord Esclaur und des Wolfsrudels.
»Kommt und setzt Euch einen Augenblick, Botschafter«, lud Jusson ihn ein. »Wir hatten alle einen harten Tag und haben uns ein bisschen Erholung verdient.« Auf sein Zeichen hin schenkte ich aus einem der Krüge etwas Blutwein in ein Glas, das ich dem Faena hinhielt.
Laurel zögerte, trat dann jedoch ein. Die Gardisten schlossen hinter ihm die Tür. »Für einen Moment, gern, Ehrenwerter König.« Er setzte sich neben mich auf die Couch und legte seinen Amtsstab ab. Ich gab ihm das Glas, und er seufzte, bevor er trank und sich anschließend den Schnurrbart leckte. »Das schmeckt sehr gut.« Er lächelte, leerte das Glas und gab es mir zurück, damit ich nachschenken konnte.
»Sagt, Botschafter Laurel, macht Ihr Fortschritte mit Kanzlerin Berle?«, erkundigte sich Jusson.
»Es sieht so aus, Ehrenwerter König.« Laurel griff nach seinem Glas. Als ich es ihm gab, streifte ich mit den Fingern seinen Stab. Im selben Moment flatterten die Schmetterlinge aufgeregt von meinen Schultern und flogen zum Fensterbrett eines offenen Fensters. Ich blinzelte verwirrt. Was zum Teufel sollte das?
Laurel beobachtete die Schmetterlinge, stellte das Glas auf einen Tisch, stand auf und nahm seinen Stab. Als er ihn anhob, flatterten die Schmetterlinge zum Fenster hinaus.
»Also gut, was geht hier vor?«, wollte Javes wissen.
»Ich glaube, diese Frage sollte ich stellen«, meinte der König.
Laurel ließ den Stab sinken. Das Licht der Kerzen schimmerte in seinen gelben Augen. »Lord Hase entwickelt seine volle Macht, Ehrenwerter König.«
»Das sagtet Ihr bereits, mehrmals«, meinte der König.
»Wenn ein Magier seine Macht erlangt, entwickelt er gewisse Affinitäten. Meine ist die Erde, und wie es scheint, hat Lord Hase eine Affinität zur Luft.«
Als wollte er einen dramatischen Effekt erzielen, wehte in diesem Moment eine Brise um mich herum.
»Es gibt auch Zeichen, Amtszeichen, wenn Ihr so wollt.« Laurel deutete auf mich. »Ich gehe wie ein Mensch, was normale Raubkatzen nicht tun.« Er legte die Schnurrhaare an. »Nicht einmal jene, welche sich mit Nicht-Katzen zusammentun.«
Nicht-Katzen? Ich riss meinen Blick vom Fenster los und starrte den Faena an. Wie unterteilte er wohl sein Universum?
»Lord Hases Abzeichen ist sein Haar, vielleicht wegen einer gewissen Beziehung zwischen dem Haar und seiner Stärke.« Laurel betrachtete die Länge und den Umfang meines Zopfes. »Das muss er selbst noch erforschen.«
»Das sagtet Ihr auch bereits. Kommt bitte zum Punkt, Botschafter«, meinte Jusson.
»Sogleich, Ehrenwerter König. Ich dachte, die Schmetterlinge wären ebenfalls ein Teil dieser Affinität oder des Abzeichens, weil es Geschöpfe sind, die auf dem Wind reiten. Es scheint, als hätte ich mich geirrt.«
»Was sind sie dann?«, erkundigte sich Jusson.
»Wir haben heute Morgen in der Botschaft Verwandlungen erlebt, bei denen die Soldaten das geworden sind, was sie in den Grenzlanden sein würden.«
»Ich war ein Wolf.« Javes sah mich unverwandt an.
»Ja, der Hauptmann Prinz war ein Drache, und meine Leibgarde waren Greife. Ich habe die Geschichte gehört«, meinte Jusson, während Suiden Javes
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