Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
ausleerte. Jeff schnappte sich einen Stock, hob damit Rysons Uniform in das leere Waschbecken, und Basel übergoss sie auch mit kochendem Wasser.
Ich taxierte Rysons winziges Seifenstück im Vergleich zu seinem Gestank. »Hier«, sagte ich und warf Ryson mein Handtuch und meine Seife zu.
»Das reicht nicht«, meinte Jeff. »Ich hole mehr Seife.« Er trottete davon, und ich folgte ihm nach einem Moment. Ich hatte vor, mich in meinem Zelt fertig anzukleiden und eine Weile den Unsichtbaren zu spielen.
Suiden ließ mich erst nach dem Frühstück kommen. Bis dahin beschäftigte ich mich wie die anderen hauptsächlich damit, Ausrüstung zu reinigen und zu pflegen. Es sah nicht so aus, als würden wir bald ausrücken. Ryson musste all seine Sachen noch einmal waschen, und er marschierte mit einem geborgten Handtuch durch das Lager. Diesmal hängte er seine Kleidung und sein Bettzeug über das Lagerfeuer zum Trocknen. Groskin drohte Ryson zwar damit, dass er seine Uniform wieder nass tragen müsste, und knurrte etwas über den unwürdigen Anblick von Rysons nacktem Hintern und darüber, dass das Lager wie eine Waschküche aussah, aber Rysons Zeltkamerad schilderte so leidenschaftlich die Wirkung des Gestanks von Pferdedung und Schimmel in kleinen Zelten, dass der Leutnant schließlich nachgab.
Ich stand am Rand der Weide und starrte auf die Stadt hinunter. Ich fragte mich gerade, wie wir sie bei unserer letzten Patrouille hatten übersehen können, als jemand meinen Arm berührte.
»Der Hauptmann will dich in seinem Zelt sehen, Hase«, sagte Jeff.
Ich nickte, ging zu Suidens Zelt und trat nach Aufforderung des Hauptmanns ein. Das Erste, was ich sah, nachdem sich meine Augen an das düstere Innere gewöhnt hatten, war ein silbernes Teeservice. Ich blinzelte. Meine Mutter hatte auch so eins; es war eines der wenigen Dinge, die sie aus ihrem früheren Leben herübergerettet hatte. Ich setzte mich auf den Teppich zwischen Laurel Faena und Groskin und bekam Tee in einer zierlichen Porzellantasse mit einer ebenso feinen passenden Untertasse gereicht. Groskin hielt mir einen Napf mit Zitronenscheiben hin und dann, nachdem ich eine genommen hatte, eine Zuckerschale einschließlich Zange. Als ich fertig war, stellte Groskin die Schüsseln auf das ebenfalls passende Teetablett zurück. Während ich meinen Tee mit einem silbernen Löffelchen umrührte, beobachtete ich, wie Groskin eine Tasse für Laurel einschenkte; er benahm sich wie meine Mutter. Ich senkte den Blick und berührte den Teppich – er sah aus wie ein echter Perdan. Darauf lagen dicke, bestickte Kissen, und an den Wänden des Zeltes hingen Gobelins. Ich grinste. Unser Hauptmann verstand es zu reisen.
»Amüsiert Sie etwas, Leutnant?«, erkundigte sich der Hauptmann.
Mein Grinsen erstarb. »Nein, Sir. Ich genieße nur den Tee, Sir.«
Hauptmann Suiden lehnte sich gegen ein Kissen. Ihm schien recht behaglich zu sein. »Also gut, Sro Faena, warum seid Ihr hier?«
Laurel nippte vornehm an dem Tee. »Ich bin auf dem Weg zum König.«
Der Hauptmann, Leutnant Groskin und ich erstarrten mitten im Rühren, Trinken oder Herumfuhrwerken und starrten den Faena an. Er erwiderte unseren Blick, ausdruckslos und wohlwollend, und trank noch einen Schluck Tee.
»Ihr wollt zum König«, wiederholte Suiden.
»Ja«, antwortete Laurel.
»Unserem König«, fuhr der Hauptmann fort, dem offenbar an Klärung gelegen war.
»Ja.«
»Jusson IV., genannt ›Goldauge‹, der im Augenblick in der Königlichen Stadt Iversly residiert.« Hauptmann Suiden war wirklich um absolute Gewissheit bemüht.
»Ja, dieser König.«
»Verstehe. Aus einem besonderen Grund?«
Laurel sah mich an. »Erinnert Ihr Euch, Lord Hase, an die Pelztrapper in Eurem Weiler, vor einigen Jahren?«
»Ja«, erwiderte ich. »Die Ehrenwerte Esche Faena hat das … ehm … abgestellt.«
»Das hat sie. Es war ein einmaliger Vorfall, richtig?«, wollte Laurel wissen.
»Ja.« Ich konnte mir gerade noch ein Schulterzucken verkneifen. »Soweit ich mich erinnere, war dies der erste derartige Zwischenfall. Und der letzte.«
»Ihr habt wahrlich ein gutes Gedächtnis, Lord Hase«, erklärte Laurel. »Wie lange seid Ihr jetzt von dort weg?«
»Seit fünf Jahren, Laurel Faena.«
»Das ist keine lange Zeit, aber was würdet Ihr sagen, wenn ich Euch mitteilte, dass seit Eurer Abreise nicht nur Trapper, sondern auch Fäller, Sklavenhändler, Jäger und andere Schmuggler die Grenzlande durchstreifen?«
Ich blinzelte. »Ehm
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