Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
jedenfalls bis zu einem gewissen Maß.«
»Gabe?«, fragte Berle ehrfürchtig. »Ihr meint … Magie?« Ich sah mich am Tisch um und registrierte die erstaunten Blicke, die sich auf Jusson und seinen Lordkommandeur richteten.
» Sie haben das gesagt, Ehrenwerte Kanzlerin«, erwiderte Laurel.
»Die Grenzlande müssen wahrlich ein sehr interessanter Ort sein«, bemerkte Jusson, »wenn jeder nach Belieben die Gedanken der anderen belauschen kann.«
»Es ist etwas komplizierter, Ehrenwerter König«, widersprach Laurel. »Normalerweise bedarf es einer sehr gründlichen Ausbildung, bis man ein Meister im Gedanken-Sehen wird. Der Grund, warum Ihr in der Lage seid, Lord Hase so deutlich zu verstehen, ist der, dass er sehr stark ist und nur wenig darin ausgebildet, seine Gedanken abzuschirmen.«
Ein unbehagliches Raunen erhob sich unter den Ratgebern, denen die Möglichkeit, dass ihre Gedanken öffentlich sein könnten, keineswegs zu schmecken schien. Sie warfen mir beklommene Blicke zu. Als der König das sah, klopfte er mit den Knöcheln auf den Tisch. »Das alles ist sehr faszinierend und bedarf weiterer Erörterung. Aber später«, setzte Jusson hinzu und ignorierte hoheitsvoll die Tatsache, dass er selbst das Thema losgetreten hatte. Er sah sich am Tisch um. »Gestern hat das Haus von Flavan eine Rebellion angezettelt. Sie scheiterte jedoch, und diejenigen, die daran beteiligt waren, wurden entweder gefasst oder getötet. Mit Ausnahme von Lord Gherat von Dru und seinem Verwandten Slevoic ibn Dru. Wir haben Männer an allen Stadttoren und am Hafen postiert, aber es scheint, dass sie sich Unserem Zugriff entziehen konnten, da mehrere Schiffe gesichtet wurden, die über das Meer geflüchtet sind.«
Ein Ratgeber hob den Kopf und sah den Lordadmiral an. »Ihr wart noch nicht in der Lage, sie zu ergreifen, Admiral Noal?«
Der Admiral schüttelte den Kopf. »Nein. Aber wir haben Patrouillenboote ausgeschickt, und ich bin sehr zuversichtlich. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass wir sie finden.«
»Und was tun Sie, wenn Sie sie gefunden haben, Noal?«, fragte Berle herausfordernd. Admiral Noal sah sie leicht gereizt an.
»Wenn er sie findet, Berle, bringt er sie zu Uns«, antwortete Jusson an seiner Stelle. »Wegen seiner Rolle in der Rebellion und anderer schwerwiegender Verbrechen haben wir Lord Gherat als vogelfrei erklärt, sein Haus wird aufgelöst, alle Titel werden aufgehoben, und sämtliche Besitzungen fallen an den Thron zurück.«
Die anderen am Tisch stießen erschreckt den Atem aus, während Kanzlerin Berle sich zufrieden lächelnd auf ihrem Stuhl zurücklehnte.
»Vogelfrei, Euer Majestät?«, erkundigte sich ein Berater schließlich. »Ohne Verfahren?«
»Eines von Gherats Verbrechen richtet sich gegen die Völker der Grenzlande«, erwiderte Jusson. »Mord und Sklavenhandel. Kanzlerin Berle, wenn Sie bitte Ihre Funde zeigen würden.«
Auf ein Zeichen von Kanzlerin Berle stellte der Gardist die Kiste vor ihr ab. »Heute Morgen sind Agenten ausgeschwärmt, Euer Majestät. Damit sind sie zurückgekehrt.« Sie stand auf, hob den Deckel von der Kiste, griff hinein und hob den Gehstock eines Edelmannes heraus. Er hatte einen silbernen Handgriff, und offenbar war jemandem die tote Baumelfe aufgefallen, denn anstelle ihrer Augen funkelten jetzt zwei Rubine. Berle förderte des Weiteren Messer mit Knochengriffen zutage, Gürtel und Stiefel aus schillernder Drachenhaut, einen Wolfspelz mit angehängtem Kopf sowie diverse große Apothekerflaschen. Ich starrte das Ferkel an, das in einem Glas schwamm, und wandte mich ab, während Laurel tief in seiner Kehle grollte, die Ohren angelegt.
»Und das hier sind nur Beispiele, Euer Majestät.« Berle setzte sich wieder hin. »Es gibt mehrere Lagerräume voll davon. Und natürlich wisst Ihr bereits, was der Patriarch in seinem Amtssitz gefunden hat.«
»Also besteht kein Zweifel daran, dass wir den Vertrag mit den Grenzlanden verletzt haben«, antwortete der König.
»Nicht der geringste Zweifel.« Kanzlerin Berle seufzte. »Was mich jedoch noch mehr besorgt, Sire, ist die Tatsache, dass sich die … Schmuggelware nicht mehr vollständig in Iversly befindet. Ein großer Teil davon wurde, laut Aussage von Lord Chause, bereits an ausländische Interessenten weiterverkauft, einschließlich gefangener Grenzlandbewohner, und das vor allem an Händler aus Tural.«
»Wir haben bereits Botschafter Sro Kenalt Unsere Bitte übermittelt, Uns bei Unseren Nachforschungen
Weitere Kostenlose Bücher