Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Faena, soll ich wirklich den rechtskräftigen Vertrag, den seine Eltern unterzeichnet haben, für null und nichtig erklären? Und das, nur weil er unzufrieden ist?«
»Mit Eurer Erlaubnis, Euer Gnaden?«, fragte Laurel, griff, als der Fyrst nickte, in seine Gürteltasche und holte einen kleinen Beutel heraus. Er ging zu Eorl Pellan und reichte ihm den Sack. Der Eorl blickte hinein und blinzelte. »Von Dragoness Moraina, Euer Gnaden«, sagte Laurel, während der Eorl auf das Podest stieg und das Säckchen dem Fyrst reichte. Seine Gnaden schüttete den Inhalt des Sacks in seine Hand. Edelsteine funkelten auf seiner Handfläche.
»Jeder einzelne wurde von ihr ausgesucht«, erklärte Laurel. »Sie sollten mehr als genug wert sein, um Hases Lehrvertrag zu kaufen.«
»Das dürfte wohl so sein«, erwiderte der Fyrst, ließ die Edelsteine wieder in das Säckchen gleiten und legte es auf die Armlehne seines Stuhls. »Vorausgesetzt, der Magus möchte ihn verkaufen.« Er hob die Hand, als Laurel den Mund öffnete. »Ich kann ihn nicht dazu zwingen, ebenso wenig wie ich jemanden dazu zwingen kann, mir ein Pferd zu verkaufen, dessen Gang ich mag.« Ein kaltes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Das ist gegen das Gesetz, Faena.«
»Selbst wenn das Pferd missbraucht wurde, Euer Gnaden?«, erkundigte sich der Faena.
»Missbraucht?« Der Fyrst wandte sich an Kareste. »Gab es Missbrauch, Magus?«
»Nein, Euer Gnaden.« Magus Karestes kalte Stimme wehte erneut wie ein Winterhauch durch die Halle. »Meinem Schüler wurde auf keine Art und Weise von mir Schaden zugefügt.«
»Stimmt das, Schüler?« Der Fyrst sah mich an.
»Es gab einen Vogel, Euer Gnaden«, erwiderte ich, während ich staunte, wie gelassen meine Stimme klang.
»Einen Vogel«, wiederholte der Fyrst und zog bei meiner Nicht-Antwort leicht die Brauen zusammen.
»Ja, Euer Gnaden. Der Magus schickte König Jusson von Iversterre einen Botenvogel, mit dem er um meine Rückkehr bat. Der Vogel starb in der Hand des Königs.«
Es wurde still in der Halle, und der Fyrst beugte sich auf seinem Thron vor. »Warum ist er gestorben?«
»Weil der Vogel mit einem Zauber belegt war, Euer Gnaden, damit er nicht schlief noch äße, bevor er den König erreichte.«
Die dunklen Augen des Fyrst zogen sich zusammen. »Stimmt das, Magus?«
»Euer Gnaden, ich habe den Vogel mit einem Zauber belegt, der ihm keinerlei Schaden hätte zufügen dürfen.« Der Magus hob die Brauen. »Hat mein Schüler den Vogel tatsächlich sterben sehen?«
»Also, Schüler, hast du den Vogel sterben sehen?«, wollte der Fyrst wissen, als ich nichts sagte.
Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, ob ich das Blut auf dem Marmorboden sehen würde, falls ich hinunterblickte.
»Wie Ihr seht, Euer Gnaden, bloßes Hörensagen«, erklärte der Magus. »So wie der Ehrenwerte Faena uns versicherte, dass er nichts getan hat, was die Bindung meines Schülers an mich behindert, so versichere ich Euch, dass ich nichts getan habe, was den Tod des Vogels verursacht hätte.«
»Bitte sagt Seiner Gnaden«, mischte sich plötzlich Lord Esclaurs Stimme in das Grollen von Laurel, »dass ich gesehen habe, was passiert ist.«
»Ach?« Der Fyrst wartete nicht auf Laurels Intervention. »Und was habt Ihr gesehen, Mensch?«
Esclaur verbeugte sich. »Ich war anwesend, als der Vogel eintraf, Euer Gnaden. Er bestand nur noch aus Federn und Knochen, und sein Herz hörte auf zu schlagen, als Seine Majestät die Botschaft von seinem Bein nahm. König Jusson hat ein Gespür für … für Magie, und er nahm sie an dem Vogel wahr.« Er warf mir mit gesenktem Kopf einen Seitenblick zu. »So wie er fühlte, dass Lord Hase seine volle Macht entwickelte. Es gab Donnerschläge bei strahlend blauem Himmel, Euer Gnaden, in der ganzen Stadt.«
»Warum sollten wir dieser Person glauben …«, begann Kareste.
»So wie Lord Hase sich im Palast des Königs in den Kreis der Zeugen stellte, um die Wahrheit seiner Loyalität zu König Jusson zu beschwören«, Esclaur hielt inne, holte einmal tief Luft und fuhr dann fort, »so bin auch ich bereit, die Wahrheit meiner Worte zu beschwören, falls Euer Gnaden das wünschen.«
Der Fyrst faltete die Hände, legte die Zeigefinger an seine Lippen und starrte auf Esclaur herunter. »Euer König spürt also die Gabe«, sagte er, das Angebot des Edelmannes ignorierend. »Und das in einem Land, das behauptet, die Gabe existiere nicht. Oder sei, falls doch, von Bösem. Euer König jedoch gibt zu, dass
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