Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
er es vermag.«
»Ja, Euer Gnaden«, antwortete Esclaur. »Er war in Veldecke und hat sie dort gespürt, also wusste er, was es war, als er den Vogel berührte.«
»Er beherrscht auch das Gedanken-Sehen, Ehrenwerter Fyrst«, mischte sich Laurel ein, »was er ebenfalls vor Zeugen zugegeben hat. Er ist ein Elfenkönig, Euer Gnaden, so dunkel und golden, wie Leutnant Falkin hier blond und nördlich ist.«
Der Fyrst richtete seinen Blick auf den Ersten Offizier.
»Und er ist ein Verwandter von Hase, den er in aller Öffentlichkeit Cousin nannte, selbst als Hase seine Macht unter Beweis stellte«, schloss Laurel.
»Der Vogel war nur ein wenig verzaubert, Euer Gnaden«, sagte der Magus in das Schweigen hinein, »ich habe seinen Tod nicht …«
Der Fyrst hob die Hand, und der Magus verstummte. Dann hob der Fyrst den Beutel mit den Edelsteinen, wog ihn einige Male in seiner Hand, bevor er ihn dem Eorl reichte. »Gebt das Magus Kareste, Kommandeur Pellan. Als Entschädigung für den Lehrvertrag seines Schülers, des Menschen namens Hase, Sohn von Lerche und Zweibaum. Es möge in der Acta notiert werden, dass alle Bindungen zwischen den beiden hiermit auf mein Verdikt hin aufgelöst sind.«
Das Gesicht des Magus schien wie ein Eissturm, bestand nur aus scharfen Kanten und gefrorenen Flächen. »Euer Gnaden …!«
»Schweigt, Magus!« Zum ersten Mal zeigte der Fyrst Emotionen. »Ihr wandelt auf einem gefährlich schmalen Grat, auf dessen anderer Seite die Verbannung wegen Hexerei gähnt, weil Ihr in Eurer Überheblichkeit getötet habt, als Ihr Eure Gabe anwendetet.«
»Euer Gnaden, wenn der Vogel gestorben ist, geschah das nicht absichtlich …«
»Ich weiß nicht, ob das nicht noch schlimmer wäre! Weil es Euch nicht kümmerte, solange Ihr nur bekamt, was Ihr wolltet!« Der Fyrst lehnte sich auf seinem Thron zurück und sah den Magus finster an. »Wegen des Todes des Vogels werdet Ihr das verlieren, das zu erlangen Ihr die Welt auf den Kopf gestellt habt!«
Das Gesicht des Magus verzerrte sich noch mehr. »Dann fechte ich Eure Entscheidung an, Euer Gnaden, vor dem Hohen Rat!« Die Höflinge schnappten erschreckt nach Luft und murmelten. »Wie es mein Recht ist!«
»Wie es Euer Recht ist, Magus!«, gab der Fyrst zu. Er tippte erneut auf die Lehne seines Throns, und das Flüstern erstarb. »Bis es so weit ist, halte ich es für besser, wenn Ihr Euch zurückzieht, bis Ihr über Eure verständliche Enttäuschung wegen meines für Euch ungünstigen Urteilsspruchs hinweggekommen seid.« Magus Kareste wollte etwas erwidern, aber der Fyrst sprach weiter. »Hase, Sohn von Lerche und Zweibaum, wird bei mir bleiben, bis der Hohe Rat sein Urteil gefällt hat. Das möge ebenfalls in der Acta notiert werden. So geschehe es!«
Magus Kareste blieb nichts mehr übrig, als sich zu verbeugen und zuzustimmen, vor allem, da die Wachen des Fyrst neben ihm standen, um ihn und seine Kollegen aus der Halle zu eskortieren. Der Fyrst wartete, bis sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, und sah mich an. Seine Miene war wieder vollkommen emotionslos. »Es scheint, als hättet Ihr ein paar sehr mächtige Freunde gewonnen, junger Mensch.«
»Ja, Euer Gnaden«, murmelte ich.
»Ihr werdet sie brauchen, weil Ihr Euch auch einige sehr mächtige Feinde gemacht habt.«
»Ja, Euer Gnaden.«
»Donnerschläge am blauen Himmel, also?« Der Fyrst stützte sein Kinn auf seine Faust und ignorierte Berles unterdrückten Schrei wegen seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit König Jusson. »Vielleicht seid Ihr ja auch bereits mächtig genug, um Euch nicht hinter Hecken verbergen zu müssen.«
Darauf sagte ich nichts.
»Er hat einen Dschinn-Sturm aufgehalten, Ehrenwerter Fyrst«, sprang Laurel in die Bresche, »der ohne Vorwarnung über uns hereinbrach.«
»Einen Dschinn-Sturm?« Die dunklen Augen des Königs wichen nicht eine Sekunde von meinen. »Dann ist es kein Wunder, dass der Magus seinen Schüler um jeden Preis wiederhaben will.« Er seufzte, als er sich auf seinem Thron zurücklehnte. »Ich nehme an, ich muss mich um seine Veranlagung kümmern, weil ich nicht zulassen kann, dass er herumspaziert und mit seiner Gabe in Schwierigkeiten stolpert.«
»Da ich bereits mit seiner Ausbildung begonnen habe, Euer Gnaden«, erklärte Laurel, »bitte ich darum, sie fortsetzen zu dürfen.«
Der Fyrst hob eine Braue. »Ihr wollt ihn als Schüler?« Ein sardonischer Ausdruck huschte über das Gesicht des Elfs. »Ich glaube nicht, dass Ihr im Augenblick
Weitere Kostenlose Bücher