Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Diener mit einem Tablett voller Käse, verschiedenen Früchten und frischem Brot, das noch dampfte.
»Ein kleiner Imbiss, der uns hilft, die Zeit bis zum Dinner zu überbrücken«, erklärte Doyen Allwyn. »Sieht gut aus.«
Die anderen murmelten zustimmend.
Die Diener waren fertig. Der Haushofmeister ging noch einmal durch den Raum, um sich zu überzeugen, dass alles dem Standard der Burg entsprach. Zufrieden scheuchte er die Lakaien hinaus, und nachdem er uns versichert hatte, dass er uns rechtzeitig zum Dinner abholen würde, verbeugte er sich und schloss die Türen, die mit einem leisen Klicken hinter ihm ins Schloss fielen.
Alle Anwesenden drehten sich herum und sahen Laurel Faena an, der unsere Blicke gelassen erwiderte. Nur sein Schwanz zuckte hin und her.
Onkel Havram hob die Hand, als verschiedene Leute Luft holten, und hinderte sie so daran zu sprechen. Dann sah er Laurel finster an. »Was für ein Spiel treibt Ihr da, Botschafter?« Er sprach sehr leise.
»Das ist kein Spiel, Ehrenwerter Vizead …«
Ich hörte schwache Schreie und das Scharren von Stühlen und Tischbeinen, als ich Laurel ansprang. Wir fielen hin und rollten uns über den Boden, während ich versuchte, eine Faust, ein Knie oder einen Fingernagel in eine Stelle zu graben, an der es wehtat. Laurel war jedoch größer als ich, hatte längere Gliedmaßen und war fast anderthalb mal so schwer. Schon kurz nach meinem Angriff saß er auf mir und starrte mich an. Seine Pfoten drückten meine Arme auf den Teppich, und er hockte auf meinen Beinen.
Ich bog den Rücken durch und versuchte ihn abzuwerfen. »Lass mich verdammt noch mal los, du hinterhältiger, pockenverseuchter, räudiger Sohn einer flohverseuchten Hexe!«
Laurel grollte und legte die Ohren flach an den Kopf.
»Lasst ihn aufstehen, Sro Katze.« Suiden tauchte hinter Laurels Schulter auf.
Laurel stand langsam auf, die Ohren immer noch flach angelegt. Ich erhob mich ebenfalls, ohne mir die Mühe zu machen, mein Haar oder meine Kleidung zu glätten. Suiden legte mir seine Hand auf die Schulter, um zu verhindern, dass ich mich erneut auf den Faena stürzte.
»Das ist kein Spiel.« Laurel sah sich kurz um und erblickte seinen Stab, der hinter Leutnant Falkin an der Wand lag. Er wollte ihn holen, aber Falkin trat nicht zur Seite. Sie starrten einander an.
»Wie zum Teufel nennt Ihr das dann?«, wollte Havram wissen und gab Falkin ein Zeichen, dass er Platz machen sollte. »Ihr schwört alle Eide, dass Ihr Hase vor dieser Made …«
»Magus«, verbesserte Laurel ihn, der seinen Stab aufhob.
»Wie auch immer«, knurrte mein Onkel und machte eine abfällige Handbewegung. Ich trat ein Stück zur Seite, damit ich den Faena im Auge behalten konnte. »Aber kaum sind wir hier, stellt sich heraus, dass er Euch selbst geschickt hat.«
»Nein, das hat er nicht«, widersprach Laurel. »Ich wurde vom Hohen Rat geschickt.«
»Betreibt keine Haarspaltereien mit mir, Katze.« Havrams Stimme war immer noch leise. »Ihr wisst genau, was ich meine.«
»Ja, Ehrenwerter Vizeadmiral.« Laurels Blick zuckte kurz zu mir, dann sah er weg. »Das weiß ich.«
Die Stimme meines Onkels wurde noch leiser. »Und es kümmert Euch nicht?«
»Doch, es kümmert mich …«
»Ihr habt gelogen!«, mischte ich mich ein. »Und zwar von Anfang an.«
Laurel seufzte und machte sich daran, seine Perlenstränge zu entwirren. »Nein, ich habe nicht gelogen. Ich habe nur nicht alles gesagt.«
»Glaubt Ihr, das ist besser?«, erkundigte ich mich. »Dass es alles rechtfertigt?«
»Nein. Ich rechtfertige mich nicht. Ich habe nichts zu rechtfertigen.« Laurel sah mich an, und diesmal wich er meinem Blick nicht aus. »Aber vielleicht etwas zu erklären.«
»Was gibt es da zu erklären?« Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Wie komisch Ihr es fandet, die Menschen zu düpieren?«
»Euch düpieren?«, fragte Laurel grollend. »Hat der Magus Euch zurückbekommen?«
Na ja, nicht wirklich, oder? »Aber …«
»Ich habe getan, was ich geschworen habe. Euer Lehrvertrag ist aufgelöst, und zwar auf Befehl des Fyrst.«
»Jedenfalls bis der Hohe Rat zusammentritt«, murmelte Javes, dessen gelbe Wolfsaugen starr auf die Katze gerichtet waren.
»Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir uns alle setzten und die Angelegenheit diskutierten«, schlug Doyen Allwyn vor, als Laurel und ich unsere Münder öffneten.
»Ja.« Kanzlerin Berle ging zum Tisch, auf dem die Speisen und Getränke standen. Sie nahm einen Becher und
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