Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Tücher. Ich nahm eines, wischte meine Hände ab und ließ es in den Korb fallen, mit dem ein anderer Diener folgte.
»Ich habe die Köchin entsprechend informiert. Sie hat Euch ein besonderes Gericht zubereitet.« Der Fyrst ließ das benutzte Tuch in den Korb fallen. »Ich hoffe, dass es Euch zusagt.«
»Danke, Euer Gnaden. Davon bin ich überzeugt.« Ich faltete die Hände in meinem Schoß und konzentrierte mich aufs Atmen.
»Der König von Iversterre nennt Euch also seinen Cousin?«, erkundigte sich Wyln und hob eine makellose Braue. Andere Lakaien stellten Teller mit heißem Brot vor uns auf den Tisch.
»Ja, Ehrenwerter Zauberer.« Ich wartete, bis der Fyrst sich ein Brot nahm, dann Wyln und Suiden, bevor ich mir ebenfalls ein Stück abbrach. Ich ließ es auf meinen Brotteller fallen, als die Finger von der Hitze brannten. »Vierundsechzig Linien zum Thron.«
»Ein Elfenkönig zudem, sagte der Faena, Wyln«, meinte Seine Gnaden sinnend. Ich sagte nichts, bis er mich ansah und erneut die Bänder in meinem Haar betrachtete. »Stimmt das nicht, Hase Zweibaums’sohn?«
»Doch, Euer Gnaden. Er ähnelt ein wenig Eurem Eorlkommandeur.« Ich ließ meinen Blick suchend durch die Halle gleiten und bemerkte Eorl Pellan, der an dem Tisch direkt unter unserem saß. Er schien mein Interesse zu spüren, denn er hob den Kopf und starrte mich an.
»Aber Ihr, sein enger Cousin, habt überhaupt nichts Elfisches an Euch«, meinte Wyln, der ebenfalls auf die Farben des Hauses Iver blickte. Eine Reihe von Dienern marschierte im Gänsemarsch in die Halle, mit Terrinen beladen. Ich sog das Aroma ein. Fischsuppe. »Das ist sehr interessant, denn ich habe meinen Stammbaum gründlich durchforstet, Zweibaums’sohn, und habe keinen Menschen entdeckt, der irgendwo lauerte.«
»Ja, Ehrenwerter Zauberer, das ist merkwürdig, aber ich kenne den Grund dafür ebenfalls nicht.« Ich wich etwas zur Seite, damit der Lakai meine Schale füllen konnte, und hoffte inständig, dass mein Magen mich nicht durch Knurren in Verlegenheit brachte.
»Sie haben spekuliert, Leutnant, dass der Grund dafür, dass Seine Majestät elfischen Ursprungs ist, vielleicht etwas mit Vererbung und Landrecht zu tun haben könnte«, mischte sich Hauptmann Suiden ein. Er fing meinen panischen Blick auf und lächelte. »Es war nach Reiter Basels Bestattung.«
»Oh.« Ich erinnerte mich vage. »Jawohl, Sir.«
»Tatsächlich?« Der König tauchte seinen Löffel in die Suppe und führte sie zum Mund. Ein Seufzen lief durch den Thronsaal, als alle sich auf das Essen stürzten. Augenblicklich erfüllten Stimmengemurmel und das Klappern von Löffeln auf Porzellan den Saal. »Aber warum sollte der König von Iversterre überhaupt ein Elf sein?«
Ich hatte den Mund voll Suppe und Brot und blickte erneut auf Hauptmann Suiden. »Antworten Sie Seiner Gnaden, Leutnant.«
Ich schluckte, und mir saß plötzlich ein Kloß im Hals. »Jawohl, Sir.« Ich sah an meinem Hauptmann vorbei den Fyrst an. »Das Volk von Iversterre verwandelt sich in Feenwesen, Euer Gnaden.«
Der Fyrst ließ seinen Löffel langsam in seine Schale sinken. »Wie bitte?«
Molyu, die mit dem Eorl zu ihrer Rechten geplaudert hatte, unterbrach das Gespräch, drehte den Kopf in meine Richtung und sah mich mit aufgerissenen goldenen Augen an, während Wyln ein ersticktes Geräusch von sich gab, als hätte er sich verschluckt, und anschließend leise hustete.
»Sro Laurel glaubt, es liegt daran, dass Iversterre einst zu den Grenzlanden gehörte und das Land seine Bevölkerung jetzt nach seinem eigenen Bild formt.« Suiden lächelte. »Was auch immer der Grund sein mag, Euer Gnaden, meine gesamte Truppe wurde verwandelt. Wie Hauptmann Javes immer wieder gern betont, wurde er in einen Wolf verwandelt, während ich zu einem Drachen mutierte.« Er legte den Kopf auf die Seite, wodurch er mich an Dragoness Moraina erinnerte, wenn sie mir ein kniffliges Rätsel stellte. »Habt Ihr Euch nicht gewundert, dass Hase ein Zauberer wurde, und dazu noch ein sehr mächtiger, obwohl er nur in der ersten Generation aus Iversterre abgewandert ist? Einem Land ohne Magie?«
Das Gesicht des Fyrst war ausdruckslos. Dann schien er sich an seine Suppe zu erinnern und führte den Löffel zum Mund. »Nein, Euer Hoheit, das kann ich nicht behaupten.« Er schob den Rest des Brots in seinen Mund und gestattete sich ein schwaches Lächeln. »Das gesamte menschliche Königreich verwandelt sich in ein Feenland?« Das Lächeln wurde stärker.
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