Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Geister. »Wenn Ihr bitte hierbleiben würdet, Ehrenwerte. Es wäre höchst … nachteilig, wenn die Erinnerung an Eure Ermordungen uns beim Dinner verfolgen würde.«
Ich blinzelte überrascht, als eine Welle über die Geister zu laufen schien, als sie allesamt nickten. Die anderen starrten den Faena erstaunt an. Selbst Suiden. Leutnant Falkins Hand zuckte, als wollte er sich vor dem Bösen schützen.
Laurel lächelte schwach. »Ich habe den Aspekt Erde, also kann ich sie fragen – solange es nur eine Bitte ist, selbstverständlich.« Er musterte uns einmal, verbeugte sich, offenbar zufrieden mit unserem Äußeren, und deutete dann auf den Haushofmeister, der geduldig an der Tür wartete. »Seid ihr dann so weit?«
Jeff wurde zur Kaserne geführt, wo er mit den Soldaten essen sollte. Wir anderen folgten dem Haushofmeister, der uns in die Große Halle Seiner Gnaden führte, in der jetzt Tische aufgebaut waren. Alle Blicke richteten sich schlagartig auf uns, als wir eintraten, und das laute Stimmengemurmel verstummte, während der Haushofmeister die Botschaftsangehörigen aussortierte und sie an die unteren Tische setzte, an denen die niederen Amtsdiener und höheren Amtsschreiber saßen. Die Schiffsoffiziere sowie die Leutnants Groskin und Falkin wurden an die mittleren Tische zu den niederen elfischen Adligen verwiesen. Alle Blicke dort glitten über Falkins nordelfische helle Haut und sein helles Haar, als der Erste Offizier sich dem Tisch näherte, und ich sah finstere Mienen auf einigen Gesichtern. Ich wollte ihm folgen, besorgt, dass es schon bei der Suppe zu Feindseligkeiten kommen könnte, aber der Haushofmeister hielt mich auf. Ich wurde mit den anderen zur Stirnwand der Halle geführt. Dort wollte ich mich zu Hauptmann Javes, Lord Esclaur und Doyen Allwyn an den Tisch unter dem des Fyrst setzen, wurde jedoch erneut daran gehindert und unnachgiebig zusammen mit Laurel, Vizeadmiral Havram, Hauptmann Suiden und Kanzlerin Berle auf das Podest geleitet, auf dem der Hohe Tisch des Fyrst stand. Ziemlich verdattert setzte ich mich auf einen Stuhl neben Hauptmann Suiden und überlegte, wer wohl seinen Stuhl an uns verloren hatte.
»Keine Sorge, Hase Zweibaums’sohn«, sagte der Fyrst an Suiden vorbei, der zur Linken Seiner Gnaden Platz genommen hatte. »Niemand wird Euch herausfordern, weil Ihr seinen Platz eingenommen habt.« Er hob seine eleganten Brauen, als er die Bänder in meinem Haar und meinen Schmuck bemerkte.
»Jawohl, Euer Gnaden«, murmelte ich, schüttelte meine Serviette aus und legte sie auf meinen Schoß. Wenn ich mich etwas vorbeugte, konnte ich Laurel, Onkel Havram und Kanzlerin Berle auf der anderen Seite des Fyrst sehen. Zwischen ihnen saßen die hohen Eorls Seiner Gnaden. Während Laurel sich leise mit dem Eorl neben ihm unterhielt, starrten Havram und Berle die Elfe an, die zur Rechten von Loran saß. Bekümmert über ihre Unhöflichkeit versuchte ich, die Aufmerksamkeit der Kanzlerin oder meines Onkels zu erlangen. Dann drehte sich die Elfe herum, und ich starrte sie selbst an. Aber hallo!
»Ich möchte Euch meine Gemahlin vorstellen«, erbarmte sich der Fyrst unser. »Ihre Gnaden Molyu.«
Molyus Gesicht war ein wenig runder als das ihres Gemahls, sie hatte das übliche schwarze Haar, die geschwungenen Brauen und die hervortretenden Wangenknochen. Nur die üblichen schwarzen Augen hatte sie nicht. Ihre waren golden, und ich fühlte, wie sich mein Rückgrat versteifte. Außerdem fühlte ich einen Ellbogen in meiner Seite. Ich nickte respektvoll.
»Euer Gnaden.«
»Prinz Suiden, Hase Zweibaums’sohn«, erwiderte Molyu mit einem Nicken. Sie hatte eine erstaunlich volle Altstimme.
Dann hörte ich ein Kratzen, als die Stühle auf meiner linken Seite besetzt wurden.
»Das ist also der Mensch, der Magus Kareste den Schaum vor den Mund treibt«, sagte eine helle Stimme. Ich riss meinen Blick von Ihrer Gnaden los und sah einen Elf mit einer schwarzen Haarmähne neben mir sitzen. Er wandte mir sein recht jugendliches Gesicht zu, und ich fragte mich, wie alt er wohl wirklich war.
»Mein Zauberer Wyln«, stellte der Fyrst uns vor.
Suiden und ich murmelten einen Gruß, während ich den Impuls unterdrückte, mit meinem Stuhl von ihm wegzurücken.
»Soweit ich weiß, esst Ihr kein Fleisch, Zweibaums’sohn«, bemerkte der Fyrst und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
»Nein, Euer Gnaden, das ist richtig«, antwortete ich. Ein Diener reichte uns heiße, in Zitronenwasser getränkte
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