Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Laurel Faenas Obhut übergeben wurde. Solange es keinen zwingenden Grund gibt, wie zum Beispiel die magische Ermordung von Vögeln, kann ich das nicht ändern.«
»Das stimmt, mein Gemahl«, mischte sich Molyu ein. »Aber Wyln spricht weise. Laurel Faena ist eine Raubkatze und hat dementsprechend nur die Kenntnisse einer Katze hinsichtlich der Gabe.« Sie sah mich nachdenklich an. »Vielleicht gibt es einen anderen Weg, der das Gesetz nicht verletzt.«
»Nun, ich kann Wyln bitten, Zweibaums’sohn als Cyhn zur Seite zu stehen, da er ein Cousin von jemandem ist, der mit mir verwandt sein könnte.« Der Fyrst zuckte mit einer Achsel, während er erneut die Bänder in meinem Haar mit einem Blick streifte. »Jedenfalls könnte ich so argumentieren.«
Verwandt? Ich starrte in Molyus goldene Augen. »Ehm …«
»›Verwandt‹, Euer Gnaden?« Hauptmann Suiden kam mir zuvor und kniff seine Augen argwöhnisch zusammen.
»Nahestehend, Prinz Suiden«, antwortete der Fyrst. »Genau genommen ist ein Cyhn ein Mentor; er zeigt einem Neuankömmling in einem Haushalt, wie er sich zurechtfinden kann. Man könnte es auch eine Art von Patenschaft nennen.«
»Hase hat bereits viele Leute um sich, die ihm sagen, wie er sich verhalten soll, Euer Gnaden«, erwiderte Suiden. »Vielleicht sind es sogar schon zu viele, weil jeder seine eigene Vorstellung davon hat, wie er sich verhalten sollte.«
»Einschließlich Eurer Person, Euer Hoheit?«, erkundigte sich Wyln.
»Als er noch ein unbedeutender Bauernjunge aus den Grenzlanden war, an den niemand auch nur einen zweiten Gedanken verschwendet hat, wurde er in meine Obhut übergeben. Und bisher habe ich ihn noch nicht im Stich gelassen, Sro Wyln.«
Der Fyrst legte seine Gabel auf den leeren Teller, der daraufhin sofort von einem Lakaien abgeräumt wurde. »Er wird auch in Eurer Obhut verbleiben, Prinz Suiden, jedenfalls was die meisten Belange angeht. Wir reden nur von seiner Gabe, mit der Ihr nicht im Geringsten umgehen könnt. Laurel Faena dagegen vermag es. Doch wie meine Gemahlin bereits ausführte, ist der Faena eine Raubkatze, mit dem Wissen einer Raubkatze hinsichtlich der Gabe.«
»Also kennt sich Sro Wyln besser darin aus?« Hauptmann Suiden legte ebenfalls die Gabel auf den Teller, und erneut verschwand dieser augenblicklich in den Händen eines Lakaien. »Kann – und vor allem wird – ein Elf einem Menschen zeigen, wie er sich zurechtfindet? Ich habe von den Streichen gehört, Sro Fyrst, die Elfenzauberer Menschen spielen.«
Ich auch. Ich hielt meinen Kopf über den Teller gebeugt, während ich aß, und warf dem Zauberer einen Seitenblick zu. Er lächelte freundlich.
»Ich verspreche, Prinz Suiden, dass ich mit Zweibaums’sohn keine Spielchen treiben werde«, meinte Wyln immer noch amüsiert. »Er muss seinen Mantel nicht umkehren, um mich zu verwirren.« Er rieb sich das Kinn. »Allerdings verblüfft es mich, Euer Hoheit, warum Ihr Euch dagegen wehrt, dass ich mich Eurem Leutnant auch nur nähere, während Ihr nichts dagegen habt, dass Laurel Faena sich seiner annimmt, obwohl er doch die Wahrheit ein wenig, sagen wir, gebeugt hat, um Magus Karestes entlaufenen Schüler zurückzubringen.«
»Das ist weil …«, begann ich.
»Hase hat Laurels Verhalten mit Fäusten und Worten kommentiert«, fuhr Suiden mir über den Mund. »Und hatte anschließend jedoch nichts dagegen, allein mit ihm zu sein. Ihr dagegen sitzt neben ihm, er nimmt Abstand von Euch und hätte Euch fast mit seinem Messer bedroht.« Er trank einen Schluck Wein. »Ich habe gelernt, auf seine Reaktionen zu achten, Sro Wyln. Jedenfalls meistens.«
»Seht Ihr hinter das Offensichtliche, Zweibaums’sohn?«, erkundigte sich Molyu. »Oder ist es nur Angst vor einem elfischen Zauberer?«
Wylns Lächeln verstärkte sich, als er sah, wie ich mich um eine Antwort bemühte, die weder ihn noch die Elfenzauberer im Allgemeinen beleidigte. »Ich brauche keinen Paten, Euer Gnaden«, erwiderte ich schließlich.
»Dem kann ich nicht zustimmen, junger Mensch«, sagte Ihre Gnaden. »Da Ihr bereit wart, einen Gast unter unserem Dach anzugreifen und ein Messer an unserem Tisch zu zücken. Das Erlernen von guten Manieren ist zumindest eine sehr große Notwendigkeit.«
»Aber …« Ich unterdrückte einen Schrei, als Hauptmann Suiden gegen meinen Knöchel trat. Und zwar kräftig.
»Dragoness Moraina hat ebenfalls einen Anspruch auf Hase«, sagte Suiden, der meine schmerzverzerrte Miene ignorierte. Er deutete auf meine
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