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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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als wäre er ein Niederer Amtsdiener, der sich nur überzeugen will, ob der Rasen gemäht und die Misthaufen abtransportiert sind.« Er sah mich an. »Und was ist mit Lord Hase? Wenn mein Papa einen verlorenen Erben irgendwo herumlaufen hätte, würde er sich wie eine Sturmflut auf ihn stürzen.«
    »Ehm, Sir, ich bin eigentlich nicht der Erbe …«
    »Nein, nicht für Flavan, Hase«, unterbrach mich Javes. »Aber Lord Chause hat nur einen sehr, sehr jungen Sohn, und der Bruder, der Nächste in der Rangfolge, ist Vizeadmiral in der Königlichen Marine und kämpft gerade mit den Turaliern um irgendwelche Handelsrouten. Außerdem ist er nicht verheiratet.«
    »Er ist Witwer und kinderlos«, erläuterte Suiden.
    Ich blinzelte, als mir klar wurde, wie weit vorn in der Nachfolge ich stand. »Aber mein Pa lebt noch, und ich habe drei ältere Brüder.«
    »Die nicht hier sind«, gab Suiden zurück. »Sie aber schon.«
    »Aber ich will nicht …« Die Welt schien plötzlich zu schwanken.
    »Dann hätten Sie in den Grenzlanden bleiben sollen«, erklärte der schwarze Drache. Der graue Wolf heulte einmal kurz, während der schwarze Panther zustimmend seine Ohren anlegte. Grüne Augen starrten mich durch einen grauen Rauchschleier an. »Warum glauben Sie wohl, sind Ihre Eltern dorthin gegangen? Es ist der einzige Ort, an dem gewisse Häuser …«
    »… oder andere Interessenten«, knurrte der Wolf.
    »… sie nicht erreichen können.«
    »Warum haben Sie die Grenzlande verlassen, Hase?«, grollte die Raubkatze.
    »Ich wollte die Welt sehen …« Meine Stimme brach, als mich drei verschiedene Spezies ungläubig anstarrten.
    »Das haben Sie schon gesagt, aber Ihre Eltern können nicht so naiv gewesen sein, Ihnen zu verschweigen, was sie zurückgelassen haben«, erklärte der Drache.
    Sie hatten es mir gesagt, richtig. Aber das, wovor ich weggelaufen war, verängstigte mich mehr als alles, was möglicherweise aus der Geschichte meines Elternhauses hätte entstehen können. An den hellen, leeren Wänden sammelten sich Schatten, und ich wurde plötzlich von einer Dunkelheit umhüllt, durch die mehrere durchsichtige Augenpaare mich anstarrten. Ich hörte, wie der Wind durch die Bäume fuhr, etwas schien sich zu dehnen und dann mit einem Donnerschlag wieder zurückzuschnellen.
    »Hase, geht’s Ihnen gut?« Groskin legte seine Hand auf meinen Arm.
    Ich blickte hoch. Suiden und Javes beobachteten mich besorgt. Die Sonne schien in den Raum, die Bäume vor dem Fenster bewegten sich nicht, und die einzigen Schatten waren die, welche die Mittelpfosten der Fenster und Türen warfen. Ich erschauerte. »Ich …«
    Die Tür ging auf, und Laurel trat ein. »Was ist passiert?« Er schloss die Tür hinter sich und kam hastig zu uns herüber. Seine Krallen klickten auf den Bodenfliesen. »Geht es Euch gut, Hase?«
    Suiden stand auf und trat neben mich. »Leutnant Hase wurde einen Moment von der Hitze überwältigt.«
    »Verstehe.« Laurel sah mich an. »Vielleicht solltet Ihr Luft holen.«
    Mir fiel auf, dass ich aufgehört hatte zu atmen, und ich sog keuchend Luft ein, während ich versuchte, meinen Herzschlag zu verlangsamen. Ich hatte einen metallischen Geschmack im Mund, dann schmeckte ich Galle, und ich schluckte. Nachdem Groskin die Glastüren aufgemacht hatte, die zum Hof führten, kam er zurück und versuchte, meinen Kopf zwischen meine Knie zu drücken. Laurel schlug seine Hand weg, griff in seinen Beutel und zog einige Blätter heraus. »Hier, kaut diese.«
    Ich schluckte wieder, als ich sie erkannte. »Nein«, meinte ich trotzig.
    Javes runzelte die Stirn. »Was ist das?«
    »Donner ohne eine Wolke am Himmel, Hase.« Laurel ignorierte die Frage des Hauptmanns. »Sagt mir, was seht Ihr?«
    »Donner ohne Wolken ist bei einer solchen Hitze nicht ungewöhnlich«, meinte Suiden. »Und Ihr verabreicht ohne meine Erlaubnis meinen Männern keine Medizin.«
    Ich versuchte aufzustehen, aber meine Beine gehorchten mir nicht, und ich fiel auf den Stuhl zurück. Groskin drückte eine Hand auf meine Schulter, damit ich sitzen blieb. »Es ist nur die Hitze, Sir«, antwortete ich. »Es geht mir gut.«
    »Nein, es geht Euch nicht gut«, widersprach Laurel. Er sah Suiden an. »Ihr wisst, was ihm so zusetzt?«
    Halt die Klappe, dachte ich. Laurel und Suiden sahen mich an, als hätte ich gebrüllt.
    »Also gut«, meinte Javes schließlich. »Was geht hier vor?«
    Laurel hob die Blätter hoch, und in dem Luftzug der offenen Türen roch ich den schwachen

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