Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)
Duft von Minze. »Mentha«, erklärte er.
Suiden starrte Laurel an, dann ruckte sein Kopf zu mir herum, und auf seiner Miene zeichnete sich Verstehen ab.
»Also?«, erkundigte sich Javes, während Groskin mich stirnrunzelnd betrachtete.
»Es wird Magiern verabreicht«, erläuterte Laurel, »wenn sie beginnen, ihre volle Macht zu entwickeln.«
In dem folgenden Schweigen sickerten Laurels Worte langsam in die Gehirne der Anwesenden; dann riss Groskin seine Hand von meiner Schulter, als würde sie glühen. Javes dagegen betrachtete mich durch sein Lorgnon. »Oh, also wirklich«, murmelte er fasziniert. Dann veränderte sich seine Stimme. »Sie zittern, als hätten Sie Fieber, Hase.«
Ich fühlte mich auch so. Trotz der Hitze bibberte ich vor Kälte, und meine Zähne hatten angefangen zu klappern. Ich rappelte mich trotzdem auf und blieb diesmal stehen. »Es geht mir gleich wieder gut, Sir«, wiederholte ich, ohne Laurel und seine verdammten Blätter anzusehen. »Es ist nur die Hitze. Ein bisschen Ruhe, dann bin ich wieder auf dem Damm.«
»Sie sind also kein Magier?« Javes musterte mich immer noch durch sein Lorgnon.
Ich schüttelte den Kopf und wäre fast umgefallen. Hastig hielt ich mich an der Stuhllehne fest. »Nein, Sir«, leugnete ich. »Ich bin nur ein Bauernjunge.« Das stimmte auch. Es dauerte viele Jahre, bis ein Zauberlehrling ein Magier wurde.
»Hase …«, begann Laurel und hielt meinen Arm fest. Ich hatte nicht die Kraft, mich aus seinem Griff zu befreien.
»Lasst ihn los, Sro Katze«, sagte Suiden und befreite meinen Arm aus Laurels Griff.
»Hauptmann!« Diesmal grollte Laurel.
»Wir haben keine Zeit, uns zu streiten«, erklärte Suiden. »Auf uns warten drei Amtsdienerinnen von Lord Gherat, um uns zur Bank zu eskortieren, also müssen wir dorthin. Es sei denn, Ihr wollt, dass sie, oder schlimmer noch Gherat, anfangen, Fragen zu stellen.« Er trat zwischen Laurel und mich und sah dann Groskin an, der einige Schritte entfernt stand. »Holen Sie jemanden, der Hase nach oben bringt, Leutnant.«
Groskin trat zur Tür und brüllte einen Befehl in den Flur. Beinahe augenblicklich tauchte ein Reiter auf. Laurel grollte tief in seiner Brust, während sein Schwanz hin und her peitschte, aber er sagte nichts, als der Reiter und ich hinausgingen, auf mein Zimmer. Wir machten einen kleinen Abstecher in die Küche, wo ich einen Becher Wasser trank und zwei Orangen aß, die Basel aus dem Hut zauberte. Nachdem ich mit wackligen Beinen die Treppe hinaufgestiegen war, schaffte ich es bis zu meinem Schlafplatz. Dort brach ich zusammen. Ich fühlte mich, als wäre ich durchgeknetet und plattgewalzt worden. Ich fuhr dennoch ruckartig hoch, als plötzlich der Geruch von Minze in meine Nase stieg. Ich griff in meine Hosentasche und zog zwei Mentha-Blätter heraus, die Laurel irgendwie dort hineingeschmuggelt hatte. Ich starrte die Blätter einen Moment an und ließ sie dann zu Boden fallen, bevor ich wieder zusammenbrach. Der Raum drehte sich um mich, bevor ich ohnmächtig wurde.
23
Ich wachte auf. Die Sonne schien hell in den Raum, und ich stöhnte. Jedes einzelne Gelenk meines Körpers tat weh, und ich hatte einen Geschmack im Mund, als wäre ich durch eine Taverne gekrochen und hätte den Boden sauber geleckt. Ich setzte mich auf, legte mich jedoch augenblicklich wieder hin, damit mein Kopf nicht von meinem Hals fiel. Dann ließ mein Magen mich wissen, dass er vernachlässigt worden war, und drohte damit, gleich zu explodieren. Ich blieb regungslos liegen und hoffte, dass sich alles beruhigen würde. In dem Moment ging die Tür auf, und Jeff spazierte herein. Er hatte das Teetablett des Hauptmanns in den Händen.
»Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Jeff.
Meine Antwort bestand in einem unverständlichen Krächzen.
»Wirklich, so gut?« Jeff stellte das Tablett ab, richtete mich auf und stopfte mir etwas unter Kopf und Schultern. »Ich habe dir Tee gebracht. Warte einen Moment.« Er verließ das Zimmer, kam jedoch sofort mit mehreren unterschiedlich großen Wandschirmen zurück.
Ich krächzte wieder.
»Die? Die hat einer der Jungs in einem kleinen Schrank unter der Treppe gefunden. Wer hier ausgeräumt hat, muss sie übersehen haben.« Jeff trat an meinen Schlafplatz, nahm den Teetopf und schenkte mir eine Tasse ein. Dann warf er ein paar Klumpen Zucker hinein, rührte um und reichte mir die Tasse. Anschließend stellte er den kleineren Schirm vor die Luftöffnungen. »Sie halten alle
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