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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Miene erstarrte.
    »… und wir sind hier, um Möbel für die neue Grenzland-Botschaft zu erstehen.« Javes klopfte seinen Uniformrock ab. »Moment, irgendwo habe ich einen Brief von der Bank.« Er fand ihn und reichte ihn dem Möbelschreiner, der ihn mit einer schlaffen Hand entgegennahm. Javes wartete, bis er ihn überflogen hatte, und kassierte den Brief dann rasch wieder ein. »Aber zunächst die Frage: Verwenden Sie Holz aus den Grenzlanden?«
    »Nein …«
    »Prächtig, prächtig.« Javes strahlte. »Der Botschafter ist nämlich ein wenig heikel. Wenn Sie einen Grenzlandbaum fällen, ermorden Sie den Baumelf, der darin lebt.« Er sah sich in dem Geschäft um. »Ich würde ihm nur ungern eines ihrer exzellenten Möbelstücke bringen und mir dann anhören müssen, dass es die Leiche eines alten Freundes ist, Sie verstehen?«
    Der Schreiner starrte Javes an. »Wir benutzen kein Holz aus den Grenzlanden.«
    Javes’ Lächeln wurde noch strahlender. »Dann haben Sie sicherlich nichts dagegen, wenn Lord Hase sich kurz umsieht, nein?« Das war mein Stichwort, und ich ging in dem Geschäft herum und inspizierte die Möbel. »Er stammt aus den Grenzlanden, müssen Sie wissen«, fuhr Javes mit verschwörerischer Stimme fort. »Er ist der vierte Sohn von Lord Rafe ibn Chause und Lady Hilga eso Flavan, richtig, Lord Hase?«
    Ich unterbrach meinen Rundgang. »Ich bin ihr siebtes Kind, Sir«, korrigierte ich ihn. Verflucht wollte ich sein, wenn ich erlaubte, dass er meine Schwestern ausließ.
    »Ach ja«, sagte Javes. »Sie sind ja zusammen acht.« Er sah aus, als hätte er gerade das Geheimnis des Lebens entdeckt. »Sieht seinem Vater schrecklich ähnlich, stimmt’s?«
    »Seinem Großvater«, erwiderte Guarez. Ich fühlte, wie er mich musterte und sein Blick an meiner Uniform hängen blieb, die an meinem dürren Körper herunterhing. »Er trägt sogar seine Kleidung auf die gleiche Art.«
    Ich war fertig mit meinem Rundgang und schüttelte den Kopf. »Es gibt hier kein Grenzlandholz, Sir.« Ich warf einen Blick auf den mit einem Vorhang verhängten Durchgang, hinter dem vermutlich die Werkstatt lag, aber Javes machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Das ist nicht nötig. Wenn hier keines zu finden ist, wird da drin gewiss auch keines sein.« Sein Lächeln veränderte sich, wurde schmallippiger, entblößte jedoch gleichzeitig mehr Zähne. »Zudem bin ich überzeugt, dass der gute Schreiner weder Botschafter Laurel noch Lord ibn Chause beleidigen will, indem er uns geschmuggeltes Elfenholz andreht, was?«
    »Nein, edle Sirs …«
    »Prächtig.« Javes strahlte wieder.
    Er setzte sich dann mit Guarez zusammen und war kurz darauf in höfliches Feilschen vertieft, bei dem es um die gesamte Möblierung der Botschaft ging. Ich ging wieder in die Mitte des Geschäftes zu Jeff zurück. Ich wollte weiter darüber nachdenken, warum Javes mit mir geprotzt hatte und welche Pläne ich wohl vereitelt hatte, weil ich gestern Hauptmann Suiden nicht hatte zur Bank begleiten können. Außerdem ging mir die Bemerkung des Schreiners im Kopf herum, dass ich wie mein Großvater aussah. Ich ertappte mich dabei, dass ich überprüfte, ob meine Uniform richtig saß. Damit war ich so beschäftigt, dass mir erst nach einer Weile auffiel, dass Jeff wirklich ruhig war und nicht versuchte, die allgemeine Aufmerksamkeit mit irgendwelchen Lauten, Kichern und getuschelten Bemerkungen auf mich zu lenken, weil der Hauptmann uns befohlen hatte zu schweigen. Ich sah ihn an und begegnete seinem kalten Blick. Ich seufzte und zuckte mit den Schultern. Ich hatte nicht gewusst, dass Javes vor dem Händler mit dem Adel meiner Eltern angeben würde.
    Der Hauptmann stand auf. »Ausgezeichnet, Guarez. Wir erwarten Sie heute Abend in der Botschaft.« Er wartete, bis sich der Schreiner verbeugte. »Und danke für Ihre Empfehlungen.« Er drehte sich um und gab uns ein Zeichen. »Also gut, Männer. Auf zu unserem nächsten Ziel.« Er überprüfte eine Liste, auf der die Läden eingetragen waren. »Das direkt um die Ecke liegen dürfte.«
    Guarez begleitete uns zur Tür, verbeugte sich erneut, erst vor Javes und dann vor mir. »Hauptmann, Mylord.« Er schloss die Tür so dicht hinter uns, dass meine Hosenbeine im Windzug flatterten.
    Dieselbe Vorstellung wiederholte sich im Teppichladen und dem Geschäft für Fensterabdeckungen, die man Rollläden nannte und die aus dünnen, polierten Holzbrettern bestanden, die fast weiß gebleicht waren. Es passierte im Geschäft für

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