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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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Sommeruniformen auf uns warteten. Dazu gehörte nicht wie üblich ein Helm oder eine Kappe, sondern ein Hut mit einer breiten Krempe vorn, die das Gesicht beschattete, und einem Tuch hinten, um den Nacken vor der Sonne zu schützen. Die Uniform selbst bestand aus einem sehr leichten Stoff, der winddurchlässig war, damit jedes noch so kleine Lüftchen den Körper kühlen konnte. Wir seufzten beide vor Erleichterung, als wir die Uniform angelegt hatten, weil die aus Freston sich in dieser Hitze wie ein nasses Tuch anfühlte.
    »Das ist Baumwolle, Leutnant«, sagte ein Reiter, der aus dem Süden stammte, als er hörte, wie ich mich laut über das Material wunderte.
    Es war noch früh, und die Sonne stieg gerade über die Dächer, als Jeff und ich Hauptmann Javes zu unseren wartenden Pferden folgten. Javes trug denselben breitkrempigen Hut und die Baumwolluniform wie wir, hatte sie jedoch durch seine Habbs-Stiefel, sein verziertes goldenes Zeremonieschwert und einen leichten Umhang ergänzt. Natürlich hatte er auch sein Lorgnon dabei; es hing an einem Band um seinen Hals.
    Wir stiegen auf unsere Pferde, und Javes sah uns an. Diesmal wirkte er keine Spur dümmlich, als er Jeff und mich musterte, und wir nahmen selbst im Sattel Haltung an, während wir seinen Blick aufmerksam erwiderten. Eine Brise hob den Umhang des Hauptmanns kurz an, dann flaute sie wieder ab.
    »Wir werden an Orte kommen, an denen es von Fallgruben und Fallstricken nur so wimmelt, Jungs, und zwar solchen, die schon besseren Männern als uns zum Verhängnis geworden sind.«
    Wir nickten, staunend.
    »Unser Feind ist schnell und gerissen, und Sie werden unvergleichlicher Raffinesse begegnen.«
    Unsere Augen wurden noch größer.
    »Deshalb ist es absolut unabdingbar, dass Sie erstens in der Mitte jedes Geschäftes bleiben, das wir betreten, und auf keinen Fall, ich wiederhole, auf gar keinen Fall, etwas anfassen. Zweitens werden Sie den Mund halten, bis ich Ihnen erlaube zu sprechen. Drittens: Egal, welche Schätze ein Ladenbesitzer angeblich in seinem Hinterzimmer aufbewahrt, Sie werden nicht dorthin gehen. Und viertens werden Sie kein Angebot von Schwestern, Töchtern, Kusinen, Nichten oder irgendeiner anderen weiblichen Verwandten akzeptieren, ganz gleich, was es sein mag.«
    Jeff und ich sahen uns an. Wir wollten unbedingt wissen, was in den Hinterzimmern sein mochte und wie die weiblichen Verwandten wohl aussahen.
    Javes grinste. »Es sei denn, natürlich, Sie wollen heiraten.«
    Vergesst die Schwestern!
    Der Hauptmann führte uns über breite Boulevards und Avenues, auf deren Pflaster die Hufe unserer Pferde klapperten. Es waren viele Menschen unterwegs, und je näher wir den Plätzen mit den Märkten kamen, desto betriebsamer wurde es. Die Leute gingen ihren Geschäften während des kühlen Morgens nach. Schon bald landeten wir in einer Straße, in der sich ein geöffnetes Geschäft an das andere reihte. Ich verrenkte mir fast den Hals auf der Suche nach einem Schneider.
    »Geduld, Leutnant«, sagte Javes, der neben mir ritt. »Eins nach dem anderen.«
    »Jawohl, Sir.« Ich ignorierte die obszönen Geräusche hinter mir.
    Wir bogen um eine Ecke, und in den Schaufenstern der Geschäfte standen kunstvoll geschnitzte Stühle, Tische und Schränke. Javes las die unauffälligen Schilder, die über den Türen hingen, und hielt vor einem an, auf dem GUAREZ UND SÖHNE stand. Darunter in kleineren Buchstaben: KÖNIGLICHER HOFLIEFERANT. Wir stiegen ab und betraten den Laden. Als wir die Tür öffneten, bimmelte eine Glocke, die darüber befestigt war. Der Ladenbesitzer tauchte jedoch nicht sofort auf, sondern wir wurden in dem nach Bienenwachs und Zitrone duftenden Laden allein gelassen, standen auf dem dicken Teppich und sogen die dezente Eleganz in uns auf. Jeff und ich drängten uns in der Mitte des Geschäftes zusammen, während Javes herumging und die Möbelstücke betrachtete. Nach einer Weile wurde ein Vorhang im Hintergrund des Geschäftes geteilt, und ein lächelnder grauhaariger Mann trat ein. »Was kann ich für Sie tun, edle Herrn …« Sein Lächeln dämpfte sich ein wenig, als er Jeffs einfache Kavallerie-Uniform bemerkte, doch als er mich sah, erlosch es schlagartig. »Mylord?«
    »Hallo«, sagte Javes aus einer Ecke. Er hatte sein dümmlichstes Lächeln aufgesetzt. »Guarez?«
    Der Mann nickte, ohne seinen Blick von mir abzuwenden.
    »Ich bin Hauptmann Javes, und das ist mein Adjutant, Leutnant Lord Hase ibn Chause e Flavan …«
    Meine

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