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Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition)

Titel: Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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recht.«
    Jeff sah mich abwartend an.
    »Vielleicht habe ich zu viele Geheimnisse. Es ist nur so …« Ich versuchte ein Lächeln. Vergeblich. »Ich habe die Grenzlande verlassen, Jeff, weil ich vor etwas weggelaufen bin, das mich zu Tode erschreckt hat.«
    »Was denn? Dass du ein Magier bist?«
    »Ich bin kein Magus. Noch nicht. Nicht mal annähernd. Ich bin ein Zauberlehrling.« Ich beobachtete die Gischt des Springbrunnens, die im Sonnenlicht funkelte. »Mein Meister … Ich konnte seine Lust fühlen.« Ich brach ab, als Jeff auf der Bank ein Stück von mir wegrutschte, und warf ihm einen finsteren Blick zu. »Nein, die Art Lust meine ich nicht.«
    »Oh«, murmelte Jeff. »Entschuldige.«
    »Es war fast so, als wäre er dem Verhungern nah und ich wäre das Abendessen. Es hat mir Angst gemacht«, wiederholte ich. »Zum Teufel, und wie!« Ich atmete einmal tief durch und zuckte dann mit den Schultern. »Also bin ich weggelaufen und nach Freston gegangen, in der Hoffnung, dass mich dort niemand findet.«
    »Aber sie haben dich gefunden«, meinte Jeff ganz richtig.
    »Ja«, gab ich zu. »Haben sie.«
    »Wieso haben wir uns verirrt, Hase?«, erkundigte sich Jeff nach einem Moment.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete ich und fing seinen Blick auf. »Ich habe Laurel immer wieder gefragt, und er hat abgestritten, etwas damit zu tun gehabt zu haben.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube ihm.« Jedenfalls in diesem Punkt.
    »Deine Hand glüht«, bemerkte Jeff.
    Ich sah hinunter. Die Rune strahlte hell im Schatten des Baumes. Ich hob meine Handfläche hoch. Jeff nahm sie und hielt sie so, dass die Sonne direkt darauf schien. »Was bedeutet sie?«, wollte er wissen. Er schob meine Hand wieder in den Schatten, sodass die Rune deutlicher zu sehen war, und beugte sich darüber. Ein weiterer Schmetterling taumelte vorbei, und der Luftzug seiner Flügel war so stark wie der von Dragoness Morainas Schwingen. Er flog einen Kreis und landete auf meiner Schulter. Ich fühlte, wie sein Gewicht mich in der Erde verankerte, während der Wind mir das Geheimnis des Fliegens zuflüsterte.
    »Wahrheit«, erwiderte ich, während Jeff mit dem Finger die hellen Linien nachzeichnete.
    »Was zum Teufel tun Sie da? Treten Sie von ihm weg!«
    Jeff zuckte zusammen, als Groskin aus der Offiziersmesse stürmte. Der Schmetterling schlug einmal mit den Flügeln, ein zweites Mal, sie streiften meine Wange, dann flog er davon, ein bunter Fleck vor dem blauen Himmel.
    »Groskin!« Suiden tauchte aus dem Büro der Hauptleute auf. Groskin nahm Haltung an. »Reiter Jeffen ist exakt da, wo er sein soll. Sie dagegen nicht. Zurück auf Ihren Posten.«
    Groskin wirbelte herum, ohne mir in die Augen zu sehen, und marschierte ins Haus zurück.
    Suiden blieb einen Moment stehen und blinzelte in die helle Sonne. Er gab es auf, drehte sich um und machte Anstalten, in sein Büro zu gehen. »Kommen Sie rein.«
    Wir folgten Suiden nach drinnen. In dem relativ dunklen Raum sah ich jemanden neben dem Hauptmann stehen.
    »Das ist Lord Esclaur ibn Dhawn e Jas, Leutnant. Der König hat ihn uns geschickt, damit er Ihnen bei Ihrer Post hilft.«
    Vermutlich war ich der einzige Leutnant in der Königlichen Armee, der einen Privatsekretär hatte. Ich verbeugte mich. Als ich wieder hochkam, um Luft zu holen, hatten sich meine Augen an die Dämmerung gewöhnt. Ich erkannte in dem Mann den Adligen, der die Bemerkung mit dem Eichhörnchen gemacht hatte, ich erinnerte mich auch daran, dass Lord Gherat mich begleitet hatte, und mir wurde bewusst, dass mein königlicher Cousin einen höchst seltsamen Sinn für Humor hatte.
    »Heil Euch, Leutnant Lord Hase ibn Chause e Flavan«, sagte Lord Esclaur, als er sich ebenfalls verneigte. Er war Hauptmann Javes’ Bruder im Geiste, bis hin zu seinem Lorgnon und seinen pomadisierten Locken. »Wenn ich recht verstehe, sind Sie in Verlegenheit wegen eines Überflusses an Einladungen.«
    Ich warf einen Blick auf Hauptmann Suidens Schreibtisch und sah, dass der Berg von Post sich zu einer wahren Gebirgskette ausgewachsen hatte. »Ja, Mylord, ich denke, das kann man wohl sagen.«
    Lord Esclaur folgte meinem Blick, und einen Moment lang entglitten ihm seine Gesichtszüge. Er schloss mit einem vernehmlichen Klacken den Mund und trippelte zu dem Haufen weißer Umschläge, während er sein Lorgnon an die Augen hob. »Ich muss schon sagen! All das ist für Sie? Sie sind wirklich sehr beliebt, stimmt’s?«
    »Wie Sie sehen können, Lord Esclaur,

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