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Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition)

Titel: Grenzlande 2: Die Königstreuen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Freeman
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flüsterte ich. »Ich war sehr erschrocken.«
    Wyln seufzte leise und melodisch. »Ich glaube, das seid Ihr seit unserer ersten Begegnung.«
    Das stimmte allerdings. »Ich finde das alles ziemlich … befremdlich.«
    »Es ist für Euch schwerlich bizarrer als für mich, der nicht nur einen Mensch als Cyhn hat, sondern auch noch einen aus dem Geschlecht von Iver Bluthand. Trotzdem war ich der Meinung, wir hätten den Wunsch überwunden, uns gegenseitig umzubringen.«
    »Ich wollte Euch nie töten, ehrenwerter Cyhn« , antwortete ich. »Es ist nur …« Ich seufzte ebenfalls. »Dort, wo ich aufgewachsen bin, ist es den Menschen nicht gut ergangen, wenn sie auf Elfen trafen.«
    »Ebenso wenig wie den Elfen, als die Menschen in das Land einfielen, in dem ich geboren und aufgewachsen bin«, erwiderte Wyln. »Unsere beiden Rassen blicken auf eine mehrere Jahrhunderte lange gemeinsame Geschichte zurück, Zweibaums Sohn. Und nichts davon ist besonders erbaulich. Einige von uns sagen, wir hätten Euch einmal hineingelassen und ja gesehen, was dann passiert war. Es sind dieselben, die behaupten, nur wenn man unser restliches Land von Menschen reinigte, könnte man vermeiden, dass sich so etwas wiederholt. Andere dagegen, wie Seine Gnaden, der Fyrst, argumentieren, dass wir genauso wären wie Iver und die Seinen, wenn wir das täten. Nur muss er sich dann als Gegenargument anhören, dass wir in diesem Fall wenigstens unser Heim und unsere Familien behalten würden.«
    Da war noch etwas aus meiner Kindheit, woran ich mich erinnerte. Während uns Dragoness Moraina selbst vor den erbittertsten Menschenfeinden beschützte, gab es unaufhörlich Debatten im Weiler, was unsere Anwesenheit anging. Die Tatsache, dass wir den Hof besaßen, bedeutete, dass irgendwelche Faena ihn eben nicht hatten. »Ich habe dieses Argument bereits gehört, Cyhn «, murmelte ich.
    Die Matratze sank ein, als Wyln sich auf den Rand setzte. »Seht mich an.«
    Ich drehte meinen Kopf zu dem Zauberer, und die Kerze auf dem Nachttisch flammte auf. Ich zuckte bei der plötzlichen Helligkeit zusammen.
    »Ihr seid mein Cyhn «, erklärte Wyln ernst. »Ich habe dem Ältesten meines Geschlechts geschworen, für Eure Erziehung zu sorgen, bis Ihr bereit seid, vor den Gaderian á Deorc Oelfs zu treten und Eure Reife zu erklären.«
    Ich sah ihn verwirrt an. »Ich? Ich soll vor das Konzil der Dunkelelfen treten?«
    Wyln lächelte wieder amüsiert. »Wo sonst würde ein Sohn von Loran dem Fyrst so etwas erklären? Auf irgendeinem Dorfanger in der hintersten Provinz, auf dem sich Ziegen und Gänse tummeln?« Sein Lächeln verschwand. »Ich habe es geschworen, Hase. Sic, ich habe es geschworen. Und nichts, weder hier noch in den Grenzlanden, weder Fae noch Mensch, weder adelig noch niedriger Abstammung, nichts aus der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft der Erde wird mich dazu bringen, mein Gelübde zu brechen.«
    Ich betrachtete Wylns Gesicht, als mir vielleicht zum ersten Mal klar wurde, dass dieses cyhn , diese Patenschaft, zwei Seiten hatte. Ich wusste von meinen Verpflichtungen dem Geschlecht Lorans gegenüber. Ich war mir sogar über die Verpflichtung dieses Stammbaums mir gegenüber bewusst, soweit jemand, der da nicht hineingeboren worden war, das wissen konnte. Ich hatte jedoch nie darüber nachgedacht, was es für Wyln persönlich bedeuten musste, mich als seinen Pflegebruder angenommen zu haben – angesichts der Tatsache, dass mein ach so ferner Vorfahr Iver nicht nur Wyln und sein Volk von ihrem Land vertrieben, sondern dabei auch noch die Frau und die Kinder des Zauberers ermordet hatte.
    »Warum?«, fragte ich.
    Wyln runzelte die Stirn. »Warum was? Warum ich meinen Eid nicht brechen werde?«
    »Nein. Warum habt Ihr dieses Gelübde überhaupt abgelegt?«
    »Ah. Dafür gibt es viele Gründe, Zweibaums Sohn.« Wylns Griff lockerte sich. »Einschließlich diesen hier. Öffnet Eure Hand.«
    Ich gehorchte und sah die Feder darin, darunter die Rune, die wie eine Narbe aussah.
    »Während Ihr schlieft, habt Ihr sie unter Eurem Kissen hervorgezogen und wolltet sie auf den Boden fallen lassen. Ich konnte Euch gerade noch daran hindern. Jeff Corbins Sohn sagte, Ihr hättet das Gleiche getan, als Ihr in der Kirche eingeschlafen wäret. Was habt Ihr geträumt?«
    Ich starrte auf die Feder und stemmte mich hoch, was nicht ganz einfach war. Wylns Griff hatte sich zwar gelockert, aber er hatte meine Hand nicht losgelassen. Ich erinnerte mich vage daran, wie jemand meinen

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